Als 2020 der „Sturm“ namens Corona über die Welt hereinbrach, bauten viele Menschen sinnbildlich Mauern. Dagegen setzte ein damals 18-jähriger Oberösterreicher Segel: Er avancierte erst zum E-Sport-Star, eher er über die Spielkonsole den Sprung in eine US-Motorsportserie und echten Boliden schaffte.
Seine Story hätte sogar für Hollywood Stoff:
Lorenz Hörzing!
Der Ebenseer wird am Freitag 23 Jahre alt und macht in Deutschland und den USA die Pilotenausbildung für die Lufthansa-Gruppe. Er hat dafür aber kaum Zeit, weil er während des Corona-Lockdowns daheim mit E-Autorennsport am Computer begann. Somit fuhr er am Simulator gegen Millionen andere, etablierte sich in der Weltspitze und erhielt als „Gewinn“ ein Cockpit in einem echten Boliden. Darin triumphierte er inzwischen auch in einer US-Rennserie, der Prodigy Racing League – zur Freude von Real-Madrid-Keeper Thibaut Courtois, dem das Racing-Team gehört und für das Lorenz Hörzing am Sonntag schon wieder nach Miami abhebt.
„Krone“: Herr Hörzing, wie oft denken Sie sich eigentlich frei nach Wolfgang Ambros „Zwickt’s mi, i man i tram“?
Lorenz Hörzing: Ich weiß nur: Hätte mir das vor zwei Jahren wer gesagt, dass ich gleich zwei Kindheitsträume ausleben kann, hätte ich das für mich möglich gehalten.
Wie hat sich das alles ergeben?
Ich bin als Kind schon mit dem Controller vor der PlayStation gesessen.
Wie alt waren Sie da?
Drei oder vier! Mit 16 hab ich mir ein Lenkrad zugelegt und das Ganze am Computer begonnen. Als das langweilig wurde, begann ich, am Simulator gegen echte Gegner zu fahren, indem ich in die internationale Szene eingestiegen bin.
Wie darf man sich das als Laie vorstellen?
Wegen Corona wurden damals einige richtige Rennserien auf digital umgestellt, um Simulator-Fahrern eine Chance zu geben. Die 20 schnellsten der Welt durften danach eine Rennserie fahren – das war mein Einstieg.
Wie viele Fahrer waren damals in der Quali dabei?
Hunderttausende sicher, vielleicht sogar Millionen. Insgesamt spielen ja sogar Hunderte Millionen auf der Welt Simulator – online.
Wie 2020 ein damals 18 Jahre alter Ebenseer.
Ja, ich hatte während Corona viel Zeit, bin jeden Tag einige Stunden gefahren. Aber es war nie mein Ziel, das professionell zu machen. Es ist einfach passiert, weil das Talent da war.
Sie haben ja auch bald Ihr erstes Preisgeld kassiert.
Das war in der Formel-E-online. Damals gab’s einen Preisgeldtopf von 100.000 Euro, der unter den 20 Fahren je nach Platzierung aufgeteilt wurde. Ich wurde Zehnter und bekam 2500.
Wie viele Klassen gibt es eigentlich?
Das ist unbegrenzt. Man kann jedes Auto, das es in echt gibt, digital fahren. Sogar die Formel 1 hat eine E-Sport-Serie. Man muss ein gewisses Alter haben und über eine Qualifikationsserie in ein Team kommen – theoretisch kann man das, viel Talent vorausgesetzt, binnen einem Jahr schaffen.
Aber wie gelang es Ihnen, ins Cockpit eines richtigen Boliden zu kommen?
Das war 2023, als ich eigentlich mit dem schon wieder eher aufgehört hatte, um mich für meine Bewerbungsphase für die Flugschule zu konzentrieren. Damals wurde ich von Racing Prodigy – das ist ein US-Programm, in dem ich angemeldet war – zu einem Digitalrennen eingeladen – und für das galt: Der Sieger darf in Atlanta einen echten Rennboliden fahren.
Und Sie haben dieses „Sim-Race“ gewonnen!
Ja, ich erfüllte mir bereits damit einen Traum, obwohl damals noch nicht klar war, dass es eine ganze Rennserie in echten Autos geben wird, die ich jetzt fahre. Insgesamt sind wir jetzt 24 Fahrer, die zeigen sollen, was man vom Simulator ins echte Auto übertragen kann. Für die Rennserie gab’s im Juli 2024 in London in einer Kooperation mit dem Formel-1-Team von Williams ein Draft-Event. Da durften sich die sechs an der Rennserie beteiligten Teams jeweils vier Fahrer aussuchen.
Und Ihr heutiger Teamchef, Real-Madrid-Keeper Thibaut Courtois, machte dabei mit Ihnen einen guten Griff.
Er ist Rennsportfan und sitzt heute noch regelmäßig am Simulator.
Und wird inzwischen ein Hörzing-Fan sein. Schließlich fuhren Sie ja schon beim zweiten der fünf Serien-Events mit jeweils zwei Renen einen unfassbaren Doppelsieg ein.
Das war Anfang Jänner auf der US-Rennstrecke von Sebring. Weil erst mein Flug Wien – Amsterdam – Orlando gecancelt wurde, wäre ich über Manchester geflogen. Weil dort aber ein Schneechaos war, gab es auch diesen Flug nicht. Also flog ich über Paris und Montreal, war 48 Stunden unterwegs und verpasste den einzigen Trainingstag. Und trotzdem gewann ich beide Rennen.
In welchen Autos wird diese Serie gefahren?
Das sind Prototypen, die 200 PS haben. Nächste Saison könnte ich dann in einem 500-PS-Boliden sitzen. Die Amis wollen aus dieser Serie verschiedene Ligen machen, in der Piloten auf- und absteigen.
Wo merken Sie Unterschiede zum Simulator?
Für mich sind’s eigentlich nur die Fliehkräfte. Anfangs musste ich aufpassen, dass deswegen meine Füße nicht von Gas- und Bremspedal rutschen. Das wird aber in Miami schon besser sein.
Da geht’s als nächstes hin?
Ja, ich fliege am Sonntag. Am 5. Februar finden dort dann die Rennen statt.
Und was wird mit der Lufthansa-Ausbildung?
Nach Ende der Rennsaison geht’s nach Phoenix zur Praxis.
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