Psychische Gewalt?

Schwere Vorwürfe: ÖTTV-Chef bricht sein Schweigen

Sport-Mix
30.01.2025 07:12

Nach langem Schweigen hat sich Tischtennis-Verbandspräsident Wolfgang Gotschke zu den Vorwürfen gegen ihn und ÖTTV-Sportdirektor Stefan Fegerl geäußert. Dass Fehler in der Kommunikation passiert sind, bestritt der 61-Jährige nicht. Aber: „Es gibt keinen Sportler oder Sportlerin, die jemals von mir behaupten könnte, ich habe sie persönlich unter Druck gesetzt oder psychische Gewalt ausgeübt“, sagte Gotschke. Bei der Vorstandswahl am 30. März will er kandidieren.

Zur Vorgeschichte: Gegen Gotschke und Fegerl gibt es seit dem Vorjahr massive Vorwürfe von Aktiven, von psychischer Gewalt sowie Vernachlässigung war die Rede. Der Verband leitete eine Untersuchung ein, deren Bericht soll die Verfehlungen untermauert haben und von einem „nachhaltig zerrütteten Verhältnis“ zwischen Aktiven und der Verbandsspitze sprechen. Die Präsidentenkonferenz als ÖTTV-Aufsichtsorgan konnte sich aber nicht zu personellen Schritten durchringen, weil in dem Gremium keine Einigkeit herrschte.

Stefan Fegerl (li.) und Wolfgang Gotschke (re.) (Bild: GEPA pictures)
Stefan Fegerl (li.) und Wolfgang Gotschke (re.)

„Natürlich sind Fehler passiert. Natürlich muss man dran arbeiten, die Fehler auszubessern und Kritik muss man entgegennehmen“, erklärte Gotschke. „Aber die Vorwürfe in dieser Dimension, wie sie vorliegen, muss ich vehement zurückweisen.“ Er habe niemandem Ultimaten gestellt oder gedroht und er glaube auch nicht, dass Fegerl dies getan habe, sagte der Wiener. „Zwei Spieler sagen aus, dass sie Existenzängste haben, weil sie glauben, sie fliegen beim Bundesheer raus, wenn der Stefan etwas Böses über sie sagt. Beim Bundesheer geht es aber nur um Leistung. Wenn die Verantwortlichen des Bundesheeres auf die Interventionen des Verbandes achten würden, das spricht sich ja herum“, meinte Gotschke.

Öffentliche Anpatzung kontraproduktiv
Verbandsinterne Möglichkeiten, um Hilfe in Anspruch zu nehmen – es gibt eine Vertrauensperson, einen Sportausschuss -, seien nicht wahrgenommen worden. Dass die Negativschlagzeilen bereits zu einem finanziellen Schaden geführt haben – Athletensprecher Daniel Habesohn hatte von abgesprungenen Sponsoren berichtet -, bestätigte Gotschke. win2day habe sich im Vorjahr getrennt und der langjährige Partner Ströck verlängert den Vertrag nicht. „Diese öffentliche Anpatzung ist kontraproduktiv für den Verband.“

Der ÖTTV-Chef hofft daher auf eine Aussöhnung. „Wir als Vorstand haben die Hand ausgestreckt. Wir sagen, machen wir alles, dass es wieder funktioniert. Aber nur zu sagen, Gotschke/Fegerl gehören weg, ist aus meiner Sicht keine Möglichkeit. Es kann nicht so weit ins Persönliche gehen, dass man sagt: ‘Egal was du tust, das kann noch so gut sein, du musst weg!‘“ Spielervertreter Habesohn hatte mit Verweis auf die Vorwürfe und Athletenaussagen genau das gefordert.

Im Rahmen eines Offenen Briefes schlug die ÖTTV-Spitze acht Maßnahmen vor, um das Verhältnis zu den Athleten zu verbessern. Mit Jaroslaw „Jarek“ Kolodziejczyk als Teammanager des Nationalteams gibt es einen weiteren Ansprechpartner für die Sportler. Im Bundesleistungszentrum Stockerau wurde mit Dmitrij Levenko ein zusätzlicher Bundestrainer engagiert. Zudem soll die physiotherapeutische Betreuung verstärkt und die Planungssicherheit in Sachen Training und Turniere erhöht werden. Auf der Liste steht auch eine Athletenvereinbarung, die die Nationalkader-Sportler unabhängiger machen soll.

„Ich bin kein Sesselkleber“
Über einen Rücktritt habe Gotschke nie nachgedacht, weil: „Das wäre ein Schuldeingeständnis. Mir ist die ganze Situation nicht wurscht und ich bin absolut unglücklich darüber.“ Bei der Vorstandswahl im Rahmen der vorgezogenen Generalversammlung am 30. März wird Gotschke, der 2021 zum ÖTTV-Präsident gewählt worden war, „aller Voraussicht nach“ wieder kandidieren. „Ich mache es gerne weiter, aber nicht um jeden Preis.“ Er sei es leid, öffentlich beleidigt zu werden.

„Ich bin kein Sesselkleber. Wenn der Verband sagt, ‘lieber Gotschke, das war zwar alles schön und gut, was du gemacht hast, aber wir hätten lieber den als Präsidenten‘, dann soll es so sein.“ Dass es nun zur Wahl kommt, findet er grundsätzlich gut, schließlich sei dies ein demokratisches Mittel. „Und so wie ich höre, wird der Daniel Habesohn eh kandidieren, da kann dann jeder entscheiden.“

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