ÖFB-Ass Georgieva:

Der Teamchef? „Bin gespannt, wie es mit ihm wird!“

Fußball International
11.02.2025 07:02

Lange Zeit ist es für Sie und ihre Kameradinnen mit Österreichs Frauen-Nationalteam beinahe nur aufwärtsgegangen - doch nun streikt „das Werkl“ und Fiorentina-Legionärin Marina Georgieva und Co. hadern mit inkonstanten Leistungen sowie einer verpassten EM-Quali. Im zweiten Teil des sportkrone.at-Interviews sinniert die Teamverteidigerin über die Krise des Damen-Teams, den Wechsel auf der Trainerposition von Irene Fuhrmann auf Alexander Schriebl und u.a. über die Unterschiede, was die Bezahlung von Fußballern und Fußballerinnen anbelangt ...

krone.at: Marina, Dein Engagement bei Paris St.-Germain in Frankreich wäre ja eigentlich auf zwei Saisonen angelegt gewesen – wieso ist eure berufliche Beziehung dann schon nach einem Jahr geschieden worden?
Marina Georgieva: Ich war sehr gerne in Paris, es hat mir auch wahnsinnig Spaß gemacht. Ich wäre auch dem Konkurrenzkampf nicht aus dem Weg gegangen, ich wollte das bewusst. Allerdings hatten wir unsere Differenzen mit dem Trainer – ich glaube, mehrere Spielerinnen, die kein Französisch gesprochen haben und Ausländer waren, hatten Problem mit diesem Trainer ...

(Bild: Krone KREATIV/krone.tv/Hannes Maierhofer)

krone.at: Der ja, glaube ich, nicht mehr in Amt und Würden ist ...
Georgieva: Der entlassen worden ist, ja. Manchmal will man den Konkurrenzkampf und will dem nicht aus dem Weg gehen, aber man hat keine faire Chance ....

krone.at: Manchmal macht es keinen Sinn …
Georgieva: Genau! Gleichzeitig muss man dazusagen, dass Fiorentina sehr, sehr großes Interesse gezeigt hat. Ich habe mir dann auch die Infrastruktur angeschaut und es hat mich alles so beeindruckt, dass mich das überzeugt hat, dass ich gewusst habe: „Okay, das ist jetzt der nächste Schritt, da möchte ich hin!“ Sie wollten mich und ich wollte hierher – das hat super funktioniert.

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„Sie wollten mich und ich wollte hierher – das hat super funktioniert!“

Marina Georgieva

krone.at: Sein letzter Vertrag bei PSG soll Mbappé ein Gehalt in Höhe von rund 72 Millionen Euro pro Jahr oder 6 Millionen Euro pro Monat oder rund 200.000 Euro pro Tag beschert haben – wie reich bist Du in Paris geworden?
Georgieva: Darüber darf ich leider nicht sprechen, aber bei Weitem nicht so reich wie er … (lacht)

krone.at: Damit komme ich zu Spielern, die bei PSG spielen bzw. gespielt haben: Kylian Mbappé bei den Herren und Marie-Antoinette Katoto bei den Frauen, wobei Letztere nicht einmal eine halbe Million Euro pro Jahr verdient. Ist das Wirken von ihr als Spielerin des Frauen-Teams von PSG wirklich nur ein 150tel wert von dem gewesen, was Mbappé wert war für PSG?
Georgieva: Es ist immer schwer, das Geleistete mit dem Gehalt oder mit Geld so richtig zu bewerten. Natürlich wünscht man sich, dass sich das ein bisschen anpasst. Ich sage jetzt nicht, dass wir so viel verdienen sollen wie die Männer – und ich sage auch nicht, dass sie so viel verdienen sollen wie wir.

Marie-Antoinette Katoto (Bild: AFP/AFP )
Marie-Antoinette Katoto
Kylian Mbappé (Bild: AFP/APA/FRANCK FIFE)
Kylian Mbappé

krone.at: Es ist ja trotzdem immer eine Frage von Angebot und Nachfrage ...
Georgieva: Genau! Selbst wenn man das „equal pay“ haben wollen würde, es würde einfach nicht funktionieren, weil das Interesse ganz anders ist. Von dem her, ist es einfach schwer über dieses Thema zu sprechen. Ich wünsche mir einfach, dass Spielerinnen, was heute leider immer noch der Fall ist, dass Spielerinnen nicht auch noch arbeiten gehen müssen neben dem Fußball oder sich darum kümmern müssen, irgendetwas anderes zu machen, irgendwo noch Geld herzubekommen. Viele Spielerinnen müssen sich selber ums Essen kümmern und um sonstige Sachen, die sie brauchen, was Männer zum Beispiel geschenkt bekommen oder gratis. Also die, die es bräuchten haben es nicht, und die es nicht bräuchten kriegen es ...

krone.at: Die kriegen es noch nachgeschmissen im Endeffekt ...
Georgieva: Genau!

krone.at: Während Monsieur Mbappé bis zu seinem Lebensende keine Chance haben wird, sein Geld sinnvoll auszugeben, wirst Du wohl nach Deiner aktiven Fußballerinnen-Karriere nicht einfach die Füße hochlegen können. Wie schaut Deine weitere Lebensplanung in beruflicher Hinsicht aus?
Georgieva: Auf jeden Fall möchte ich Fußball spielen, bis mein Körper nicht mehr mitmacht … (lacht) … Und dann, natürlich hat man als Frau in den meisten Fällen nicht ausgesorgt. Von dem her studiere ich nebenbei Sportmanagement und möchte auch in diese Richtung arbeiten.

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„Auf jeden Fall möchte ich Fußball spielen, bis mein Körper nicht mehr mitmacht!“

Marina Georgieva

krone.at: Eine Musiker-Karriere im zweiten Bildungsweg ist keine Option für Dich? Es heißt ja, dass Du musikalisch sehr begabt gewesen sein sollst – oder noch immer bist ...
Georgieva: Also, ich bin der Gruppen-DJ … (lacht) ... der Team-DJ in sämtlichen Teams. Klavier habe ich auch gespielt, sechs Jahre lang, aber ich glaube nicht, dass das der richtige Weg für mich wäre … (lacht) … Und Singen kann ich leider nicht ...

krone.at: Abgesehen davon, dass Du mit 27 Jahren im besten Fußballerinnen-Alter bist, das Karriere-Aus also noch ein Stück weit entfernt ist: Gibt’s etwas, was Marina Georgieva im Fußball noch unbedingt erleben möchte?
Georgieva: Ich bin für alles offen, was der fußballerische Weg noch hergibt. Das, was ich unbedingt noch erreichen will, ist auf jeden Fall eine Weltmeisterschaft! Das ist mein persönlicher Traum. Und so viele Titel wie möglich holen. Ich glaube, das Ziel hat jede Fußballerin, aber ich würde mich freuen, wieder einmal eine Trophäe in der Hand zu halten.

Sarah Puntigam (Bild: ÖFB)
Sarah Puntigam
Sarah Zadrazil (Bild: APA Pool/APA/EXPA/UWE WINTER)
Sarah Zadrazil
Laura Feiersinger (Bild: GEPA)
Laura Feiersinger
Virginia Kirchberger (Bild: GEPA)
Virginia Kirchberger

krone.at: Mit Sarah Puntigam, Sarah Zadrazil, Laura Feiersinger, Verena Hanshaw und Virginia Kirchberger sind fünf der sechs ÖFB-Rekord-Spielerinnen großteils noch Stützen im Nationalteam. Bemerkenswert, da sie alle den 30er überschritten haben, aber auch bedenklich, da sie noch niemand von den Jüngeren aus dem Team hinausspielen hat können. Haben wir in Österreich ein Problem mit dem Generationenwechsel?
Georgieva: Ich wüsste jetzt nicht, wie ich auf diese Frage antworten soll. Im Endeffekt liegt es ja beim Trainer, wie er es empfindet. Die Spielerinnen sind fit. Von dem her ist es, glaube ich, eher eine Trainer-Entscheidung, ...

krone.at: Also hast Du das Gefühl, es drängen genug jüngere Spielerinnen nach, die das übernehmen können?
Georgieva: Auf jeden Fall! Die drängen auf jeden Fall nach, die sind da, die trainieren brav, die machen ihren Job sehr gut. Also, ich glaube nicht, dass wir im Nachwuchs ein Problem hätten.

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„Es ist einfacher die Trainerin zu wechseln als die ganze Mannschaft auszuwechseln!“

Marina Georgieva

krone.at: Nach eurem Aus im Playoff der EM-Quali hatte es sich angedeutet und zu Weihnachten ist es so weit gewesen: Teamchefin Irene Fuhrmann und das Frauen-Team gehen getrennte Wege. Ein  nachvollziehbarer Schritt?
Georgieva: Nachvollziehbar in dem Sinne, dass wir offensichtlich keine guten Leistungen mehr gebracht haben über eine gewisse Dauer. Was ich aber dazu erwähnen muss, ist, wie lange wir sehr wohl gute Leistungen erbracht haben – und das mit dieser Teamchefin. Sie hat uns in vielen Bereichen auch sehr stark weiterentwickelt, das darf man einfach nicht vergessen! Aber ja, in der letzten Zeit hat es einfach nicht mehr funktioniert. Das ist nicht ihre Schuld alleine, das ist genauso unsere Schuld. Ich glaube, es ist einfacher die Trainerin zu wechseln als die ganze Mannschaft auszuwechseln.

Marina Georgieva (Bild: APA-PictureDesk/Lisa Guglielmi / PA / picturedesk.com)
Marina Georgieva
Marina Georgieva (Bild: APA-PictureDesk/Sara Esposito / PA / picturedesk.com)
Marina Georgieva

krone.at: Da tut man sich leichter, ja …
Georgieva: Von dem her, ja, war es irgendwie nachvollziehbar. Ich glaube, dass wir uns jetzt auf den neuen Schwung freuen.

krone.at: Ist genau das vielleicht generell nicht unwichtig, so ein neuer Schwung? Irene Fuhrmann ist ja doch seit 2008 im ÖFB tätig gewesen, erst als Co-Trainerin unter Ernst Weber, dann in der U19, dann Co-Trainerin unter Dominik Thalhammer und seit 2020 selbst Chef-Trainerin. Nutzt sich das vielleicht irgendwie ab irgendwann einmal?
Georgieva: Ich weiß nicht, ob es sich abgenutzt hat. Ich kann nur sagen, dass unsere Leistungen in den letzten eineinhalb Jahren einfach nicht so gut waren. Woran es jetzt genau gelegen hat, kann ich nicht genau sagen. Ich kann nur sagen, wir haben mit ihr sehr gute Leistungen gebracht, sie hat uns sehr viel geholfen. Ich persönlich bin sehr zufrieden mit dem, was ich unter ihr gelernt habe. Aber vielleicht haben wir als Mannschaft einen neuen Anstoß gebraucht und dementsprechend ist das jetzt, glaube ich, so entstanden.

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„Von einem Ausrutscher kann man jetzt nicht mehr reden!“

Marina Georgieva

krone.at: Du bist dabei gewesen, als Österreich bei der EM 2017 das Halbfinale und bei der EM 2022 das Viertelfinale erreicht hat, auch die 2023er-Saison ist mit Nations-League-Platz 2 hinter Frankreich noch sehr ordentlich erledigt worden. Was ist Deiner Meinung nach seither passiert? Kann man ein ganzes Jahr als Ausrutscher abtun oder siehst Du tieferliegendere Probleme?
Georgieva: Das ist eine Frage, die wir uns oft stellen. Es ist nicht so als würden wir jetzt denken: „Ach egal, jetzt ist es so.“ Wir Spielerinnen sitzen oft zusammen und fragen uns: „Woran liegt es, was können wir anders machen?“ Wir versuchen es wirklich. Es hat einfach nicht funktioniert. Von einem Ausrutscher kann man jetzt nicht mehr reden, weil es einfach schon eine längere Periode ist. Ja, irgendwo, irgendwie ist die Luft raus gegangen. Wir wissen, wie gesagt nicht, woran das genau liegt. Aber jetzt ist es unsere Aufgabe, das zu ändern. Und deswegen hoffen wir einfach, dass es mit dem neuen Schwung vielleicht anders wird ...

Irene Fuhrmann (Bild: GEPA)
Irene Fuhrmann

krone.at: Nach einigen Wochen Rätselraten ist es dieser Tage dann doch endlich so weit gewesen, der ÖFB hat die neue sportliche Führung des Frauen-Nationalteams bekannt gegeben: Es gibt nach Nationaltrainerin Irene Fuhrmann wieder einen Nationaltrainer, und der hört auf den Namen Alexander Schriebl. Was sagst Du zu eurem neuen Teamchef?
Georgieva: Also ich persönlich kenne ihn nicht. Natürlich, im Frauen-Fußball kennt man immer jemanden, der jemanden kennt – von daher habe ich schon sehr positive Sachen über ihn gehört. Ich habe gehört, dass er ein sehr zugänglicher Kerl ist, der seine Spielphilosophie hat und diese auch fahren möchte. Dementsprechend bin ich sehr zuversichtlich und sehr, sehr gespannt, wie es mit ihm wird.

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„Ich habe gehört, dass er ein sehr zugänglicher Kerl ist ...“

Marina Georgieva

krone.at: Was vergangen ist, ist vergangen und nicht mehr änderbar – was Deine Mitspielerinnen und Du sehr wohl beeinflussen können, das ist die Zukunft, die für euch heuer eine neue Auflage der Nations League mit sich bringt. Was spricht dafür, dass ihr gegen Schottland, Deutschland und die Niederlande ein anderes als euer 2024er-Gesicht zeigen können werdet?
Georgieva: Erst einmal muss man anmerken, dass wir in der Gruppe A, in der stärksten Gruppe mit den stärksten Gegnern sind. Dementsprechend erwarten uns einfach sehr harte Spiele. Ich glaube, wir müssen da sehr, sehr viel reflektieren, viel analysieren und uns einfach so gut wie möglich vorbereiten, um diese Spiele zu bestehen.

Marina Georgieva (hockend 2. v. li.) im Kreise ihrer rot-weiß-roten Teamkameradinnen (Bild: GEPA)
Marina Georgieva (hockend 2. v. li.) im Kreise ihrer rot-weiß-roten Teamkameradinnen

krone.at: Blamieren könnt ihr euch wohl kaum – gegen Deutschland sowie gegen Schottland hat man bisher nur Niederlagen gehabt und gegen die Niederlande hat man auch nur einen Sieg und ein Unentschieden in der Statistik stehen. Eigentlich könnt ihr da befreit darauf los spielen, die Favoritenrolle habt ihr nicht inne …
Georgieva: Ja, genau das wollte ich eben sagen! Ich glaube, als Underdog haben wir uns immer sehr, sehr gut geschlagen. Die haben wir jetzt wieder, nachdem es zuletzt nicht so gut gelaufen ist. Ich glaube, in dieser Rolle hat man einfach nicht so hohe Erwartungen, aber man kann umso mehr überraschen. Deswegen freue ich mich irgendwie, dass wir die Chance haben, jetzt nicht sofort als Favorit gesehen zu werden, sondern aus dieser Underdog-Rolle heraus anzugreifen.

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