Für junge Patienten, die mitten während ihrer Sprachentwicklung schwerhörig werden, wird der heilende Eingriff zusehend zum Geduldsspiel. Denn die nötige Ohren-Operation dauert zwar nur ein paar Minuten, doch die Wartezeiten dafür sind in den Spitälern teils drastisch gestiegen.
Es geht um sogenannte Paukenergüsse: Darunter versteht man ein Sekret, das nach Infektionen das Mittelohr verstopfen kann. „Die Kinder hören dann wie jemand, der ein Hörgerät braucht“, erklärt Georg Langmayr, Vertreter der HNO-Ärzte in OÖ. Vor allem Drei- bis Fünfjährige sind betroffen. „Gerade in diesem Alter ist das Hören für die Sprachentwicklung ganz wichtig. Außerdem ist das Sekret ein Nährboden für alle möglichen Keime“, sagt Langmayr. Sprich: Es wäre wichtig, Kindern das Sekret so schnell wie möglich abzusaugen.
Von acht Wochen auf elf Monate Wartezeit
Genau darauf müssen die jungen Patienten aber zusehends länger warten, wie „Krone“-Anfragen in den sieben Spitälern zeigen, die den Eingriff in OÖ anbieten. Am Klinikum Wels-Grieskirchen warten Kinder elf Monate – vor einem Jahr waren es noch acht Wochen. Auch bei den Barmherzigen Schwestern in Linz ist nun um einiges mehr Geduld gefragt: Voriges Jahr lag die Wartezeit bei 18 bis 20 Wochen, mittlerweile beträgt sie sechs bis zwölf Monate.
Wartezeiten über drei Monate sind in Wahrheit fahrlässig, weil dadurch die Sprachentwicklung der Kinder eingeschränkt wird. Das sind Schäden, die holen wir später nicht mehr auf.
Georg Langmayr, Fachgruppenvertreter HNO in der Ärztekammer OÖ
Bild: Georg Langmayr
Im Kepler Uniklinikum wartet man ebenfalls bis zu ein Jahr, im Klinikum Steyr neun Monate, im Salzkammergut Klinikum sind es fünf. Im Krankenhaus Ried ist die Wartezeit mit 20 Wochen gleich geblieben, nur im Braunauer Spital kommen Kinder nun früher dran – in drei statt fünf Monaten. Alle Kliniken betonen allerdings, dass dringende Fälle wesentlich früher eingeschoben werden.
Personalnot ist der Grund
Der Grund für das Geduldsspiel ist ein altbekannter: Personalengpass bei Ärzten sowie Pflegekräften im OP und der Anästhesie.
„Wartezeiten über drei Monate sind in Wahrheit fahrlässig, weil dadurch die Sprachentwicklung der Kinder eingeschränkt wird“, sagt HNO-Mediziner Langmayr dazu. „Das sind Schäden, die holen wir später nicht mehr auf.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.