Josefstadt-Premiere

Die finster glühende Hölle des Dorfs

Kritik
31.01.2025 11:25

Das Auftragsstück „Azur oder die Farbe von Wasser“ gelingt der Tirolerin Lisa Wentz und dem tollen Ensemble des Theaters in der Josefstadt auf beeindruckender Höhe!

Das Verfahren ist riskant. Die mit Schmerzenspathos und Jenseitssymbolik aufgeladene Dorftragödie war ein bevorzugtes Instrument der Blut-und-Boden-Dichtung zur Nazi-Zeit. Aber einige, Horváth im „Jüngsten Tag“ zum Beispiel, haben das Verfahren auf jene Höhe gebracht, auf der sich die junge Tirolerin Lisa Wentz beeindruckend behauptet. Die Dialoge stehen in einem Kunstdialekt, und rastlos wechseln die Zeitebenen: 1988 bereitet sich der Protagonist Hannes (Alexander Absenger), ein begabter Maler, im katholischen Internat auf die Matura vor. Die aufschießende Liebe zum gleichaltrigen Geri (Oliver Rosskopf) muss im Dorf scheitern, und 20 Jahre später ist Hannes verschwunden, man meint: im Fluss. Frau und Kinder bleiben mitsamt ihren ratlosen Vorwürfen allein und beerdigen nach zehn Jahren eine leere Urne. Hannes aber geht wie ein Untoter durch die Zeiten, denn da wäre noch etwas zu klären: Die Hölle in seiner Seele hat der Kaplan in der Schule entfesselt – ein Missbrauchstäter.

Oliver Rosskopf, Alexander Absenger  (Bild: Theater in der Josefstadt/Astrid Knie)
Oliver Rosskopf, Alexander Absenger 
Oliver Rosskopf, Alexander Absenger (Bild: Theater in der Josefstadt/Astrid Knie)
Oliver Rosskopf, Alexander Absenger
Oliver Rosskopf (Geri), Alexander Absenger (Johannes) (Bild: Theater in der Josefstadt/Astrid Knie)
Oliver Rosskopf (Geri), Alexander Absenger (Johannes)

Der Regisseur David Bösch entwirft in Patrick Bannwarts klaustrophobischer Dorfwelt ein dichtes, beklemmendes und zärtliches Gebilde.

Ulli Maier (Wilhelmina) (Bild: Theater in der Josefstadt/Astrid Knie)
Ulli Maier (Wilhelmina)
Michael König (Helmuth), Ulli Maier (Wilhelmina (Mina)) (Bild: Theater in der Josefstadt/Astrid Knie)
Michael König (Helmuth), Ulli Maier (Wilhelmina (Mina))
Oliver Rosskopf (Gerold (Geri)), Günter Franzmeier (Richard) (Bild: Theater in der Josefstadt/Astrid Knie)
Oliver Rosskopf (Gerold (Geri)), Günter Franzmeier (Richard)

Das sensationelle Ensemble verwandelt sich mit purer Schauspielkunst durch die Lebensalter. Michael König schafft es ohne Hilfsmittel von sehr alt zu uralt, um ihn ist das Beste aufgeboten: Katharina Klar, Ulli Maier, Martina Ebm und Juliette Larat als vaterlose Tochter. Ein Höhepunkt ist Günter Franzmeiers steinerner Auftritt als Dorfpotentat.

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