Gratis Hygieneartikel

Kleine Gemeinde schafft das, wo das Land versagt

Tirol
02.02.2025 09:00

Die Tiroler Grünen fordern kostenlose Hygieneprodukte, um gegen Menstruationsarmut vorzugehen. Das Land stellt sich quer. Die Gemeinde Kramsach hat es bereits umgesetzt: „Es ist ja nur eine Kleinigkeit“, sagt der Bürgermeister.

„Sind 100 Tampons genug?“, wurde die erste amerikanische Astronautin, Sally Ride, 1984 von der NASA vor ihrer sechstägigen (!) Mission in den Weltraum gefragt. So groß das Wissen der NASA über den grenzenlosen Weltraum damals war, so erschreckend begrenzt war das Wissen über den weiblichen Körper und die Menstruation. Sollte bei diesem Thema noch Unklarheit herrschen: Man verbraucht definitiv keine 100 Tampons in sechs Tagen. Trotzdem kommen im Laufe des Lebens einige zusammen und das kostet.

Egal, ob man sich für Tampons, Binden, Periodenunterwäsche oder Menstruationstasse entscheidet: Billig ist das nicht – und da sind Schmerzmittel noch nicht eingerechnet. Wer es sich nicht leisten kann, greift auf Klopapier zurück – doch das birgt Gesundheitsrisiken.

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Mangelnder Zugang zu Menstruationsartikeln darf nicht zum Hindernis werden, am sozialen Leben teilzunehmen oder zur Schule zu gehen.

(Bild: Birbaumer Christof)

LA Zeliha Arslan (Grüne) in einem Antrag

Grüne fordern „Rote Box“ für Bezirkshauptstädte
„Für Frauen und Mädchen entstehen durch ihre Menstruation Kosten in der Höhe von durchschnittlich 72 Euro pro Jahr“, ist einem Antrag zu lesen, den LA Zeliha Arslan (Grüne) vor genau einem Jahr eingebracht hat. Da in Tirol 162.000 Personen armutsgefährdet sind, plädiert die Landtagsabgeordnete für eine „Rote Box“ für alle neun Bezirkshauptstädte in Tirol. Die Rote Box gibt es bereits in Wien: Es handelt sich dabei um Boxen mit kostenlosen Menstruationsprodukten.

Doch das Land, zuständig ist LR Eva Pawlata (SPÖ), schiebt das Projekt auf die lange Bank. Die Begründung liegt darin, dass BIPA in Tirol – anders als in Wien, wo das Unternehmen die Produkte gratis zur Verfügung stellt – noch nicht mitspielt. Für Tirol bleiben kostenlose Menstruationsartikel ein Wunschdenken.

Kramsacher Bürgermeister setzt Hygienebox um
Doch nicht in ganz Tirol. In der Gemeinde Kramsach hat Bürgermeister und Landtagsabgeordneter Andreas Gang (FPÖ) ohne viel Tamtam so ein Projekt umgesetzt.

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Die Dienststellenleiterinnen können sich unkompliziert im Sekretariat melden, wenn die Boxen wieder aufgefüllt werden müssen. Meine Assistentin übernimmt die Organisation und den Einkauf. Bisher wurde das Projekt sehr gut angenommen.

(Bild: Gemeinde Kramsach)

Andreas Gang (FPÖ), Kramsacher Bürgermeister

„In meinem Vorzimmer habe ich mitbekommen, wie sich zwei Mädels zusammengeredet haben wegen eines OB – da dachte ich mir: Weißt was, wir kaufen eine Box und in die tun wir die wichtigsten Sachen rein, – Binden, Tampons, ein Deo“, erzählt der Bürgermeister. So eine Box gibt es in Kramsach mittlerweile in jeder Haushaltsstelle: in den Kinderkrippen und -gärten, im Pflegeheim, in der Schule, im Rathaus. Unkompliziert sind die Produkte im laufenden Budget enthalten. „Von 180 Mitarbeitern sind 150 Frauen. Das ist ja nur eine Kleinigkeit und dann muss man nicht immer daran denken, was man alles dabei haben muss“, zeigt sich Gang überzeugt vom Projekt. Dieses werde gut und gerne angenommen.

So sehen die Hygieneboxen in Kramsach aus. (Bild: Gemeinde Kramsach)
So sehen die Hygieneboxen in Kramsach aus.

Kramsach macht vor, wie einfach es gehen könnte. Für die Grünen bleibt zu hoffen, dass das Land seine bürokratischen Hürden überwindet und dem Beispiel folgt. LA Arslan verspricht jedenfalls, am Thema dranzubleiben.

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