In Favoriten hat Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) jetzt sein neues Sprachprogramm „Mission Deutsch“ vorgestellt. Für die blau-schwarzen Koalitionsverhandler im Bund hagelt es Kritik.
„Wien kann nicht mehr“, so Wiederkehr und ergänzt, „wir können nicht weiterhin Hunderte zusätzliche Schulkinder pro Monat aufnehmen, die noch nie eine Schule besucht haben, ohne dass es eine faire Unterstützung vom Bund gibt.“
Keine Unterstützung des Bundes
Die Lage in den Schulen ist besorgniserregend: In den Volksschulen hat nur noch rund ein Drittel der Kinder Deutsch als Erstsprache, in den Mittelschulen ist es sogar nur ein Fünftel. „Wien sucht sich nicht aus, wer nach Wien kommt. Aber wir werden dafür bestraft, indem wir nicht die Mittel bekommen, die wir brauchen“, ärgert sich der NEOS-Vizebürgermeister.
Wir müssen sogar davon ausgehen, dass die Bundesregierung noch stärker als bisher gegen Wien, gegen die Wiener Schulen, gegen die Wiener Kinder Politik machen wird.
Christoph Wiederkehr
Bild: Urbantschitsch Mario/Mario Urbantschitsch
„Reise ins vergangene Jahrhundert“
Dazu komme eine geplante „Herdprämie“, die es Müttern ermöglichen soll, zu Hause bei ihren Kindern zu bleiben. „Das ist integrationsfeindlich, bildungsfeindlich und schlecht für die Wirtschaft“, so Wiederkehr. Gerade Kinder aus migrantischen Familien würden so noch seltener in Kindergärten gehen – mit gravierenden Folgen für ihre Sprachentwicklung. „Hier erleben wir eine atemberaubende Zeitreise ins vergangene Jahrhundert.“
Wien will gegensteuern
Die „Mission Deutsch“ soll gegensteuern. Ab sofort werden Freiwillige gesucht, die als Lesepaten die Kindergärten besuchen. „Ob es der Opa aus Favoriten ist oder eine Unternehmensberaterin aus dem dritten Bezirk – jeder kann mithelfen. Bis zur Wahl sollen zudem 50 neue Sprachförderkräfte eingestellt werden. Weitere 500 sollen folgen.
Wien will gesetzliche Grundlagen schaffen
Von der neuen Bundesregierung fordert Wien ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr. Wien selbst will per Gesetz die Pflichtbesuchszeit von 30 Stunden pro Woche umsetzen. Zudem soll es für Kinder ohne ausreichende Sprachkenntnisse verpflichtende Deutschkurse in den Ferien geben. Wiederkehr weiß: „Das können wir auf Landesebene gesetzlich regeln.“ Nachsatz: „Lieber wäre mir aber, wenn der Bund von allein draufkommt.“
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