Ein für Donnerstag geplanter Terror-Prozess in Graz platzte, weil der angeklagte Syrer in seine Heimat floh. Der 49-Jährige will dort eine Apotheke aufmachen – und offenbar keine weitere Haft riskieren.
Es sind schwere Vorwürfe, die gegen einen Syrer erhoben werden: Der 49-Jährige soll von 2013 bis 2014 als Kommandant der 300 Mann starken Löwen-Brigade auf Seiten der Freien syrischen Armee gekämpft und sich an die Terror-Organisation Al Nusra angeschlossen haben. In Graz soll er zudem als radikaler Prediger in einer Grazer Moschee Personen für den Kampf rekrutiert und als strenger Scharia-Richter fungiert haben.
„Nie aktiv eine Waffe bedient“
Sein Verteidiger Bernhard Lehofer betonte zu Prozessbeginn im Dezember: „Als der Bürgerkrieg ausbrach, wurden Brigaden zur Verteidigung gegen das Assad-Regime gegründet. Weil er als studierter Pharmazeut hochgebildet war, wurde er als Anführer gewählt. Eine Waffe hat er aber nie aktiv bedient, bei Kämpfen war er nie dabei.“
Wie sich herausstellte, war mein Mandant ungerechtfertigt in U-Haft.
Anwalt Bernhard Lehofer
U-Haft rasch wieder aufgehoben
Wegen Verdunkelungsgefahr – er soll Zeugen im Vorfeld bedroht haben – wurde der 49-Jährige in der ersten Verhandlung noch im Gerichtssaal in U-Haft genommen. Doch das Oberlandesgericht Graz ordnete nach einer Beschwerde des Verteidigers nach drei Tagen die sofortige Enthaftung an. Der dringende Tatverdacht der schweren Nötigung würde fehlen.
Am Donnerstag sollte der Prozess wegen Verbrechen der terroristischen Vereinigung und kriminellen Organisation fortgesetzt werden, doch der Terror-Führer floh nach Syrien. „Die Möglichkeit seiner Rückkehr war gegeben, weil Assad nicht mehr an der Macht ist“, erklärte sein Anwalt. Er wollte offenbar keine weitere Haft riskieren. Er möchte mit seiner achtköpfigen Familie in der Heimat leben und eine Apotheke eröffnen. Der Syrer hat laut Anwalt in der Ukraine Pharmazie studiert.
Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen einen europäischen Haftbefehl beantragt. Sollte der 49-Jährige also jemals europäischen Boden betreten, klicken die Handschellen. Somit bleibt die Fortsetzung des Verfahrens bis auf Weiteres offen.
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