Die Masseverwalter und die gesamte heimische Baubranche haben eine "Rekordleistung vollbracht", lobt der Chef der Gewerkschaft Bau, Josef Muchitsch. Er selber hat in den letzten Tagen 33 Betriebsversammlungen in ganz Österreich abgehalten, um die Mitarbeiter über ihre Rechte und Möglichkeiten zu informieren. Die erste Bilanz:
"Zum Glück ist das mitten in der Bausaison passiert, sodass es viel zu tun gibt", ist Muchitsch optimistisch. In der Branche schätzt man, dass am Ende rund 1.000 der 4.900 von der Pleite Betroffenen ohne Job übrigbleiben könnten. Für sie gibt es Arbeitsstiftungen, in denen man bis zu drei bzw. vier Jahre Geld vom AMS und eine Umschulung bekommt. Für nicht insolvente Alpine-Töchter (ca. 1.000 Mitarbeiter) gibt es etliche Kaufinteressenten.
Gläubiger haben wenig zu erwarten
Die Geldgeber des insolventen Baukonzerns werden dagegen wohl großteils durch die Finger schauen und von den bereitgestellten Summen kaum etwas wiedersehen. "Die Befriedigungsaussichten werden sicher nach unten gehen", sagte Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner im Anschluss an die erste Gläubigerversammlung am Donnerstag. Die Höhe der Schulden wird nach endgültiger Prüfung noch steigen, der Wert der Aktiva gleichzeitig sinken, erwartet Masseverwalter Stephan Riel.
Alleine wegen der Zerschlagung der Alpine Bau wurden die erwarteten Passiva des Baukonzerns gleich zu Beginn des Insolvenzverfahrens von 2,6 Milliarden auf "mindestens 2,8 Milliarden Euro" hinaufgesetzt. Die Aktiva wurden anfangs grob auf rund 660 Millionen Euro geschätzt. Alleine daraus errechnet sich eine Überschuldung von mindestens 2,14 Milliarden Euro - eine in der Geschichte der Zweiten Republik noch nie da gewesene Dimension.
"Diese Dimension, kann man nicht so schnell auffangen"
Ansonsten gebe es nach der routinemäßigen Versammlung am Handelsgericht - wie erwartet - keine besonderen neuen Informationen, hieß es am Donnerstag. "Das ist eine Dimension, die kann man nicht im Insolvenzverfahren so schnell auffangen - da zerbröselt halt sehr viel", schilderte Kantner. Deutlich informativer werde dann die Berichts- und Prüfungstagsatzung Ende August sein.
Selbst im (gescheiterten) Ausgleichsverfahren der Alpine, das mittlerweile in ein Konkursverfahren umgewandelt wurde, hätten die Gläubiger - etwa Banken und Zulieferer - auch bestenfalls nur 20 Prozent ihrer Forderungen abgegolten bekommen.
Suche nach Auftragnehmern läuft auf Hochtouren
Der im Eigentum der spanischen FCC-Gruppe befindliche Alpine- Konzern beschäftigt weltweit rund 15.000 Mitarbeiter, in Österreich rund die Hälfte davon. Für die regionalen Baustellen in Österreich werden derzeit unter Hochdruck neue Auftragnehmer gesucht. Fünf gesunde Alpine-Töchter wie etwa Hazet oder Universale sollen verkauft werden - die Angebote dafür sollen dem Masseverwalter bis spätestens 10. Juli vorliegen.
Die Alpine- Energie, die als Juwel unter den Töchtern gehandelt wird, wird auch verkauft - allerdings nicht vom Insolvenzverwalter, sondern vom spanischen 100 prozentigen Alpine- Eigentümer FCC.
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