KTM, Kika/Leiner: Die traurig-prominente Pleite-Liste könnte mit Palmers um das nächste Traditionsunternehmen erweitert werden. Grund für die Finanz-Schwierigkeiten soll dem Vernehmen nach ein Corona-Kredit in Millionenhöhe sein. Nun könnte, nicht zum ersten Mal, der Steuerzahler zur Kasse gebeten werden – wenn nicht noch ein Investor einspringt.
Palmers und Pandemie? Da klingelt doch was. Richtig: Im Zusammenhang mit der Gründung des Masken-Herstellers Hygiene Austria war das Unternehmen nicht nur Thema im U-Ausschuss, es wurde unter anderem auch von einem Kartellgericht zu einer Geldstrafe von 100.000 Euro verurteilt. Peanuts, blickt man auf die finanziellen Turbulenzen, in denen sich das Unternehmen nun, zwei Jahre nach Corona, befindet ...
Am Freitag wurden Medienberichten zufolge die Gehälter an die rund 500 Mitarbeiter nicht ausbezahlt, für Montag ist eine Mitteilung an die Öffentlichkeit geplant. Dem Vernehmen nach geht es darin um einen Investor, der den angeschlagenen Betrieb wieder zurück in die Spur lenken soll. In einem Protokoll der Hauptversammlung von Ende Jänner heißt es dazu, „dass es derzeit einen Investor gibt, welcher plant, in das gegenständliche Unternehmen einzusteigen und zu investieren. Sollte dieser Einstieg erfolgen, ist geplant, eine Kapitalerhöhung vorzunehmen.“ Details wurden von Palmers auch auf Nachfragen nicht genannt.
Also alles wieder gut?
Ist die Traditionsmarke damit gerettet? Wohl kaum, sagen Finanzexperten. Sie nennen einen Corona-Kredit als Grund für die finanzielle Schieflage. Dessen Rückzahlung wird Ende Juni fällig, ausreichend liquide Mittel dafür hat Palmers nicht. Noch im Herbst hatte es im Jahresabschluss des Unternehmens geheißen: „Eine wesentliche Annahme für die positive Fortbestehensprognose ist die Verhandlung über die am 30.6.2025 fällig werdenden Kredite in Höhe von 14,418 Mio. Euro (Cofag).“
Diese Verhandlungen seien Insidern zufolge aber gescheitert. „Der Anteil des Cofag-Kredites an den Gesamtschulden beträgt 33 Prozent. Somit ist davon auszugehen, dass der Staat der größte Gläubiger ist“, rechnet Finanzombudsmann Gerald Zmuegg vor.
Der Kredit war, wie bei vielen anderen Unternehmen auch, mit einer Laufzeit von fünf Jahren genehmigt worden. Finanziert werden sollten wirtschaftliche Auswirkungen, die auf die Ausbreitung von Corona zurückzuführen waren. Die Garantie der Agentur stellte damals sicher, dass sich die Bank für 90 Prozent der Kreditsumme beim Staat schadlos halten kann, wenn Palmers (oder ein anderes Unternehmen) nicht fristgerecht zahlt. Am Ende zahlt also der Steuerzahler. Und das wohl nicht nur bei Palmers.
„Hoffe, dass es nicht wie bei Kika/Leiner läuft“
Insgesamt bestanden im Juli 2024, als die Cofag liquidiert wurde, noch 219 Millionen Euro an Haftungen. Und blickt man auf die Vergabe an den Wäschehersteller im Jahr 2020, wirft das schnell die Frage auf, ob damals genau genug geprüft wurde.
Ich hätte diese Garantie als Cofag ganz klar nicht genehmigt und hoffe, dass die Finanzprokuratur diesmal rechtzeitig prüft – und nicht erst im Insolvenzfall, wenn es wie bei Kika/Leiner und Signa zu spät ist.
Finanzombudsmann Gerald Zmuegg
Bild: krone.tv
Denn die damals gewährte Garantie passierte zu einem Zeitpunkt, an dem das Unternehmen Verluste auswies, und war fast doppelt so hoch wie das Eigenkapital. Der Cashflow war für eine Kreditrückführung von 20 Jahren möglich – aber nicht für die vorgegebenen fünf. Dafür hätte es nämlich eine massive Steigerung des Cashflows bedarft. „Ich hätte diese Garantie als Cofag auf Basis der vorliegenden Ziffern ganz klar nicht genehmigt“, hält Finanzombudsmann Zmuegg fest und weiter: „Ich hoffe, dass die Finanzprokuratur diesmal zeitnah prüft und nicht erst im Insolvenzfall, wenn es wie bei Kika/Leiner und Signa zu spät ist.“ Noch dazu, wo die Garantie im Jahr 2022 – und damit am Ende der Pandemie – nochmals um vier Millionen Euro erhöht wurde ...
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