Betrug um Bitcoins

Kryptische Geschichten statt Krypto-Vermögen

Steiermark
04.02.2025 16:30

Ein 60-jähriger Möchtegern-Milliardär soll mit Bitcoin-Betrügereien bei seinen Opfern einen Schaden in Millionenhöhe verursacht haben. Die Geschädigten sagten heute am finalen Prozesstag in Graz aus. Der Angeklagte dementierte bis zum Schluss seine Schuld. Dann fiel das Urteil: neun Jahre Haft; nicht rechtskräftig.

Am Dienstag ging es im Grazer Landesgericht für Strafsachen in die zweite und finale Runde im Prozess gegen den 60-jährigen Niederösterreicher, der rund zehn Anleger um fast eine Million Euro gebracht haben soll. Der vermeintliche Milliardär, der gerne durch Monaco schlenderte und mit Hubschraubern reiste, leugnete die Straftat bis zuletzt.

Bereits 13 Vorstrafen und 18 Jahre im Gefängnis hat der Angeklagte vorzuweisen. Auch bei den aktuellen Vorwürfen handelt es sich erneut Betrügereien: Die Opfer kauften über den 60-Jährigen Bitcoins, die er in seinem Wallet (elektronische Geldbörse) verwaltete. Sie hatten danach keinen Zugriff auf die Kryptowährung. Vereinbart waren vier Jahre, zehn Prozent Profit pro Jahr. Doch das Geld sahen sie nie wieder.

Mittelsmann deckte Betrug auf
Am heutigen Verhandlungstag waren die Opfer am Wort. Kurios ist, dass viele der Zeugen den Angeklagten weder persönlich kannten noch direkt mit ihm kommunizierten. Den Kontakt zwischen ihnen und dem Beschuldigten hätte ein Mittelsmann hergestellt, der zu den Opfern freundschaftliche oder verwandtschaftliche Beziehungen hat und sie bei der Investition in Kryptowährungen unterstützte. Dieser hat den mutmaßlichen Betrug dann aufgedeckt und zur Anzeige gebracht.

„Ich möchte nicht mein Geld zurück, ich möchte meine Bitcoins“, antwortet eine Zeugin auf die Frage von Richter Andreas Rom, ob sie Schadensersatz vom Angeklagten fordert. Rund 50.000 Euro hatte die Betroffene investiert, 140.000 Euro wäre ihre Bitcoins heute wert. „Aber bevor ich gar nichts kriege, nehme ich die Euros...“

„Das ist, als hätte ich damals ein Bild eines unbekannten Künstlers gekauft, der heute berühmt ist. Ich möchte nicht mein Geld haben, ich will das Bild“, erklärt auch ein anderer Betroffener, ein Immobilienmakler aus Deutschland. 352 Bitcoins will er vom Angeklagten in zehn Jahren gekauft haben – heutiger Wert: über 33 Millionen Dollar.

„Er war anders als andere“
Bei den meisten Opfern handelt es sich um Menschen, die sich auf dem Gebiet der Kryptowährungen nicht auskennen, aber risikobereit sind. Mit geschickten Floskeln und Fremdbegriffen baute der Angeklagte Vertrauen auf und brachte sie zu ihrem Investment. Warum sie einem quasi fremden Mann ihr Geld anvertrauten, wollte Richter Rom von den Zeugen wissen. „Er war anders als die anderen“, sagt einer der Zeugen. 

Am Nachmittag fiel – nach kurzer Beratung – das Urteil des Schöffengerichts: neun Jahre Haft. Der Angeklagte meldete umgehend Berufung an. Das Urteil ist somit nicht rechtskräftig. Wo das Geld ist, blieb ein Geheimnis...

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