Kaum zu glauben, aber wahr: Österreichs Ex-Weltklasse-Libero Wolfgang „Sali“ Feiersinger feiert am heutigen Donnerstag seinen 60. Geburtstag. Der ehemalige Weltklasse-Verteidiger ist nach dem Schock eines Zusammenbruchs und der folgenden Lebensgefahr im Dezember 2013 mittlerweile wieder völlig gesund. Das schönste Geschenk für den Jubilar.
Ausgerechnet beim Gedenkturnier für den viel zu früh verstorbenen Bruno Pezzey war Feiersinger damals in Reutte zusammengesackt und war mit Herzproblemen ins Spital gebracht worden. Erst nach einer Nacht auf der Intensivstation in Innsbruck hatte es Entwarnung gegeben.
„Das ist so unerwartet gekommen, dass ich ein Jahr lang damit zu tun hatte, es mental zu verkraften. Das Urvertrauen in meinen Körper hat extrem gelitten und war auch in der Folge nicht gleich wieder hundertprozentig da“, meint der 46-fache ÖFB-Teamspieler über jene Rhythmusstörungen, welche ein vergrößerter Vorhof in seinem von jahrelangem Spitzensport gezeichnetem Herzen verursacht hatte.
„In den Wochen nach dem Zusammenbruch hatte ich wirklich massive Probleme. In dieser Zeit habe ich mich nicht einmal richtig vor die Haustür getraut“, blickt Feiersinger zurück. „Aber danach war ich gottseidank sogar schon wieder fest auf Ski-Touren unterwegs.
Flucht aus der Öffentlichkeit
Erst der dramatische Zwischenfall hatte den einstigen Ausnahmekicker zurück in die Schlagzeilen befördert. In den Jahren zuvor hatte er nahezu die Flucht aus der Öffentlichkeit angetreten. „Ich war froh, dass der Abschnitt des Profifußballs hinter mir lag. Dadurch konnte ich mich relativ anonym bewegen“, analysierte Feiersinger in einem seiner seltenen Interviews.
2009 hatte er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin in Aurach bei Kitzbühel die Hochwildalmhütte übernommen, er bewirtete seine Gäste und war froh über sein neues Leben fernab der einstigen Hektik im Millionengeschäft. Die Arbeit auf der Alm sei „mit wahnsinnigem Idealismus verbunden“, sagte Feiersinger und meinte es auch so.
Eigentlich keine Überraschung: Schon seine aktive Laufbahn hatte sich dadurch ausgezeichnet, dass sie einfach anders verlaufen war. Der am 30. Jänner 1965 geborene Wolfgang Feiersinger konnte mit dem Ball am Fuß bald Sachen, die man im Pinzgau nur aus dem Fernsehen kannte.
Der gelernte Gendarm fiel beim 1. Saalfeldner SK durch seine Genialität auf dem Platz auf und die Salzburger Austria holte das Talent 1986 in die Landeshauptstadt. Doch die Violetten waren damals zweitklassig. Der Meisterschaftsalltag im Stadion Lehen sah u.a. Gastspiele von DSV Alpine, St. Veit, Union Vöcklamarkt, Spittal/Drau, der IG Bregenz/Dornbirn, von Flavia Solva oder vom Kremser SC vor.
Feiersinger schaffte dennoch Historisches und holte sich als erster Spieler aus der 2. Division mit einem Supertor im November 1986 gegen Mödling die Auszeichnung zum Tor des Monats. Damals wirbelte er noch im Mittelfeld mit seinen langen Haaren um die Wette: Eines seiner Markenzeichen.
Fußball-Märchen
Erst ein echtes Fußball-Märchen sollte den Salzburger Violetten dann 1989 das Comeback in der Bundesliga bringen: Hans Krankl kam, sah und traf. Statt ins untere Playoff ging es auf den letzten Drücker ins mittlere Playoff, womit die Chance auf den Aufstieg gewahrt war. Die Fans stürmten Lehen, gegen Sturm Graz kamen über 17.000 und sorgten für eine damals in Österreich unglaubliche Atmosphäre.
Krankl ging und wurde Rapid-Trainer. Feiersinger blieb und feierte am 21. Juli 1989 beim torlosen Remis daheim gegen den GAK sein Oberhaus-Debüt. Bald konnte auch der nach der WM 1990 in Italien stark in die Kritik geratene Teamchef Josef Hickersberger nicht mehr auf den „Sali“ aus Salzburg verzichten. Am 21. August 1990 durfte Feiersinger gegen die Schweiz im Wiener Prater erstmals auch in der Nationalmannschaft ran. Nach der 1:3-Niederlage gegen die Eidgenossen ging der Daumen jedoch nach unten.
„Er kann sowohl auf der linken als auch auf der rechten Mittelfeldseite eingesetzt werden“, hatte Hickersberger noch vor dem Spiel die Vielseitigkeit von Feiersinger gelobt. Dann setzte er ihn jedoch als linken Verteidiger ein und war mit seiner Leistung auf der ungewohnten Position nicht zufrieden.
Die Teamchef-Ära eins von „Hicke“ war eine Partie später (ohne Feiersinger, dem damit diese Schmach erspart blieb) nach der 0:1-Pleite gegen die Färöer in Landskrona zu Ende. Dafür ging in Salzburg unter dem 1991 gekommenen Coach Otto Barić der Stern des Mittelfeld-Allrounders endgültig auf.
Im UEFA-Cup 1993/94 zogen die Salzburger über die Stationen Dunajska Streda, Royal Antwerpen, Sporting Lissabon, Eintracht Frankfurt und den Karlsruher SC bis ins Finale ein, wo erst gegen Inter nach zwei unglücklichen Niederlagen der Traum vom Europacup-Triumph platzte.
Die ganze Abgebrühtheit und das technische Rüstzeug von Wolfgang Feiersinger zeigte sich dabei speziell bei seinem Siegestreffer zum 1:0-Erfolg im Rückspiel der zweiten Runde in Antwerpen, wo er frei vor dem Tor in aller Seelenruhe noch den gegnerischen Keeper und einen Verteidiger ins Leere fahren ließ, ehe er überlegt einschoss.
Wechsel nach Dortmund
Die Meistertitel 1994 und 1995 sowie die Teilnahme an der Champions League 1994/95 nahm die damalige violette Erfolgself ebenso mit, ehe sich für Feiersinger im August 1996 die Chance seines Lebens bot. Der 31-Jährige war mit seinen Glanzleistungen im Europacup auch Borussia Dortmund ins Auge gestochen und wurde vom deutschen Meister unter Vertrag genommen.
Der BVB reagierte damals auf die Verletzung seines Superliberos Matthias Sammer (mit Deutschland Europameister 1996 und später auch Europas Fußballer des Jahres) und Feiersinger nützte seine Chance. In der Champions League 1996/97 glänzte Österreichs Teamspieler speziell im Halbfinale gegen Manchester United mit einer herausragenden Leistung.
Als Sammer jedoch reichtzeitig vor dem Endspiel gegen Juventus wieder fit wurde, gab es für Feiersinger die bitterste Stunde seiner Laufbahn. Ausgerechnet beim „Finale dahoam“ in München unweit seiner Salzburger Heimat setzte ihn Ottmar Hitzfeld nur auf die Tribüne. „Die Menschlichkeit blieb dabei auf der Strecke“, sollte es der der Dortmund-Coach später richtig beschreiben.
„Das werde ich nie vergessen, es war absolut ungerecht und niederschmetternd“, sitzt der Stachel beim damals ausgebooteten Zaungast auch fast 18 Jahre später noch tief. Der Sieg im Weltpokal blieb da nur ein schwacher Trost. Bei Hitzfelds Nachfolger Nevio Scala stand er dafür hoch im Kurs, der Italiener adelte ihn mit den Worten: „Nur Gott ist perfekt, aber Feiersinger ist es als Spieler.“
Umsichtiger und spielstarker Abwehrchef
Diese Klasse zeigte sich auch im österreichischen Nationalteam. Feiersinger gehörte zu jener Mannschaft, die als Gruppensieger das Ticket zur WM 1998 in Frankreich löste. Bis heute immer noch die letzte sportliche Qualifikation, welche das ÖFB-Team geschafft hat. Vor dem damals in Glanzform befindlichen Keeper Michael Konsel glänzte „Sali“ Feiersinger als umsichtiger und spielstarker Abwehrchef. Den Rest erledigte davor die „Abbruch GesmbH“ Peter Schöttel/Toni Pfeffer. In den Spielen gegen Kamerun, Chile (jeweils 1:1) und Italien (1:2) überzeugte diese Defensive vollauf, leider blieb man jedoch in der Offensive trotz großer Namen weit hinter den Erwartungen zurück.
Der Blick zurück von Feiersinger auf die Weltmeisterschaft fällt deshalb auch trotz seiner persönlich starken Leistungen wenig zufriedenstellend aus: „Wir hätten dort mutiger auftreten sollen. Mit dieser Klasse, die wir damals gehabt haben, hätten wir weiterkommen müssen.“
Mit dieser Klasse, die wir damals gehabt haben, hätten wir weiterkommen müssen.
Wolfgang Feiersinger
Am 28. April 1999 absolvierte Feiersinger beim 7:0-Kantersieg gegen San Marino in der EM-Qualifikation das letzte seiner 46. Länderspiele. Bis Sommer 2000 blieb der ÖFB-Legionär in Dortmund, ehe er beim LASK, zurück bei Austria Salzburg und beim PSV/SW Salzburg (Ex-Gendarm Feiersinger lief also beim Polizeisportverein Schwarz Weiß ein) seine aktive Karriere ausklingen ließ.
Auch Tochter sportlich erfolgreich
Von 2006 bis 2008 arbeitete der ehemalige Weltklasse-Spieler als U17-Betreuer im Bundesnachwuchszentrum Salzburg und gab seine Erfahrung an die jungen Spieler weiter. Seine Tochter Laura ist langjährige österreichische Nationalspielerin bei den Frauen und zeigte mit dem Nationalteam beim sensationellen Semifinal-Einzug (wo erst im Elfmeterschießen das Aus kam) bei der EM 2017 in den Niederlanden groß auf.
„Ich erkenne mich in meiner Tochter wieder mit ihrem Laufeinsatz und Engagement im Spiel“, meint der stolze Papa Feiersinger. Mit Begeisterung und Stolz verfolgt er die Spiele von Laura, die schon als 17-Jährige vom USK Hof nach Deutschland ging, um Fußballprofi zu werden. Nach Engagements beim Herforder SV, FC Bayern, SC Sand, Eintracht Frankurt und AS Roma spielt Feiersinger seit Sommer 2024 beim 1. FC Köln.
Lauras Mutter hatte damals bei der Europameisterschaft in den Niederlanden in der Nähe des ÖFB-Quartiers sogar ein Haus angemietet und die Spiele ihrer Tochter live im Stadion verfolgt. Vater Wolfgang beschränkte sich auf seine Rolle abseits der Öffentlichkeit. Dort fühlt er sich am Wohlsten.
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