Adipositas ist mehr als nur zu viel Fett am Bauch oder ein „Schönheitsmakel“. Die vielfältigen Auswirkungen werden jedoch noch immer unterschätzt. Eine Internistin klärt auf, welche Organe leiden und was Betroffene dagegen tun können.
„Das Problem bei den metabolischen (stoffwechselbedingten) Folgen ist, dass sie im Gegensatz zu mechanischen und psychischen Erkrankungen lange unbemerkt bleiben, da sie keine Schmerzen oder Veränderungen der Lebensqualität mit sich bringen. Erst, wenn Herz- und Nierenfunktion eingeschränkt sind, konzentriert man sich auf deren Therapie. Dann ist es aber oft zu spät, um die laufenden Prozesse im Körper aufzuhalten“, erklärt Assoc.-Prof. Dr. Yvonne Winhofer-Stöckl, Abtg. für Endokrinologie und Stoffwechsel, MedUni Wien, in der Ärzte Krone.
Das Herz und die Nieren betreffende Folgen der Adipositas ergeben sich durch klassische Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung, bei der die Zusammensetzung der Blutfette verschoben ist) und Hyperglykämie (erhöhter Blutzuckerspiegel), die alle die Entwicklung von Atherosklerose (Arterienverkalkung) fördern. „Deren Therapie hat sich etabliert und kann aufgrund zahlreicher Substanzen gut umgesetzt werden“, berichtet die Internistin.
Auch Herz und Nieren bekommen Probleme
Neben den klassischen Faktoren kommen aber weitere hinzu, die wahrscheinlich auf die chronische Flüssigkeitsüberlastung des Körpers zurückzuführen sind. „Daraus resultiert eine erhöhte Vorlast für das Herz und die kleinen Nierenarterien. Dies bewirkt langfristig einen Verlust der Filtrationsleistung der Nieren sowie der Pump- bzw. Entspannungsleistung des Herzens“, klärt Prof. Dr. Winhofer-Stöckl auf.
Die Insulinresistenz bleibt die Hauptursache für viele Probleme. Sie führt dazu, dass sich Fett in der Leber ablagert, was die Zuckerproduktion steigert und den Blutzuckerspiegel erhöht. Zudem wird mehr Cholesterin ausgeschüttet, was zu einer Fettspeicherung in der Bauchspeicheldrüse führt und die Insulinproduktion stört. Dies hat schlechten Einfluss auf die Blutfettwerte, insbesondere hohe Triglyzeride und niedriges HDL-Cholesterin. Diese Veränderungen fördern also ebenso die Entstehung von Arterienverkalkung.
Alle Menschen mit neu diagnostiziertem Typ-2-Diabetes profitieren immens von einer Gewichtsreduktion.
Assoc.-Prof. Dr. Yvonne Winhofer-Stöckl
Bild: MedUni Wien/feelimage
„Ab welchem BMI diese metabolischen Veränderungen auftreten, dürfte individuell unterschiedlich sein. Wir sprechen von der ,persönlichen Fetttoleranzgrenze’“, so die Internistin, die ergänzt: „Alle Menschen mit neu diagnostiziertem Typ-2-Diabetes profitieren immens von einer Gewichtsreduktion. Eine Abnahme von mehr als 10 Prozent des Ausgangsgewichts kann sogar bewirken, dass sich die Blutzuckerwerte normalisieren.“
Neben Lebensstil ändernden Maßnahmen kommen Medikamente zum Einsatz, die u. a. beim Abnehmen helfen und den Blutzucker senken.
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