Wie die israelische Zeitung "Times of Israel" berichtet, war die Aktion das Werk des TV-Senders Channel 10. Reporter Uri Even hatte die Pistole mit einem 3D-Drucker ausgedruckt und für die Sendung "Tzinor Layla" offenbar gleich zwei Mal unbemerkt in die Knesset geschmuggelt.
Einmal gelang es Even dabei sogar, mit der Pistole bis auf wenige Meter an Premier Netanyahu heranzutreten und die Waffe zu ziehen. Wäre Uri Even kein Reporter, sondern Terrorist gewesen, wäre Netanyahu jetzt wohl tot.
Hunderte 3D-Drucker für Waffenbau verfügbar
Allein in Israel gebe es Hunderte 3D-Drucker, auf denen solche Plastikwaffen gedruckt werden könnten, berichtet die Zeitung. Die günstigeren Modelle wie den "Replicator 2" des Herstellers MakerBot gibt es schon für unter 2.000 Euro.
Entwickelt wurde der "Liberator" von US-amerikanischen Waffennarren, die mit ihrem Start-up Defense Distributed seit geraumer Zeit am 3D-Druck von Schusswaffen arbeiten. Der Kopf der Gruppe, Cody Wilson, hatte die Baupläne für die Waffe im Mai online gestellt (siehe Infobox). Sie sollen binnen weniger Tage rund 100.000 Mal heruntergeladen worden sein.
"Liberator"-Baupläne verbreiten sich im Web
Zwar wurde Defense Distributed von der US-Regierung schon nach kurzer Zeit aufgefordert, die Pläne offline zu nehmen, über diverse andere Websites und Tauschbörsen verbreiten sie sich allerdings nach wie vor. Die Büchse der Pandora ist offen und kann nicht so einfach wieder verschlossen werden.
Die Technologie "stellt eine ganz neue Herausforderung für die Sicherheitssysteme in Israel und der ganzen Welt dar", sagt der Knesset-Sicherheitschef Yossi Grif. Man untersuche den Vorfall bereits und arbeite daran, möglichst bald eine Lösung für das Problem mit den unentdeckbaren Plastikwaffen zu finden.
3D-Druck-Pistole auch Gefahr für Schütze
Bevor sie die Waffe in Israels Parlament schmuggelten, testeten die Reporter sie zunächst auf ihre Funktionstüchtigkeit. Weil australische Behörden die Waffe bereits ausgedruckt und getestet hatten, wussten die Journalisten um die Gefährlichkeit der Waffe. In Australien ist ein Exemplar des "Liberator", der bis auf den Schlagbolzen zur Gänze aus Plastik besteht, beim Abfeuern explodiert.
Um zu prüfen, ob das auch mit ihrer Plastikpistole passieren würde, feuerten die Reporter sie zunächst von einem Stativ aus ab und betätigten den Abzug mit einer Schnur. Das Ergebnis: Der Lauf explodierte tatsächlich, die Kugel traf jedoch ihr Ziel. In der Praxis kann das Abfeuern des "Liberator" also ernsthafte Verletzungen für den Schützen nach sich ziehen. Terroristen wird das kaum stören.
Plastikwaffen zur realen Bedrohung geworden
Das Ziel der Aktion war, die Gefahr durch Waffen aus dem 3D-Drucker einer breiten Öffentlichkeit bewusst zu machen. Trotzdem reagiert das Büro des Premierministers ungehalten. Es nennt die Aktion einen "unverantwortlichen Akt, der jene, die diese dubiose 'journalistische Mission' ausgeführt haben, in Gefahr gebracht hat und ernsthafte Schäden verursachen hätte können".
Fakt ist: Gedruckte Plastikwaffen, die durch Metalldetektoren geschmuggelt werden können, sind Realität. Flughäfen, Regierungsgebäude oder Botschaften – Einrichtungen, die mit Metalldetektoren bisher relativ zuverlässig vor hineingeschmuggelten Waffen geschützt werden konnten -, sind nicht länger sicher. In den USA wird deshalb bereits eine Reform des Gesetzes für unentdeckbare Feuerwaffen diskutiert. Terroristen und Kriminelle halten sich allerdings nicht an Gesetze.
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