Vor der am kommenden Dienstag in Saalbach-Hinterglemm beginnenden alpinen Ski-WM will ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober zwar keine Medaillen-Vorgabe machen, aber „wenn es früher geheißen hat, sechs bis acht Medaillen, dann wird es heuer auch Gültigkeit haben“! Das Team habe Schlagkraft, ein Auftakt mit Medaille wäre wünschenswert. „Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass wir die gefährlichen Außenseiter sind.“
So kurz vor der Heim-WM zwei Stockerlplätze – besser hätten es Manuel Feller und Fabio Gstrein als Zweiter und Dritter im Schladming-Slalom nicht timen können, oder?
Roswitha Stadlober: Das hat einen Ruck durch die Mannschaft gemacht, das ist wunderschön, dass sie es runtergebracht haben. Aber wir waren zuversichtlich, weil sie gute Teilleistungen und Einzelläufe gebracht haben. Darum war auch Ruhe drinnen, auch wenn es sich wegen des Qualifikationsdrucks für manche zugespitzt hat. Nun hat es auch außerhalb wieder Ruhe gebracht.
Der Ski-Fan wird in diesem Winter hart auf die Probe gestellt ...
Die Erwartungshaltung ist auf beiden Seiten sehr hoch. Das ist das Schöne, weil wenn das alles egal wäre, wäre der Skisport nicht so interessant. Der österreichische Fan möchte Erfolge sehen, die Sportlerinnen und Sportler erzeugen diese Emotionen.
Verletzungen trübten zusätzlich die Stimmung, das Schicksal von Nina Ortlieb lässt kaum jemand unberührt. Wie gehen Sie mit solchen Situationen um?
Da geht es mir ganz schlecht, jede Verletzung ist eine zu viel. Es gibt ein paar, die ständig so schwere Verletzungen haben. Lisa Grill ist auch eine davon. Das trifft mich total und tut mir wahnsinnig weh, weil ich als Person so machtlos bin.
Das WM-Team wird am Sonntag nominiert. Wie groß ist die Schlagkraft des aktuellen Teams?
Eine Heim-WM hat für die Heim-Mannschaft ihre besonderen Eigenheiten. Wenn du dann noch Favorit bist, ist der Druck noch einmal größer. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass wir die gefährlichen Außenseiter sind. Die Schlagkraft ist da, wir haben vielleicht weniger als in der Vergangenheit, die zuschlagen können, aber die können reüssieren und es erfolgreich ins Ziel bringen. Davon bin ich überzeugt.
Gibt es Medaillenvorgaben?
Wenn ein bisserl Glück auf unserer Seite ist, können wir sogar in jedem Bewerb eine Medaille machen. Einzelne hängen an diesem Faden, aber trotzdem ist es möglich. Ich glaube daran, und die anderen glauben es auch. Die wir haben, die haben einen schnellen Schwung. Wenn es früher geheißen hat, sechs bis acht Medaillen, dann wird es heuer auch Gültigkeit haben. Das Schönste ist natürlich eine Goldene.
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Weltmeisterschaften, Sie gewannen 1987 Slalom-Silber in Crans Montana?
Ich habe nach dem ersten Durchgang geführt und es nicht runtergebracht. Auch diese Seite kenne ich. Ich kann mich so hineinfühlen in Situationen und auch in den Qualifikationsdruck. 1988 beim letzten Rennen in Kranjska Gora (Zweite/Anm.) habe ich mich erst für die Olympischen Spiele (Vierte) qualifiziert. Ich wusste, wenn das nichts wird, werden sie mich nicht mitnehmen. Das sind Themen, die jetzt bei mir wieder hochkommen. Ich kann mich hineinfühlen.
Was würde ein Erfolg bei der Heim-WM auch in Hinblick auf die viel diskutierte Krise im Nachwuchsbereich bedeuten?
Wenn man mich fragt, wann es für mich eine erfolgreiche WM ist, dann sage ich, wenn wir viele junge Menschen inspirieren, Ski zu fahren. Viele erfolgreiche Sportler sagen, sie sind mehr als inspiriert worden von einer Großveranstaltung, von Personen, von Vorbildern. Deshalb ist eine Großveranstaltung so wichtig, dass man sichtbar ist. Ich kann mir vorstellen, dass Typen wie Manu Feller oder Braathen für die Jungen eine Inspiration sind, die gut tut und die es braucht.
Mit dem Teambewerb wird die WM zugleich auch eröffnet, was wünschen Sie sich für den Dienstag?
Es ist kein Wunschkonzert, aber mit einer Medaille zum Auftakt hätte man schon eine und würde nicht einer nachrennen müssen. Das wäre für das gesamte Team gut, hoffen wir darauf. Erstmals wird die Eröffnungsfeier eingebettet, das wird großartig, eine Medaille wäre das Sahnehäubchen.
Sie erlebten 1982 als Aktive eine Heim-WM in Schladming. Was bedeutet ein Großereignis daheim für einen Athleten, eine Athletin?
Der Rummel war auch damals schon groß. Aber ich hatte keinen Druck, weil ich gerade erst dazugekommen bin. Jeder wünscht sich eine Heim-WM, aber natürlich ist der Druck noch einmal größer, weil die Aufmerksamkeit einfach größer ist. Jeder und jede will das Beste rausholen, da legt man sich den Druck selber stark auf. Das macht es so schwierig. Das wird eine ganz besondere WM werden von der Wahrnehmung, weil wir uns alle bemühen, das auf einen Level zu heben, dass man sagt, wow, das war die beste Weltmeisterschaft bisher. In diesem Sog sind die Sportler und Sportlerinnen auch drinnen. Der Druck ist da. Wer am besten damit umgehen kann, wird am besten performen.
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