„Mein Neffe traut sich nicht mehr aufs Klo, weil die Direktorin die Türen ausgebaut hat“, wendet sich eine Tante eines Schülers der Mittelschule 1 in Haid (Oberösterreich) verzweifelt an die „Krone“. Hintergründe der Aktion sollen Drohungen gegen Schüler gewesen sein. Die Polizei ermittelt.
„Ich wende mich an Sie, weil ich sehr wütend bin und nicht weiterweiß“, beginnt eine Tante ihre E-Mail an die „OÖ-Krone.“ Sie möchte anonym bleiben, um zu verhindern, dass ihr Neffe an seiner Mittelschule, der MS 1 in Haid, Probleme bekommt. Grund für ihren Ärger sei die Tatsache, dass an dieser Bildungseinrichtung die Tür zu den Bubentoiletten ausgebaut wurde. „Mein Neffe traut sich nicht mehr aufs Klo. Er weint jede Woche und möchte nicht mehr in die Schule gehen“, so die Tante, deren Name der „Krone“ bekannt ist.
„Krisenfall“ schuld an fehlender Klotür
Die Direktorin der besagten Mittelschule will zu dem Fall nichts sagen, verweist an die Bildungsdirektion. Von dort kommt auf Anfrage folgende Stellungnahme: „Im Zuge eines Krisenfalls an der Schule sowie aufgrund einer beschädigten Tür wurde die Zugangstür zur Bubentoilette vorübergehend ausgehängt. Um die Privatsphäre der Schüler zu wahren, wurden sie gebeten, die Pissoirs nicht zu benutzen, die Toilettenkabinen stehen uneingeschränkt zur Verfügung. Die Wiedermontage der Tür erfolgt in den kommenden Tagen.“
Mein Neffe traut sich nicht mehr aufs Klo. Er weint jede Woche und möchte nicht mehr in die Schule gehen.
Tante des Schülers
Polizei ermittelt
Seitens der Polizei bestätigt man zu dem „Krisenfall“ nur, dass es an der Mittelschule zu Drohungen gegen eine Schülerin gekommen sei und gegen einen Burschen (14) ermittelt werde. Wegen der laufenden Ermittlungen hält man sich zu weiteren Details aber bedeckt. Ins Rollen kam der Fall nach einer Anzeige des Klassenvorstands. Gerüchten zufolge soll der Schüler das Mädchen in sozialen Medien mit dem Umbringen bedroht haben.
Droher nicht suspendiert
Brisantes Detail: Der Droher nimmt nach wie vor am Unterricht teil, „weil eine Suspendierung rein rechtlich Fehlverhalten im schulischen Kontext betrifft und die polizeilichen Ermittlungen keinen Bezug zur Schule haben“, so die Bildungsdirektion. Der Schulgemeinschaft würden aber alle Unterstützungsmaßnahmen zur Verfügung stehen, die Lehrkräfte im Umgang sensibilisiert.
Weiterer kurioser „Klo-Aufreger“
Vergangenen Sommer sorgte ein weiterer kurioser Fall um eine Schultoilette im Bezirk Wels-Land für Schlagzeilen. Nach zahllosen Vandalenakten hatte ein Schulwart die Kinder heimlich mit einer Wildkamera gefilmt, nach 4,5 Stunden flog die „Spionage“ auf, und die Kamera musste abmontiert werden. Der Schulwart wurde abgemahnt, das Filmmaterial sichergestellt. Die Ermittlungen gegen ihn wurden eingestellt.
Der Fall um ein stilles Örtchen sorgte in der Redaktion für laute Diskussionen. Grund war einmal mehr das Mäntelchen des Schweigens, das in solchen Fällen gerne mehr als großflächig ausgebreitet wird. Das sorgt für Unklarheit und führt so zu den wildesten Spekulationen.
Dabei schadet diese Taktik meiner Meinung nach allen: Der Bildungsdirektion, die gefühlt nicht immer Herr der Lage ist; der Schule, die mit ihrem Schweigen Gerüchte noch zusätzlich anheizt – und vor allem jenen Kindern, die sich an Regeln halten. Die müssen erneut das ausbaden, was einige wenige verursacht haben.
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