Fortsetzung im Prozess gegen jenen ehemaligen Grazer Pädagogen, der seine eigenen Schüler missbrauchte. Unglaubliche Details taten sich auf: So beichtete er alles einem Geistlichen und jubelte einer Kollegin seine Schandtaten unter.
Am Donnerstag ging der Prozess gegen jenen Grazer Ex-Lehrer weiter, der sich jahrelang als Mädchen ausgab und sich so via Social Media Nacktbilder und -Videos von seinen teils minderjährigen Schülern erschlich.
Schockierende Details
Abermals kamen dramatische Details ans Tageslicht: So hat der Theologe, selbst Ex-Schüler der Einrichtung, sein Gewissen dreimal bei der Beichte – zweimal in der Osterzeit, einmal zu Weihnachten – erleichtert. Dem Beichtvater versprach er, sich der Polizei zu stellen, folgte aber nicht. Wegen des Beichtgeheimnisses war es dem Geistlichen nicht gestattet, die schwerwiegenden Vorwürfe selbst anzuzeigen.
Kritischer Pädagogin eigene Taten angelastet
Kurz danach tat sich eine weitere Geschichte auf, deren Folgen am betroffenen Gymnasium jetzt noch spürbar sind: Einer Pädagogin war das überaus freundschaftliche Verhältnis inklusive Umarmungen und Kitzeleien im Nachmittagsunterricht, welches der Angeklagte zu seinen Schülern pflegte, ein Dorn im Auge.
„Ich habe meiner Klasse erklärt, dass ihr Job als Schüler und unser als Lehrer Distanz verlangt und private Kontakte nicht okay sind. Ein Schüler meinte, dass es viel zu erzählen gebe, er das aber nicht möchte, weil er (Anm. der nun Angeklagte) davon erfahren würde.“ Was vermutlich auch geschah …
Denn er streute ab Mai 2020 Gerüchte bei drei ihm vertrauten Kolleginnen, die besagte Pädagogin würde Nacktbilder von ihren Schülern gegen bessere Noten verlangen. „Er hat gesagt, wir dürfen auf keinen Fall etwas sagen“, sagen alle drei einstimmig vor der Vorsitzenden Richterin Julia Riffel und ihrer Beisitzerin Barbara Schwarz aus.
Dass er selbst all das tat, was er nun versuchte, jemand anderen anzuhängen, kam keine von ihnen. Obwohl allen das äußerst enge Verhältnis, das sogar bis zu privaten Treffen ging, nicht verborgen geblieben war, hielten sie dies für sogar eigenartig.
Er war unser Freund, wir haben ihm vertraut. Er sagte, er hat alles Nötige in die Wege geleitet, Direktor und Bildungsdirektion wissen Bescheid.
Drei Zeugen
„Er war unser Freund, wir haben ihm vertraut. Er sagte, er hat alles Nötige in die Wege geleitet, Direktor und Bildungsdirektion wissen Bescheid“, rechtfertigen sie sich. Nicht einmal, als der Theologe Monate später seinen Freundinnen und Arbeitskollegen erzählte, der Lehrerin habe man nun als Konsequenz eine Gehaltsvorrückung untersagt, wurde keiner stutzig. Im Gegenteil: „Ich war erbost, dass es keine strengeren Konsequenzen gegeben hat“, sagt eine der Frauen.
Kollegium in zwei Lager geteilt
Erst 2022, als die Polizei bereits ermittelte, erfuhr die verleumdete Pädagogin, welch haarsträubende Gerüchte über sie im Umlauf waren. „Ich habe sofort um eine Einvernahme gebeten, um alles aufzuklären.“ Dass ihre Kolleginnen nicht mit ihr darüber sprachen, ist ihr auch heute noch ein Dorn im Auge.
„Naja, was hätten wir sagen sollen, dass das tollpatschig ist, was du da tust?“, hätten sie zu ihr gesagt. Auch heute noch ist das Kollegium in dieser Causa in zwei Lager gespaltet, eine Mediation hätte nicht viel gebracht. Zumindest: „Mittlerweile können wir wenigstens wieder freundlich miteinander umgehen.“
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