Eine Volksbefragung in Graz-Gösting ging – bei geringer Beteiligung – für die Verlegung des Verschubbahnhofs aus. Die ÖBB sehen indes keine Notwendigkeit und verweisen auf wirksame Maßnahmen zur Lärmreduktion. Für viele Anrainer ist das Problem aber noch nicht beseitigt.
Seit Herbst 2019 sorgen unüblich laute Quietschgeräusche rund um den ÖBB-Verschiebebahnhof in Graz-Gösting für Wirbel; nach einer Anrainer-Sammelklage gegen die ÖBB läuft nach wie vor ein Gerichtsverfahren. Am Sonntag waren Bewohner des Bezirks Gösting zu einer Volksbefragung aufgerufen. Wie berichtet, stimmten 78 Prozent der Teilnehmer dafür, dass die Stadt Graz sich für eine Verlegung des Güter-Verschubbahnhofs einsetzen soll.
Trotz geringer Beteiligung: „Sehr zufrieden“
„Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, sagt Initiator und KFG-Klubobmann Alexis Pascuttini. Dass die geringe Beteiligung von rund elf Prozent in der Stadt für Gesprächsstoff und auch Häme sorgt, relativiert Pascuttini: „Weite Teile Göstings sind ja nicht betroffen. In den betroffenen Gebieten war die Beteiligung sehr gut.“ Zudem sei der Lärm auch in Teilen der Bezirke Eggenberg und Lend Thema. Dort auch Befragungen durchzuführen bzw. vorab die nötigen Unterschriften zu sammeln, wäre organisatorisch kaum zu stemmen gewesen.
Jetzt ist es oft tagelang ruhig, dafür ist das Quietschen dann zwei, drei Tage lang wieder massiv. Das Problem ist nach wie vor nicht behoben.
Alexis Pascuttini, KFG-Klubobmann und Initiator der Volksbefragung
Bindend ist das Ergebnis der Volksbefragung nicht. Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) betont, diese dennoch ernst zu nehmen: „Wir unterstützen alle realistischen Initiativen, um Verbesserungen zu erwirken.“ Es sei aber auch wichtig, keine unerfüllbaren Erwartungen zu wecken. Denn eine Verlegung des Bahnhofs sei Angelegenheit der ÖBB.
ÖBB verweist auf Lärmschutzmaßnahmen
Seitens der Bundesbahnen bleibt man auch nach der Befragung beim Standpunkt, dass eine Verlegung des seit mehr als 100 Jahren bestehenden Verschiebebahnhofs „nicht angedacht und aufgrund der erfolgreichen Maßnahmen weder notwendig noch wirtschaftlich sinnvoll ist.“ Unter anderem wurden neue Lärmschutzwände errichtet. Ein aktuelles Gutachten würde eine deutlich reduzierte Geräuschkulisse bestätigen.
Tatsächlich bemerken auch Anrainer eine Veränderung. „Jetzt ist es oft tagelang ruhig. Dafür ist der Lärm dann zwei, drei Tage lang wieder massiv“, sagt Pascuttini, für den das Problem keineswegs vom Tisch ist. Für ihn geht das Thema über die „Quietsch-Causa“ hinaus: „Ein Verschubbahnhof mitten in der Stadt ist ein Anachronismus und Hindernis für die Stadtentwicklung.“
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