Der Luftverkehr boomt wieder, in der Branche wird jetzt massiv nach neuem Personal gesucht. Alleine bei der AUA sollen heuer rund 700 Mitarbeiter eingestellt werden, darunter auch viele Piloten. Währenddessen locken Emirates mit fürstlichen Löhnen und besonderen Extras in die Wüste.
Der weltweite Flugverkehr wächst weiter kräftig – 2024 sind mehr Menschen geflogen als je zuvor. Die Branche hat damit den Einbruch durch die Corona-Pandemie endgültig hinter sich gelassen.
Luftfahrtbranche boomt
Auch die Passagierzahlen sind gegenüber 2023 um zehn Prozent gestiegen. Und: Flugzeuge waren so ausgelastet wie noch nie – 83,5 Prozent der angebotenen Sitzplätze waren belegt. Das meldet der internationale Luftfahrtverband IATA. 2030 sollen bereits 5,64 Milliarden Passagiere den weltweiten Flugverkehr nutzen – eine Steigerung von mehr als 30 Prozent gegenüber dem Jahr 2018. Kein Wunder, dass jetzt händeringend nach neuem Personal gesucht wird.
10.000 neue Mitarbeiter – 800 neue Piloten gesucht
Alleine die deutsche AUA-Mutter Lufthansa will noch heuer rund 10.000 neue Mitarbeiter einstellen, davon etwa 800 Piloten. Bei Lufthansa Technik werden über 2000 Beschäftigte gesucht. Aber auch Austrian Airlines suchen für 2025 rund 700 Mitarbeiter, darunter Flugbegleiter und viele Piloten. Die Zukunftsperspektiven für angehende Berufspiloten könnten also kaum besser sein. Dabei wurden bei der rot-weiß-roten Luftlinie bis zum Jahr 2023 insgesamt mehr als 650 Jobs abgebaut. Wie passt das zusammen?
Von Austrian heißt es dazu auf „Krone“-Anfrage, dass die natürliche Fluktuation (z.B. Karenzierungen, Pensionierungen und entsprechende Nachbesetzungen) etwa die Hälfte dieser 700 Einstellungen (300 bis 400) ausmacht. Zudem können viele Positionen auch über interne Bewegungen besetzt werden.
Mehr Interessenten als freie Stellen
Einer, der den Sprung ins AUA-Cockpit bereits geschafft hat, ist Max Beichl. Der erst 24-Jährige ist als First Officer (Co-Pilot) auf einer Embraer 195, einem Kurzstreckenflugzeug, tätig. Was gefällt ihm an seinem besonderen Beruf? „Die tolle Aussicht! Nein, ohne Spaß. Mich fasziniert besonders die Zusammenarbeit mit so vielen unterschiedlichen Menschen, die alle für dasselbe Thema brennen und unsere Arbeit überhaupt erst ermöglichen“, so der gebürtige Wiener. Standort, Umfeld und das Arbeitsklima bei Austrian hätten seinen Wünschen am besten entsprochen. Pauschale Angaben zum Einstiegsgehalt im AUA-Cockpit werden übrigens keine gemacht, da hier noch unterschiedliche Faktoren (Zulagen, Vorkenntnisse, Erfahrung) mit berücksichtigt werden. Es bewerben sich aber immer mehr Interessenten, als vakante Stellen vorhanden sind. Auf die Bewerber kommt hier dann jedenfalls ein sehr selektiver Auswahlprozess zu.
Weitere offene Stellen bei Austrian entfallen auf den operativen Bereich wie Technik oder Bodenpersonal. Max Fleischmann etwa ist derzeit im ersten Lehrjahr bei Austrian Airlines Technik. „Die Luftfahrt fasziniert mich schon von klein auf. Ich wollte immer wissen und verstehen, wie ein hunderte Tonnen schweres Flugzeug sicher abheben, extreme Distanzen zurücklegen, und dann auch wieder sicher landen kann“, so der 20-Jährige.
Auch der Bedarf an neuem Kabinenpersonal ist wieder gegeben. Ende Jänner 2025 startete dazu der erste Basiskurs – nach langer Zeit. Todor Lehner (26) wurde etwa als Quereinsteiger zum Flugbegleiter und fliegt seither um die ganze Welt. „Schon als kleiner Bub hat mich das Fliegen an sich und vor allem alles, was sich in der Kabine vor, während und nach einem Flug so tut, interessiert. Ich habe Gesundheits- und Krankenpflegewissenschaften an der FH studiert und auch als Tanzlehrassistent gearbeitet – da stand immer die Interaktion mit Menschen im Vordergrund“, erzählt Lehner.
Mit diesen Extras locken Emirates Personal ins Cockpit
Auch Emirates, die größte Fluggesellschaft im Nahen Osten, sucht dringend nach neuen Piloten. Mit einer Flotte von mehr als 260 Flugzeugen ist die Airline mit Sitz in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) die zehntgrößte der Welt. Nach einer schweren wirtschaftlichen Krise, ebenfalls infolge der Covid-Pandemie, erweitert die staatliche Airline ihre Flugpläne und Flottenkapazitäten aber wieder, um die gestiegene Nachfrage nach internationalen Flügen zu bedienen.
Aktuell werden mehr als 4400 Piloten beschäftigt, die die derzeit modernste Flotte der Welt fliegen – momentan noch Flugzeuge vom Typ Airbus A380 und Boeing 777. In den kommenden Jahren erwartet die Fluggesellschaft die Auslieferung von 65 brandneuen Airbus A350. Im Streckennetz werden insgesamt mehr als 140 Destinationen angeflogen, übrigens fast nur Langstrecke. 2023 stellte die Fluggesellschaft mehr als 420 Piloten ein. 2024 veranstaltete das Rekrutierungsteam sogenannte Roadshows in über 26 Städten – und in über 18 Ländern. Denn die neuen Mitarbeiter werden hauptsächlich im Ausland rekrutiert. Dafür gehört das Cockpit-Personal bei Emirates zu den bestausgebildeten aber auch bestbezahlten in der Branche.
Chauffeur, steuerfreies Gehalt, Villen und bis zu 42 Tage Urlaub
Was fast schon wie ein Luftfahrt-Märchen klingt, ist bei der Golf-Airline real: steuerfreies Einkommen, großzügige Wohnzuschüsse samt bereitgestellter Luxusunterkünfte. In den ersten drei Jahren wartet zudem ein Jahresgehalt von umgerechnet 140.000 Euro plus Spesen von monatlich 1600 Euro für auswärtige Verpflegung. Danach alle drei Jahre eine Gehaltserhöhung um durchschnittlich acht Prozent. Außerdem gibt es bis zu 42 Tage Urlaub im Jahr und einen Chauffeurdienst für den Weg zur und von der Arbeit. Vergünstigungen bei Reisen für Familie und Freunde sind selbstverständlich auch dabei. Dafür muss allerdings ein Leben im Sandkasten in Kauf genommen werden, denn alle Emirates-Piloten haben ihren Hauptwohnsitz in Dubai.
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