Der Österreichische Fußballbund (ÖFB) nahm am Freitag die Kündigungen der beiden Geschäftsführer Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold zurück. Präsident Wolfgang Bartosch griff dabei zu einem juristischen Kniff. Denn die Abstimmung im Präsidium endete „nur“ 2:0 – obwohl alle zwölf Mitglieder anwesend waren.
Der bis Mai neue, starke Mann im ÖFB erzielte am Freitag einen Etappensieg: Bei der Sitzung in Wien stimmte das Präsidium für den Vorschlag von Wolfgang Bartosch und die Rücknahme der Kündigungen der Geschäftsführer Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold. Das heißt, beide bleiben nun doch über den 31. Mai hinaus im Amt – ihre Verträge wurden unbefristet verlängert, inklusive sechsmonatiger Kündigungsfrist.
Dem vorangegangen war in den Tagen davor eine Vielzahl an Telefonaten, in denen Bartosch seine Mitstreiter im Präsidium von seinem Vorhaben zu überzeugen versuchte. Hintergrund: Da die Strukturreform nun doch nicht – wie von Bartoschs Vorgänger Klaus Mitterdorfer geplant – bis zur Hauptversammmlung am 18. Mai in Bregenz umgesetzt werden kann und Ende Mai die beiden Geschäftsführer Geschichte wären, fürchtete Bartosch ab Anfang Juni um die volle Handlungsfähigkeit des ÖFB.
Der Vorschlag Bartoschs, die Kündigungen von Hollerer und Neuhold daher zu widerrufen, um Zeit zu gewinnen, ließ einige seiner elf Kollegen im Präsidium des ÖFB zweifelnd zurück. Zumal sie erst vor wenigen Wochen mehrheitlich für die Kündigungen votiert hatten. Bartosch sah seinen Plan gefährdet und wandte einen juristischen Kniff an: Er schlug den elf Kollegen in der Sitzung vor, sich der Stimme zu enthalten, während er als Einziger mit „Ja“ votiert.
Dieses Vorgehen wird für Kritik sorgen
Hintergrund: Juristisch gelten solche Enthaltungen als „Nicht-Stimmen“, während Bartosch doppelt für „Ja“ votieren konnte: Da er im Präsidium aktuell zwei Funktionen – als Präsident des ÖFB und als jener des steirischen Landesverbandes – ausfüllt, endete die Abstimmung daher mit dem kuriosen Ergebnis von 2:0. Somit sind die Kündigungen vom Tisch. Dass dieses Procedere einige Kritiker auf den Plan rufen wird, ist allen Beteiligten bewusst.
Dass der Vorgang rechtlich wasserdicht war, davon kann ausgegangen werden – zumal einige Präsidiums-Mitglieder in ihrem Brotberuf als Juristen tätig sind. Zugleich hat das Kollegium nach den letzten turbulenten Monaten mit öffentlich ausgetragenen Streitereien signalisiert, dass es durchaus noch in der Lage ist, an einem Strang zu ziehen. Wenn auch auf sehr ungewöhnliche Art und Weise. Die gewählte Methode hinterlässt einen Beigeschmack, der für viel Diskussionsstoff sorgen wird.
Neue Führung wird erst nach Hauptversammlung zum Thema
Wie mit den miteinander zerstrittenen Neuhold und Hollerer mittelfristig verfahren wird, ist offen: „In diese Entscheidung soll dann auch die neue Führung eingebunden sein“, betonte Bartosch. Sprich jene operative, neue Führung bestehend aus einem CEO und einen oder zwei Geschäftsführern, die erst nach der Hauptversammlung in Bregenz, aber in jedem Fall noch im Jahr 2025 bestimmt werden soll. „Die Ausschreibung dafür wird öffentlich erfolgen“, ließ Bartosch wissen.
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