Brucknerhaus-Affäre

Nach Prozess versagte Operntenor die Stimme

Oberösterreich
30.01.2025 11:08

Von seiner wohl- und volltönenden Stimme ist nur noch ein Stimmchen geblieben: Mit sichtlich zugeschnürter Kehle gab der ehemalige Brucknerhaus-Geschäftsführer Dietmar Kerschbaum nach seinem Prozessauftakt am Donnerstag in Linz den Medien ein kurzes Statement. Er will von seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA, bis zu drei Millionen Euro Schadenersatz.

Sein größter Wunsch sei allerdings nicht die viele „Kohle“, sondern die Ehrenrettung seines angepatzten Images, so Kerschbaum: „Es ist mir wichtig, dass ich diese Vorwürfe entkräften kann. Ich vertraue dabei ganz auf die Justiz. Irgendwann wird die Wahrheit ans Licht kommen. Es sollte einfach eine Entschuldigung der LIVA geben.“

Der Prozess dauerte nur sechs Minuten
Nach nur sechs Minuten fiel am Donnerstag beim ersten Termin im Prozess des entlassenen künstlerischen Geschäftsführers Dietmar Kerschbaum, gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber LIVA schon wieder der Vorhang. Kerschbaum war wegen des Verdachts von Compliance-Verstößen und In-Sich-Geschäften erst freigestellt und im Juli des Vorjahres entlassen worden. Dagegen zog er nun vor Gericht. Frühestens in sechs Wochen beginnt nach dieser juristischen Ouvertüre der erste Akt.  Das ist allerdings noch optimistisch geschätzt, denn die LIVA als Gegenseite hat dann nochmals sechs Wochen Zeit für eine Antwort. 

Doch worum geht es eigentlich? 
Da Kerschbaums Vertrag noch bis Mitte 2027 gelaufen wäre, entgeht ihm zum einen die Bezahlung für diesen Zeitraum, zum anderen fürchtet er wegen des Skandals keine weiteren Engagements als Sänger oder Kunstmanager zu bekommen. Neben der finanziellen Entschädigung will Kerschbaum auch seinen Namen wiederherstellen. Dazu dient ein Feststellungsbegehren: Das Gericht soll feststellen, dass die Stadt für alle Schäden, die aus dieser Situation resultieren, aufkommt. Das könnte im Bereich von drei Millionen Euro liegen.

Sein Mandant sei vor seiner Tätigkeit ein international gefragter Opernsänger gewesen und habe „um einiges mehr verdient als bei der LIVA“, sagte Bernhard Steinbüchler, der Anwalt von Kerschbaum: „Er hat diese Jobs aufgegeben, um das Linzer Brucknerhaus wieder in die Höhe zu bringen. Und jetzt lässt man ihn am politischen Parkett ausrutschen.“ Das wolle er nun entschädigt haben.

„Immer offen für vernünftige Lösung“
Einer außergerichtlichen Einigung, zu der es bisher nicht kam, ist Kerschbaum nicht abgeneigt. „Für eine vernünftige Lösung sind wir immer offen“, betonte Steinbüchler. Aber die LIVA müsse erklären, dass sich Kerschbaum nichts habe zuschulden kommen lassen und ihm seine Ansprüche bis Vertragsende zeitnah zu bezahlen seien. Kerschbaum habe seit seiner Entlassung keine Engagements mehr angenommen, weil er in psychotherapeutische Behandlung sei und könne nicht mehr auf demselben Niveau singen, zum anderen bekomme er gar keine Angebote mehr, weil sich alle fragen „Hat er jetzt was angestellt, oder nicht?“, meinte der Anwalt.

Die Entlassungsgründe
Die LIVA bestreitet die Forderungen Kerschbaums. Man sehe sehr wohl das Vorliegen von Entlassungsgründen wie unentschuldigtes Fernbleiben vom Dienst, Verletzung von Berichtspflichten gegenüber dem Aufsichtsrat, Untreue im Zusammenhang mit dem Lido-Sounds-Festival, Verwendung von betrieblichen Ressourcen für private Zwecke, Spesenabrechnungen in unzulässiger Höhe und problematisches Führungsverhalten.

Vielleicht bekommt auch Luger einen Auftritt
Als Zeuge möchte Anwalt Steinbüchler  jedenfalls den früheren kaufmännischen Geschäftsführer Rainer Stadler hören. Eventuell könnte auch der Linzer Ex-Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) geladen werden. Gegen ihn ermittelt in der Brucknerhaus-Causa die Staatsanwaltschaft und er musste wegen dem Skandal zurücktreten.

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