International begeehrt

Wie die Kultur der Stadt Milliarden bringt

Wien
02.02.2025 19:00

Wien besitzt vor allem historisch und kulturell eine internationale Strahlkraft. Das schlägt sich auch in der Bilanz der Stadt nieder. Doch gerade bei Angeboten für die jüngere Zielgruppe droht die Bundeshauptstadt abgehängt zu werden. Moderne Spielstätten sollen das ändern. 

Mit einer beeindruckenden Vielfalt an Theatern, Museen, Konzerten und Festivals sind Kunst und Kultur nicht bloß schmückendes Beiwerk – sie sind ein Motor für Wirtschaft und Gesellschaft. Wie eng verflochten dieses kulturelle Erbe mit der wirtschaftlichen Dynamik ist, zeigen die Zahlen.

Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist eine tragende Säule der Wiener Ökonomie. Rund ein Viertel des österreichischen Bruttoinlandsprodukts wird in der Hauptstadt erwirtschaftet, ein signifikanter Anteil davon entfällt auf die Kulturbranche. Laut Statistik Austria trägt dieser Sektor jährlich rund 8 Milliarden Euro zur Wirtschaftsleistung der Stadt bei und beschäftigt etwa 60.000 Menschen. Besonders stark sind die Branchen Film, Design und darstellende Kunst vertreten.

Wiens Museen und ihre großen Ausstellungen (wie jene von Ausnahmekünstler Erwin Wurm) ziehen auch internationale Gäste an. Der typische Wienbesucher ist hochgebildet und vor allem finanzstark. (Bild: Art Week/ Erwin Wurm/Bildrecht Wien, 2024, Foto: Markus Gradwohl)
Wiens Museen und ihre großen Ausstellungen (wie jene von Ausnahmekünstler Erwin Wurm) ziehen auch internationale Gäste an. Der typische Wienbesucher ist hochgebildet und vor allem finanzstark.

Auch für den Tourismus ist die kulturelle Vielfalt ein entscheidendes Argument: Drei von vier Wien-Besuchern kommen explizit wegen der Sehenswürdigkeiten und kulturellen Angebote in die Stadt . Es ist ein Zusammenspiel, das Kunst zur wirtschaftlichen Kraftquelle macht. Mit über 18,8 Millionen Nächtigungen im Jahr 2024 markiert Wien einen neuen Höchststand.

Die wirtschaftlichen Effekte sind immens: Erstmals wurde die Milliarde an Nächtigungsumsätzen bereits im Oktober überschritten. Denn die Kultur lockt vor allem finanzkräftiges Klientel in die Donaumetropole – Übernachtungen in gehobenen Hotels und Besuche erlesener Gastrotempel inklusive. Doch nicht nur bei Besuchern kommt das Kulturangebot an. Laut einem EU-Vergleich sind 90 Prozent der Wiener mit dem Kulturangebot der Stadt „sehr“ oder „eher zufrieden“. Absoluter Spitzenwert in der EU. Doch auch die Kultur muss mit der Zeit gehen. Wien verfolgt dafür eine langfristige Kulturstrategie, die nicht nur auf den Erhalt bestehender Institutionen abzielt, sondern aktiv neue kulturelle Räume schafft.

Millionenbudget für Kultur-Förderungen
Seit Jahren entstehen neue Kulturzentren in den Bezirken, die gezielt Nachwuchskünstler fördern und kreative Netzwerke stärken. Das lässt sich die Stadt auch einiges kosten. Die Stadt investiert jährlich erhebliche Summen in die Unterstützung von Künstlern, Institutionen und Projekten. 2024 betrug das Budget für Kulturförderung insgesamt 350 Millionen Euro. Über die Zielgenauigkeit kann man im Gegensatz zum Geschmack sicher vortrefflich streiten.

Die Stadthalle ist in die Jahre gekommen, soll aber trotz der neuen Multifunktions- arena als Spielstätte dienen – Umbauten sind nur begrenzt möglich. (Bild: Gisela Erlacher)
Die Stadthalle ist in die Jahre gekommen, soll aber trotz der neuen Multifunktions- arena als Spielstätte dienen – Umbauten sind nur begrenzt möglich.

Das junge Publikum als Treiber für große Infrastrukturprojekte
Wiens größte Arena – die Stadthalle – ist bereits so alt, dass sie unter Denkmalschutz steht. Das ehrt die Stadt und die Architekten, eine Adaption an moderne Anforderungen ist dadurch aber unmöglich. Also hatte die Stadt beschlossen, eine neue Multifunktionsarena zu bauen. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten soll es nun endlich losgehen. Doch warum eine neue Arena?

Große Shows erfordern größere Bühnen, höhere Deckenlasten und modernste Technik – Anforderungen, die die Stadthalle nicht mehr erfüllen kann. Konkurrenzstädte wie Hamburg oder München bieten attraktivere Locations, weshalb Wien Gefahr läuft, von internationalen Tourneen übergangen zu werden. Das lässt sich Wien nun mindestens 153 Millionen Euro kosten – den Rest der halben Milliarde an Kosten soll Partner CTS Eventim übernehmen. Die neue Wien Holding-Arena in Neu Marx soll Platz für bis zu 20.000 Besucher bei Konzerten, Sportevents und E-Sport-Wettkämpfen bieten. Die Eröffnung ist für 2030 geplant.

Mit der neuen Arena und dem Theater im Prater investiert Wien in seine kulturelle Zukunft. Die Stadt reagiert auf die steigenden Anforderungen der Entertainmentbranche und will sich als Top-Standort für Konzerte, Sportevents und Musicals positionieren. (Bild: Rendering: expresiv.at)
Mit der neuen Arena und dem Theater im Prater investiert Wien in seine kulturelle Zukunft. Die Stadt reagiert auf die steigenden Anforderungen der Entertainmentbranche und will sich als Top-Standort für Konzerte, Sportevents und Musicals positionieren.

Doch was passiert mit der Stadthalle? Sie bleibt bis zur Eröffnung der neuen Arena Österreichs wichtigste Eventlocation. Sie soll auch weiterhin genutzt, langfristig jedoch neu ausgerichtet werden. Ein Konzept zur zukünftigen Nutzung soll erarbeitet werden, damit die Halle auch künftig eine wichtige Rolle im Kultur-, Sport- und Entertainmentbereich spielt.

Zusätzlich entsteht bis 2027 das Theater im Prater – ein neues Musicalhaus, errichtet durch ATG Entertainment. Während ATG die Errichtung finanziert, tritt Wien als strategischer Partner auf, um langfristig vom Musicalboom zu profitieren. Seitens der Stadt heißt es, dass Marktanalysen Potenzial für eine Verdoppelung der Besucherzahlen sehen. Alle Projekte zeigen, dass auch das junge Publikum im Kulturbereich als Innovationstreiber fungiert. PST

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