Berufung geht durch

Haft für gestohlenen Müll: Tumulte im Gerichtssaal

Gericht
31.01.2025 06:00

Umweltaktivist Christian A. wurde vom Bezirksgericht Leopoldstadt zu vier Wochen bedingt verurteilt, weil er Essbares aus dem Müllraum einer Supermarktfiliale retten wollte. Am Donnerstag bekämpfte er das Urteil im Wiener Landesgericht – Dutzende Aktivisten kamen „aus Solidarität“ mit.

Ein Gerichtssaal mit zehn Plätzen, aber fünfmal so viele Gäste, die Christian A. unterstützen wollen. Der Umweltaktivist beruft im Wiener Landl gegen seine Verurteilung im Bezirksgericht Leopoldstadt zu vier Wochen bedingter Haft. Am 26. Mai hatte er die Tonnen im Müllraum einer Hofer-Filiale nach Lebensmitteln durchsucht: Diebstahl, urteilte das Erstgericht.

Umweltaktivist Christian A. im Wiener Landesgericht.   (Bild: Anja Richter)
Umweltaktivist Christian A. im Wiener Landesgericht.  

„Das war so verschmutzt. Alles war zusammengeschmissen: Essbares, Batterien, Pflanzen. Das hat niemals einen Wert von 50 Euro gehabt. Das ist völlig aus der Luft gegriffen“, so der „Lebensmittelretter“, der auch kritisiert, dass von ihm geforderte Zeugen nicht zugelassen worden sind. 

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Das hat niemals einen Wert von 50 Euro gehabt. Das ist völlig aus der Luft gegriffen.

Christian A. zum Richtersenat.

Richterin: „Wir sind hier nicht im Theater“
Als sich der Richtersenat zur Beratung zurückzieht, strömen die zuvor hinausgeschickten Unterstützer wieder in den Saal, einige setzen sich auf den Boden, halten Schilder in die Höhe: „Dumpstern ist kein Diebstahl“, ist darauf etwa zu lesen.

Laut A. stand das Tor des Supermarkt-Müllraums offen – die Polizei sah das anders. (Bild: Jöchl Martin)
Laut A. stand das Tor des Supermarkt-Müllraums offen – die Polizei sah das anders.

„Das ist doch kindisch“, ist die Richterin bei ihrer Rückkehr erstaunt über die Belagerung in Saal 206. „Eher solidarisch als kindisch“, erwidert eine Aktivistin von „Seniors for future“. Schließlich lässt sich die Gruppe, die auch ein Kleinkind dabeihat, doch wieder zum Verlassen des Saales motivieren. Zuvor musste die Richterin damit drohen, den Raum polizeilich räumen zu lassen. 

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Jetzt haben wir eine zweite Chance zu beweisen, dass es sich rechtlich nicht um Diebstahl handelt.

(Bild: zVg)

Anwalt David Jodlbauer vertritt Christian A.

Erleichterung, aber noch kein Sieg
Als Frau Rat verkündet, dass das Urteil aufgehoben wird und im Bezirksgericht neuerlich verhandelt werden muss, bricht tosender Applaus und Jubel im und vor dem Verhandlungssaal aus: „Hören Sie auf zu klatschen, wir sind ja nicht im Theater“, seufzt die Vorsitzende, die sichtlich erleichtert ist, dass die turbulente Verhandlung vorüber ist.

Aktivisten belagerten den Boden von Saal 206 im Landl. (Bild: Anja Richter)
Aktivisten belagerten den Boden von Saal 206 im Landl.

Jetzt ist wieder das Bezirksgericht am Zug. Dort wird auch der größte Saal aus allen Nähten platzen, wenn Christian A. mit seinem Anwalt David Jodlbauer erneut um einen Freispruch kämpft.

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