Der Verzweiflung nahe ist eine 35-jährige Mutter aus Wels in Oberösterreich. Nach der Trennung vom Kindesvater blieb sie auf einem Schuldenberg sitzen und konnte ihre Mietwohnung nur dank der Hilfe ihrer Familie behalten. Von Stadt und Staat fühlt sie sich in Stich gelassen. Sie ist mit ihrem Schicksal nicht alleine.
In der Warteschleife ist in Wels ein Maßnahmenpaket für die Bekämpfung der (Kinder-)Armut. Wie berichtet, wurde der Antrag der SPÖ einem Ausschuss zugewiesen. Die FPÖ will das Paket erst schnüren, wenn genaue Zahlen aller Armutsgefährdeten vorliegen – Kritiker poltern. „Es brennt der Hut“, so der parteilose Gemeinderat Ralf Drack.
Ich stehe völlig unverschuldet vor der Privatinsolvenz. Psychisch macht mich das fertig.
Sarah Hadzipasic, alleinerziehende Mutter
„Ich weiß nicht mehr, wie es weitergeht“, ist auch Sarah Hadzipasic verzweifelt. Die 35-Jährige hat vor der Geburt ihres Sohnes Amin 2022 als Teamleiterin für einen Onlineshop gearbeitet, da war die Welt noch in Ordnung: „Ich war aber leider blind vor Liebe und musste mich vom Kindsvater trennen. Er ließ mich auf einem großen Schuldenberg sitzen und zahlt keinen Unterhalt. Völlig unverschuldet stehe ich vor der Privatinsolvenz.“
Mit dem Karenzgeld von 520 Euro kann sie nicht einmal die monatliche Miete von 606 Euro begleichen. Die Stadt lehnte die Wohnbeihilfe ab, weil der Anspruch auf die Alimente noch nicht geregelt ist. Wegen eines Missverständnisses floss drei Monate keine Sozialhilfe. „Ich war kurz davor, die Wohnung zu verlieren. Zum Glück hat mir meine Familie geholfen.“
Ungewisse Zukunft
Mit 31. Jänner läuft die Karenz aus, ihr Ex-Arbeitgeber löste sich auf – jetzt sucht sie einen neuen Job. Immerhin hat Amin einen Krabbelstubenplatz erhalten: „Eigentlich geht das nur, wenn die Mutter arbeitet. Es war Zufall.“
Ohne Job kein Anspruch auf Kinderbetreuung
So viel Glück hatte Borislavka Zaric nicht. Sie hat zwar einen 25-Stunden-Job, weil ihr Sohn Stefan (4) hyperaktiv ist, wird ihm ein Kindergartenplatz aber verweigert. Stattdessen wird er im Kindertreff „Bienenhaus“ betreut, wo eine Stunde 4,50 Euro kostet. Doch auch diesen Platz soll er bald verlieren: „Wenn ich keine Betreuung finde, bin ich meine Arbeit los“, so die Mama.
Verzweifelt ist auch eine alleinerziehende Vierfach-Mama, die anonym bleiben möchte. Weil sie eine 50-prozentige Behinderung hat, ist es für sie nicht leicht, einen Job zu finden. Das Problem: Ohne Job besteht kein Anspruch auf einen Krabbelstubenplatz für ihre Tochter (2). Auch sie ist im „Bienenhaus“ um rund 400 Euro im Monat untergebracht. Dazu kommen Fixkosten von 800 Euro für Miete und Strom – das AMS überweist 670 Euro.
Kommentare
Die Kommentarfunktion wurde deaktiviert.