Auch in Österreich

WhatsApp-User in EU mit Spyware bespitzelt

Web
06.02.2025 10:49

Ein Cyberangriff auf den zu Meta gehörenden Messengerdienst WhatsApp betrifft offenbar auch Personen mit Telefonnummern aus 14 EU-Ländern, darunter Österreich. Das gab die italienische Regierung am Mittwochabend unter Berufung auf die Anwaltskanzlei der EU-Niederlassung von WhatsApp bekannt.

Meta hatte bereits vor einer Woche einen Cyberangriff auf 90 WhatsApp-User aus „zwei Dutzend Ländern“ mit Software des US-israelischen Überwachungsunternehmens Paragon bekannt gegeben. Man habe nach der Entdeckung des Angriffs Paragon eine Unterlassungsaufforderung geschickt, hieß es in der Mitteilung vom 31. Jänner.

Paragon-Chef John Fleming teilte später dem Fachportal TechCrunch mit, dass die US-Regierung sowie ungenannte, mit den USA „verbündete Demokratien“ unter den Beziehern der Software seien. Den Kunden sei es allerdings laut Vertrag verboten, auf ungesetzliche Weise Journalisten und Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft zu attackieren, betonte er.

Das Unternehmen war 2019 in Tel Aviv unter Beteiligung des früheren israelischen Premiers Ehud Barak gegründet worden. 2024 wurde es an das Private-Equity-Unternehmen AE aus den USA verkauft. Paragon sieht sich selbst laut Informationen des israelischen Portals „Ynetnews“ als Opfer in der Angelegenheit. Die Firma sei der „Sündenbock“ für die Bemühungen von Meta, jegliches Durchbrechen der WhatsApp-Verschlüsselung juristisch zu bekämpfen, sagten Firmenkreise dem Portal. Paragon sei bereit für einen Rechtsstreit mit dem Tech-Riesen.

Gleichzeitig wurde beteuert, man werde die Verbindungen zu jenen Kunden abbrechen, die die Software „Graphite“ unrechtmäßig benutzt hätten. Wie die israelische Zeitung „Haaretz“ am Donnerstag berichtete, hat Paragon den italienischen Behörden den Zugang zu seiner Software mittlerweile entzogen.

Telefonnummern aus 14 EU-Staaten betroffen
Das Büro von Italiens Premierministerin Giorgia Meloni erklärte am Mittwochabend, es habe die Nationale Agentur für Cybersicherheit gebeten, die Angelegenheit zu untersuchen. Die Spionageattacke habe sich insbesondere gegen Journalisten und Aktivisten gerichtet.

Der Behörde wurde auch mitgeteilt, dass die Spyware bei WhatsApp-Nutzern neben Italien in 13 anderen EU-Ländern gefunden wurde – in Belgien, Griechenland, Lettland, Litauen, Österreich, Zypern, Tschechien, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Portugal, Spanien und Schweden. Nähere Informationen darüber, welche Personen oder Organisationen in Österreich von der Spionage betroffen sind, ist bislang nicht bekannt.

Kritiker der italienischen Regierung betroffen
In einer Erklärung teilte Melonis Büro mit, dass die Cybersicherheitsbehörde über sieben bestätigte Fälle von Spionageangriffen in Italien informiert wurde. Der Chefredakteur des bekannten italienischen Nachrichtenportals Fanpage, Francesco Cancellato, ein bekannter Aktivist für die Migrantenrettung, Luca Casarini, und weitere fünf Personen wurden laut den Angaben Opfer der Spionageattacke.

Casarini wird häufig von regierungsfreundlichen Medien in Italien für die Arbeit seiner Wohltätigkeitsorganisation zur Rettung von Migranten kritisiert. Er wurde wegen angeblicher Beihilfe zur illegalen Einwanderung strafrechtlich verfolgt. Er sagte jedoch, er wisse nicht, wer hinter dem Versuch stecke, ihn auszuspionieren. „Das ist ein Verstoß gegen die Demokratie“, sagte er laut Medienangaben.

Laut früheren Medienberichten ist auch der in Schweden lebende libysche Aktivist Husam El Gomati betroffen. Er ist ein Kritiker des Migrationsabkommens zwischen Italien und Libyen und tritt gegen Korruption der libyschen Behörden auf. Nun sei er besorgt, dass seine Kontakte in Libyen gefährdet sein könnten, sagte er jüngst der britischen Zeitung „Guardian“.

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