Mit dem klaren 3:0-Erfolg über Finnland und dem Einzug in die Top 16 des Daviscups sorgten Österreichs Tennisherren für ein kräftiges Lebenszeichen im aktuellen Tief. Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die aktuelle Lage an der Spitze im heimischen Tennis alles andere als erfreulich ist.
Kein einziger Spieler in den Top 100 bei den Herren, bei den Damen keine in den Top 200. Sicher liegt das auch daran, dass Dominic Thiem nach seiner schweren Handgelenksverletzung nicht mehr der Alte war, in der Folge seine Karriere deutlich früher beenden musste, als man dies vor einigen Jahren hätte annehmen dürfen. Ebenso ist zu berücksichtigen, dass Sebastian Ofner nur aufgrund seiner Verletzung auf Platz 120 zurückfiel, Julia Grabher ebenfalls von ihrem Körper ausgebremst wurde.
Doch unter dem Strich zeigt es eben auch auf, dass dem heimischen Tennis ganz vorne im internationalen Vergleich etwas die Breite fehlt. Jurij Rodionov ist 155., Lukas Neumayer steht auf 219, Filip Misolic auf 314, dann kommt der 19-jährige Joel Schwärzler als 320., der momentan als größte Hoffnung im Herren-Tennis gilt.
Daviscup-Wochen helfen
ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer glaubt aber auch an einen baldigen Aufschwung der aktuellen Generation. „Wir haben momentan keinen Top-100-Spieler, aber viele, mit dem Potenzial, dort hinzukommen.“ Rodionov war ja schon einmal in den Top 100, Neumayer, der seit dem Vorjahr mit Günter Bresnik arbeitet, wird konstant besser. „Und solche Daviscup-Wochen können die Spieler weiterentwickeln“, meint Melzer. Neumayer selbst hält es für denkbar, „dass wir bald sogar vier Top-100-Spieler haben.“ Er weiß aber auch, dass er noch an vielen Aspekten zu arbeiten hat. „Der Aufschlag ist momentan meine größte Baustelle.“
„Für uns ist Dominic Thiems Karriereende natürlich ein paar Jahre zu früh passiert“, zeigt ÖTV-Präsident Martin Ohneberg auf. Nach diesem befindet sich Österreichs Tennis eben in einer Übergangsphase. Doch der 53-Jährige weiß auch: „Wir haben vielversprechende Talente wie Joel Schwärzler, Lilli Tagger oder Anna Pircher. Aber das passiert nicht von heute auf morgen.“
Besonders bei den Damen, deren Beste aktuell Sinja Kraus als 220. ist, sieht es mit zwei starken Nachwuchsspielerinnen also vielversprechend aus, dass es nach dem zuletzt kurzen Gastspiel von Julia Grabher in den Top 100, die natürlich auch darum kämpft, wieder dorthin zurückzukehren, in einigen Jahren zumindest eine gibt, die konstant dort stehen könnte. Doch der Weg zum Profitum, auch das ist klar, ist sehr lang und beschwerlich.
Viel in Nachwuchs investiert
Positiv ist, dass sich die Tennislandschaft in Österreich in den letzten Jahren klar verbessert hat. „Wir hatten noch nie so viele hochkarätige Angebote, um sich weiterzuentwickeln“, meint Ohneberg. In Akademien wird toll gearbeitet, es gibt auch mehr Turniere als früher. Auch wenn Melzer das nicht als entscheidend sieht. „In der Vergangenheit haben sich Spieler auch ohne Challenger daheim nach vorne gespielt.“
Vor allem bei den ganz Jungen wurden richtigerweise Akzente gesetzt, etwa mit den Kids-Coaches, für die ein Gütesiegel erforderlich ist. „Am Ende des Tages ist es am sinnvollsten, in die Ausbildung zu investieren“, erklärt Ohneberg seine Sicht der Dinge. Damit vielleicht wieder ein Dominic Thiem oder zumindest der eine oder andere Top-100-Spieler mehr durchkommt.
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