Bei tödlicher Kälte

Höchststand an sorglos ausgesetzten Schlangen

Die Haltung von exotischen Tieren erfordert Zeit, Wissen und Geld. Das ist nicht jedermanns Sache!

(Bild: stock.adobe.com/Maria - stock.adobe.com)

Das Tierheim Vösendorf meldet einen dramatischen Anstieg bei der Aufnahme von privat gehaltenen Schlangen. Noch nie zuvor wurden in der kalten Jahreszeit so viele Exoten herrenlos aufgefunden wie heuer. Ein besorgniserregender Trend!

Es ist ein erschreckender Fund, der einmal mehr auf ein wachsendes Problem hinweist: Zwei Boas wurden bei eisigen Temperaturen in einem zugeklebten Karton mit etwas Einstreu mitten auf einer Straße in Maria Enzersdorf ausgesetzt. „Glücklicherweise waren wir schnell zur Stelle, um die Tiere zu retten. Sie sind nun stabil und werden überleben“, berichtet Stephan Scheidl, Tierheimleiter in Vösendorf. 

Sich seines Haustiers einfach mittels abgestelltem Karton zu entledigen, zeigt von völlig fehlendem Verantwortungsbewusstsein.  

(Bild: Tierschutz Austria)

Immer mehr ausgesetzte Exoten in Tierheimen
Doch dieser Fall ist kein Einzelfall. Kurz davor wurde in einem Gemeindebau am Wienerberg eine Kornnatter entdeckt! Achtlos in einem Plastikkübel wurde sie im Müllraum gefunden. Bei den herrschenden Temperaturen ist das für die Kaltblüter ein Todesurteil, in dem Fall konnte der Exot gerettet werden.

Noch nie zuvor mussten so viele exotische Schlangen während der kalten Jahreszeit im Vösendorfer Tierheim aufgenommen werden, wie in dieser Saison. „Viele Tierhalter sind mit den hohen Energiekosten für Terrarien oder den anspruchsvollen Bedürfnissen dieser Tiere überfordert, weshalb immer mehr exotische Tiere ausgesetzt werden“, erklärt Scheidl.

Das ist zu beachten:

Exoten sind laut Gesetz Wildtiere. Deren Haltung wird im österreichischen Tierschutzgesetz und im Wiener Tierhaltegesetz geregelt.

Seit 1. Jänner 2023 gibt es einen verpflichtenden Sachkundenachweis für Halter exotischer Wildtiere in Wien. Dieser umfasst:

• Grundkenntnisse über die Herkunft, Haltung und Pflege der sensiblen Tierarten
• Informationen zum sicheren Umgang und Verwahrung
• rechtlichen Bestimmungen

Immer mehr Tiere werden ausgesetzt
Besonders im Winter sind ausgesetzte Tiere den harten Bedingungen hilflos ausgeliefert. Der Anstieg herrenloser Tiere betrifft jedoch nicht nur Reptilien:  Auch hier ist ein Trend zu erkennen, denn nur noch 23 Prozent der aufgefundenen Tiere wurden 2024 von ihren Besitzern gesucht und abgeholt. Die Statistik des Tierheims verrät: 2021 wurden noch 64 Prozent der Fundtiere von ihren Besitzern wieder abgeholt. Traurig! 

Exotische Haustiere brauchen Verantwortung
Besonders im Bereich exotischer Haustiere mahnt Tierschutz Austria zu mehr Verantwortung. „Die zunehmende Zahl ausgesetzter Tiere zeigt, wie wichtig es ist, sich vor der Anschaffung bewusst zu machen, welche Verantwortung damit einhergeht“, so Scheidl. Er würde auch den Zoofachhandel mehr in die Pflicht nehmen. So sollte auch der Verkäufer eine Meldepflicht haben, an wen er exotische Tiere verkauft hat. Denn die Dunkelziffer ungemeldeter Schlangen dürfte groß sein. 

Exoten sind keine unkomplizierten Haustiere, ihre Haltung ist kostenintensiv und erfordert Fachwissen. Dass die beiden Boas und die Kornnatter überleben werden, ist ein kleines Happy End inmitten eines Winters, der schonungslos zeigt, wie wichtig Respekt und Verantwortung gegenüber Tieren sind.