In Niederösterreich gibt es immer weniger Fleischereien. Hauptgrund dafür ist zum Großteil das Nachfolgeproblem. Traditionsfleischerin Doris Steiner aus Sollenau erklärt, was sich alles verändert hat und wie sie trotzdem erfolgreich ihren Betrieb führt.
Gab es 2010 noch 366, so sind es heute bereits um 110 Fleischer weniger im weiten Land. Was aber sind die Gründe für das schleichende Verschwinden der beliebten Traditionsbetriebe? Gesunder Lebensstil und mehr Körperbewusstsein sind sicher auch schuld daran. Aber als Hauptgrund nennt Doris Steiner, stellvertretende Innungsmeisterin der Fleischer, das Generationenproblem: „90 Prozent finden einfach keine Nachfolger mehr.“
Jede Wurstsorte wird selbst hergestellt – ohne Chemie
Überhaupt habe sich in den letzten Jahren viel geändert, vor allem auch, um sich von billigen Angeboten im Supermarkt abzuheben. In Steiners Geschäft in Sollenau, Bezirk Wiener Neustadt, wird ausschließlich regionales Fleisch verkauft und jede Wurstsorte selbst hergestellt. „Ohne chemischer Zusatzstoffe“, so Steiner. Denn: „Wir produzieren heute das, was wir morgen verkaufen.“
Überhaupt habe man in den letzten Jahren viel im Sortiment verändert. So gibt es jetzt jeden Tag ein zusätzliches vegetarisches Menü.
Auch für Vegetarier haben wir Angebote: Knödel, Spinatstrudel und mehr. Bei uns gibt’s jetzt auch jeden Tag frischen Salat. Das hätt’s früher nicht gegeben.
Doris Steiner, stellvertretende Innungsmeisterin der Fleischer
Ihr Erfolgsrezept: „Man muss das selber leben, was man macht“, sagt die Fleischerin aus Leib und Seele. Ihr Tag beginnt um 3.15 Uhr. Um 5.30 Uhr wird aufgesperrt. Im Geschäft steht Steiner eher wenig. „Da bin ich den Mitarbeitern nur im Weg, weil ich die meiste Zeit mit Kunden tratsche“, schmunzelt die Chefin.
Ob es die traditionelle Wurstsemmel als Jause für die Kinder noch gibt? „Ja, aber meistens holt die jetzt die Mama, während das Kind im Auto wartet“, so Steiner. „Und manchmal bekommen die Kleinen schon im Kindergarten ein Schnitzelsemmerl.“ Und doch hat sich einiges von früher erhalten: Das Radl Extra für die Kinder gibt es immer noch. „Und das Kranzl Knacker ist nach wie vor die beliebteste Wurst“. Auch Nachfolgeprobleme hat Steiner nicht. Ihr Sohn wird den Betrieb mit Jahresende weiterführen.
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