Rund 100 Bewohner der Residenz Wien-Tivoli verlieren jetzt ihr Zuhause. Viele fühlen sich vom Betreiber hinters Licht geführt. „Es gab kein Wort der Warnung“, ist Ehepaar H. im Gespräch mit der „Krone“ verzweifelt. Doch was sagt der Betreiber zu den Vorwürfen?
Für viele sollte es vermutlich die letzte Meldeadresse eines erfüllten Lebens sein – die feudale Seniorenresidenz der Kursana hinter dem Schloss Schönbrunn in Meidling. Doch statt der Freude über den gemeinsamen Lebensabend herrscht unter den 100 Bewohnern nun Ausnahmezustand. Sie wurden – wie berichtet – Mitte der Woche über die Schließung der Einrichtung informiert. Bis Ende April müssen die Pensionisten ihre Wohnungen räumen.
Wir sind erst am Sonntag eingezogen und haben extra Maßmöbel anfertigen lassen. Die Kosten waren enorm.
Noch-Bewohner Gerhard H.
Ärger und Unverständnis
Nach dem ersten Schock macht sich nun auch immer öfter Ärger und Unverständnis breit. „Wir haben den Vertrag erst Mitte Dezember unterschrieben. Vergangenen Sonntag sind meine Frau und ich eingezogen. Seit Mitte Jänner werden vom Tischler die Maßmöbel montiert. Es gab kein Wort der Warnung. Sollen wir jetzt überhaupt auspacken?“, erzählt der 91-jährige Gerhard H. zwischen den Umzugskartons sitzend. Er und seine 81-jährige Ehefrau haben rund 50.000 Euro in die Umbaumaßnahmen ihres Altersruhesitzes investiert. Jetzt wissen die beiden nicht, wie es weitergehen soll. H.: „Noch so ein Umzug übersteigt unsere finanziellen Möglichkeiten.“
„Wissen nicht, wohin wir jetzt sollen“
Das Ehepaar ist nicht alleine. Johanna und Jürgen S. hatten alles geplant. Ein neues Zuhause, barrierefrei und komfortabel, in einer Residenz, die als „Oberklasse im betreuten Wohnen“ angepriesen wurde. Sie investierten – nicht nur Geld, sondern auch Hoffnung. Antike Möbel, eine Klimaanlage, ein Leben im Grünen. Doch nun sitzen sie an ihrem Esstisch, nicht wissend, wohin es gehen soll. Jürgen S.: „Das Haus zu verkaufen und hier ein neues Leben zu beginnen, war schwer genug. Und jetzt das? Wir wissen nicht, wohin wir jetzt sollen.“
„Warum hat man uns nicht informiert?“
Beide Ehepaare fühlen sich von Kursana alleine gelassen und – vorsichtig ausgedrückt – „schlecht informiert“. Sie fragen sich: „Wer kommt für den Schaden auf? Warum hat man uns nicht vorher Bescheid gegeben?“
Die „Krone“ hat bei Kursana nachgefragt. Dort heißt es: „Wir haben die Betroffenen unverzüglich informiert, nachdem die Entscheidung feststand. Alle rechtlichen Fristen halten wir ein. Wir bedauern die Situation für die Betroffenen sehr und werden unser Möglichstes tun, um alle Beteiligten in dieser persönlich schwierigen Situation bestmöglich zu unterstützen.“
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