Touristiker analysiert

Leerstände, Verkehr: Was läuft schief in Graz?

Steiermark
01.02.2025 18:21

Graz, quo vadis? Die Entwicklung der Landeshauptstadt im Hinblick auf Leerstände und andere ungelöste Probleme beobachten auch viele Einheimische mit Sorgenfalten. Was sagt der Tourismus-Chef Dieter Hardt-Stremayr dazu?

„Krone“: Topaktuelles zuerst: Wie fällt die Tourismusbilanz für 2024 aus?
Dieter Hardt-Stremayr: Es wird ein erfreuliches Ergebnis geben, so viel sei verraten, die positive Entwicklung setzt sich fort.

Manner verlässt die Stadt, das Sacher geht, H&M sperrt zu, es gibt mittlerweile schon so viele Leerstände in der Stadt. Dazu kommen ungelöste Probleme wie Schmutz, viele Bettler oder die Erreichbarkeit. Wie sehr tangiert das den Tourismusprofi?
Das sind Dinge, die vor allem dem Einheimischen auffallen, der sie jeden Tag sieht – nicht so sehr dem Städteurlauber.

Kürzlich wurde bekannt, dass die H&M-Filiale am Hauptplatz noch heuer schließt. (Bild: Christoph Hartner)
Kürzlich wurde bekannt, dass die H&M-Filiale am Hauptplatz noch heuer schließt.

Jetzt sind Leerstände von Geschäften aber wohl kaum zu übersehen.
Solange ein Leerstand nicht offensichtlich einfach nur eine Lücke, sondern gut kaschiert ist, ist er kein Thema. Das Spitzhaus zum Beispiel steht seit Langem leer, ist aber so gut bespielt, dass es gar nicht auffällt.

Also tarnen, täuschen, kaschieren? Entwickelt sich Graz damit nicht zum Potemkinschen Dorf?
Davon sind wir weit entfernt, und im Vergleich stehen wir immer noch gut da. Das Problem ist nämlich kein steirisches, in Deutschland etwa gibt es in den Innenstädten 15 bis 20 Prozent Leerstand, in Graz liegen wir bei vier bis fünf. Das sind andere Dimensionen.

Die große Stärke von Graz war immer der Grazer selbst, auch für den Tourismus. Dass er sich mit seiner Stadt identifiziert, sie liebt, sie ausmacht. Jetzt gefällt aber sogar vielen Einheimischen die eigene Stadt nicht mehr.
Aber sie ist ihnen nicht wurscht. Daher wird gestritten, diskutiert, lamentiert, die Entwicklung bereitet durchaus Sorge. Schlimm wäre es, wenn es Einheimischen egal wäre, der Grazer sagt: Ich hau’ den Hut drauf.

„Platzhalter“ statt Bettler, mit einem neuen Spendenmotto (Bild: Jauschowetz Christian)
„Platzhalter“ statt Bettler, mit einem neuen Spendenmotto

Worüber man keinesfalls hinwegtäuschen kann, ist, dass Graz Glanz und Glamour abhandengekommen ist. Internationale Marken, die ein internationales Publikum aber will, fehlen auffallend.
Das stimmt, und wir hoffen, dass es zunehmend gelingt, sie wieder in die Stadt zu bekommen. Es zeigt sich, dass internationale Marken, wie Louis Vuitton oder Boss auch in Innenstädten noch immer gut funktionieren und krisensicher sind.

Kann man dem Manko entgegenhalten?
Jeder wünscht sich natürlich einen Mix aus großen Marken und kleinen Boutiquen. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, findet noch immer ein sehr schönes Angebot, in der Sporgasse, Stempfergasse. Und was sich erst hinter dem Mariahilferplatz abspielt an Charme und Palette – da gibt es Dinge, die könnte man online gar nie kaufen. Und wir haben den Kastner! Aber wenn der aufhören würde, also das mag ich mir gar nicht vorstellen, das wäre eine Katastrophe.

Sehen Sie ernsthafte Bestrebungen in Graz, Sorgen in Bezug auf Innenstadtsterben anzugehen und nachhaltig zu lösen?
Sagen wir mal, öffentliche Streitereien sind nicht wirklich hilfreich. Das kann nur gemeinsam gelingen. Aber keiner spricht von jener Gruppe, die größtes Interesse haben müsste, tolle Betriebe anzuziehen und Leerstände zu füllen – die Immobilienbesitzer. Doch da sind Leidensdruck und Interesse offenbar noch nicht groß genug.

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