Gestörte Scheidenflora

Darum haben viele Frauen Probleme im Intimbereich

Gesund
02.02.2025 10:00

Die Scheidenflora besteht aus zahlreichen unterschiedlichen Mikroorganismen, die sich in der Schleimhaut ansiedeln. Sie schützen vor schädlichen Keimen und Infektionen im Intimbereich. Ein Gynäkologe erklärt, warum die optimale Zusammensetzung des vaginalen Mikrobioms so wichtig ist.

Die Scheide (Vagina) ist vom Eingang bis zum Muttermund mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die etliche Funktionen erfüllt. Von besonders großer Bedeutung ist der Schutz vor Eindringlingen wie Pilzen und schädlichen Bakterien, die zu Infektionen führen. Dafür braucht es eine intakte Scheidenflora (vaginales Mikrobiom), das heißt, eine ausgewogene Zusammensetzung der dort angesiedelten Mikroorganismen.

„Über das gesunde und natürliche Scheidenmilieu macht sich die Mehrzahl der Frauen sehr oft große Sorgen. Die Patientinnen kommen vermehrt in die ärztliche Sprechstunde, da ihnen auffällt, dass sich Geruch oder Farbe des Ausflusses geändert hat“, berichtet Prof. MR. Dr. Friedrich Gill, Frauenarzt in Wien.

Was dahinterstecken kann, darüber besteht viel Unwissen und es kursieren einige Mythen. So wird mitunter einem neuen Partner etwas vorgeworfen, das nicht den medizinischen Tatsachen entspricht. Aber auch bei Ärzten gibt es oft Unklarheiten, wie der Gynäkologe erklärt.

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Die Scheide ist aber kein steriles Organ und man findet immer – sogar bei Abnahme mittels Watteträger innerhalb von wenigen Tagen – Bakterien unterschiedlichster Prägung, die aber häufig keiner Antibiose bedürfen!

(Bild: Gill)

Prof. MR Dr. Friedrich Gill, Frauenarzt in Wien

Dr. Gill: „So wird etwa von Allgemeinmedizinern sehr oft mit einem mehr oder weniger aktuellen Sekretbefund sofort ein Antibiotikum verabreicht, ohne Wissen über das normale Scheidenmilieu. Die Scheide ist aber kein steriles Organ und man findet immer – sogar bei Abnahme mittels Watteträger innerhalb von wenigen Tagen – Bakterien unterschiedlichster Prägung, die aber häufig keiner Antibiose bedürfen!

Auch der permanente Wunsch nach einer Überweisung ins Pilzlabor, zur neuerlichen Bestimmung der Besiedelung, ist sehr oft irreführend und leider selbst von Medizinern falsch interpretiert.“

Was bedeutet nun das vaginale Mikrobiom?
Das Mikrobiom sorgt dafür, dass nicht immer wieder Infektionen der Harn- und Geschlechtsorgane durch Bakterien oder Pilze bis zu sexuell übertragbaren Erkrankungen auftreten und die Lebensqualität der betroffenen Frauen stark einschränkt.

Aber auch in Hinblick auf eine mögliche Schwangerschaft und dem dadurch eventuell erhöhten Risiko einer Frühgeburt ist es wichtig, ein gesundes Scheidenmilieu aufrecht zu erhalten.

Jedoch sind Störungen der Scheidenflora (vaginale Dysbiosen) laut Dr. Gill stetig im Steigen begriffen. Dadurch kann es nicht nur zu Frühgeburten kommen, sondern auch zu einer Funktionsstörung der Plazenta während der Schwangerschaft, Wachstumsverzögerung des Ungeborenen und sogar zu einem vermehrten Auftreten von Endometriose.

Zusammensetzung der Scheidenflora
Rund 70 Prozent des vaginalen Mikrobioms machen Laktobazillen (eine Bakterienart, die Milchsäure produziert) aus. Von den etwa 120 Stämmen dieser Bakterien, die als Bestandteil einer gesunden Vaginalflora vorzufinden sind, gelten laut Studien vier als besonders bedeutsam, um die Gesundheit des weiblichen Urogenitaltraktes zu gewährleisten. Diese sorgen dafür, dass der pH-Wert der Scheide im richtigen Bereich bleibt und somit ein saures Milieu schafft.

Wichtig ist die optimale Zusammensetzung der Mikroben, welche die Schleimhaut der Scheide besiedeln. (Bild: stock.adobe.com/TeraVector - stock.adobe.com)
Wichtig ist die optimale Zusammensetzung der Mikroben, welche die Schleimhaut der Scheide besiedeln.

„Bei einem Mangel an Laktobazillen kommen Patientinnen immer wieder in kurzem Abstand mit Beschwerden in die gynäkologische Sprechstunde. Bringt man das Milieu wieder ins Gleichgewicht, sind sehr häufig die wiederkehrenden Probleme beseitigt“, so der Gynäkologe.

Bei Beschwerden keine Selbstbehandlungen 
Treten Beschwerden auf, sollten diese unbedingt vom Facharzt abgeklärt werden, anstatt Selbstbehandlungen, basierend auf Vermutungen, durchzuführen, wie Dr. Gill betont. Er rät auch dringend vor der Anwendung von Pilzmitteln ohne vorhergehende Abklärung ab. Ebenso vor der Verwendung von in Joghurt oder Teebaumöl getränkten Tampons etc., da sie mehr schaden als nützen.

Falls z. B. am Wochenende gerade kein Arzt erreichbar ist, hat Dr. Gill folgenden Tipp: „Apfelessigspülungen mit zwei Esslöffel Apfelessig auf einem Liter lauwarmem Wasser einmal täglich, um Akutbeschwerden zu mindern. Dann schnellstmöglich zur ärztlichen Abklärung!“

Der Gynäkologe weiter: „Bei immer wiederkehrenden Pilzinfektionen und im Normbereich liegendem pH-Wert hilft sehr gut die sogenannte Pilzimpfung mit Laktobazillen (3x im Abstand von 14 Tagen und jährlicher Auffrischung) und eine regelmäßige Wärmebehandlung der Scheide. Weiters die wiederholte Einnahme von Probiotikapräparaten, die in der Apotheke oder bei Gynäkologen erhältlich sind.“

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