Nach dem Zweiten Weltkrieg wandert der jüdische Architekt László Tóth (Adrien Brody) in die USA, um ein neues Leben aufzubauen. Nach einem misslungenen Auftrag und dem Abrutschen in die Morphium-Sucht erhält er eine zweite Chance, als er von dem reichen Magnaten Harrison Lee Van Buren (Guy Pearce) entdeckt wird. Lesen Sie hier unsere Kino-Kritik zu „The Brutalist“.
Seine Ankunft in New York 1947 ist ein chaotisches Taumeln an Land. Seine Visionen und der Boden unter seinen Füßen schwanken. László Tóth (Adrien Brody), ein jüdischer Architekt, hat den Holocaust und das Konzentrationslager überlebt, und hat nichts als Hoffnung im Gepäck. Doch sein planerisches Talent wird zunächst verkannt, er verfällt dem Opium, vermisst seine noch in Budapest zurückgebliebene Frau (Felicity Jones). Bis sich das Blatt wendet und der gebürtige Ungar mit dem Bau eines monumentalen Gemeindezentrums betraut wird. Tóths künstlerische Radikalität, die sich ganz der Architektur des Brutalismus und schmucklosem Sichtbeton verschreibt, explodierende Kosten und das Unverständnis, ja die Arroganz seines reichen Auftraggebers (Guy Pearce) gegenüber den avantgardistischen Ideen des Juden kulminieren in Dissonanz, ja Kampf.
Es ist ein Ringen um Autonomie in einem kapitalistischen System. Und Regisseur Brady Corbet findet großartige Bilder für diese Gratwanderung zwischen baulicher Ästhetik und Ökonomie. Da ist der Millionär, der sich verewigen will, da der Architekt, der dessen Gigantomanie zwar umsetzt, seinen Entwurf aber eisern verteidigt. Denn die Mauern, die er hochzieht, umschließen Tóths eigenes Trauma. Und für Einwanderer ist Anerkennung nicht vorgesehen.
Wir blicken auf ein migrantisches Aufsteigerschicksal, das kein rosiges Bild des American Dream zeichnet, vielmehr dessen Trugschlüsse offenbart. Zugleich fächert der dreieinhalbstündige Film in elegischen 215 Minuten ein Stück jüdischer Geschichte über ein Paar – László und Erzsébet – auf, das an der Bewältigung der Vergangenheit fast zerbricht. Und nein, das Drama ist kein Biopic. Für die Statik dieses zu Recht als Oscarfavorit gehandelten filmischen Epos sorgt die fulminant facettenreiche Performance Adrien Brodys, sein Bangen um die akkurate Umsetzung seines architektonischen Konzepts, das ihn bis in die Marmorsteinbrüche von Carrara führt. Ein Mann, getrieben vom unsichtbaren Rasen seiner Vision, gestrandet in einem weiten Land, das ihn künstlerisch dennoch einzuengen versucht.
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