In Somalia verbreitet
Genitalverstümmelung nimmt weltweit wieder zu
Weltweit sind mehr als 230 Millionen Mädchen und Frauen an ihren Genitalien verstümmelt. In Somalia ist nahezu jede Frau betroffen, wie die Organisation Terre de Femmes zum Tag gegen weiliche Genitalverstümmelung (FGM) am 6. Februar mitteilte.
Auch in Europa würden Genitalverstümmelungen an Migrantinnen durchgeführt, sagte Marlene Keller von Terre de Femmes. Ihre Organisation erhalte entsprechende Berichte von Jugendämtern und Fachkräften. Zudem gebe es Fälle, in denen Mädchen für den Eingriff in ihre Herkunftsländer gebracht würden.
In den jeweiligen Gemeinschaften ist laut Keller Aufklärungsarbeit nötig. „Gesprochen wird über die Strafbarkeit. Selbst wenn die Tat im Ausland geschieht, die Betroffene aber in Deutschland lebt, kann die Tat verfolgt werden.“ Auch sei drohende weibliche Genitalverstümmelung als geschlechtsspezifische Verfolgung ein möglicher Grund für die Gewährung von Asyl in Deutschland.
Selbst wenn die Tat im Ausland geschieht, die Betroffene aber in Deutschland lebt, kann die Tat verfolgt werden.
Marlene Keller, Menschenrechtsorganisation Terre de Femmes
Argument der „religiösen Reinheit“
Männer müssten einbezogen, physische und psychische Folgen angesprochen werden. Derzeit gibt es unterschiedliche Entwicklungen. In einigen Ländern und Gemeinschaften gehen die Zahlen zurück, etwa in Niger, der Genitalverstümmelung bereits 2003 unter Strafe stellte. Laut UNICEF sind dort inzwischen nur noch zwei Prozent der Frauen betroffen.
In Gambia wollte die Regierung vergangenes Jahr ein Verbot aufheben, was Proteste verhinderten. Die Befürworterinnen und Befürworter von Genitalverstümmelung argumentieren dort mit „religiöser Reinheit“ sowie dem Schutz „kultureller Normen und Werte“.
Handlungsempfehlungen für Ärzte veröffentlicht
Die Stadt Wien veröffentlichte jetzt Handlungsempfehlungen für Ärztinnen und Ärzte zum Umgang mit Betroffenen. Dabei geht es unter anderem um Schwangerschaft, Geburt und die medizinische Behandlung von Folgekomplikationen. Darin wird zum Beispiel darauf hingewiesen, welche Frauen im Anamnesegespräch gestellt werden müssen.
In Österreich sind 11.000 Frauen von Genitalverstümmelung betroffen, alleine in Wien 6300. „Weibliche Genitalverstümmelung ist immer und überall ein schrecklicher und grausamer Verstoß gegen die Menschenrechte. Betroffene Frauen verdienen ein klares Bekenntnis der politischen Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen, dass sie in ihrer Situation nicht alleine gelassen werden,“ sagte die Außenpolitische Sprecherin der SPÖ und Gründerin der Plattform StopFGM, Petra Bayr. Sie plädiert für verpflichtende Schulungen für Gesundheits- und Bildungspersonal und zielgruppenspezifische Informationskampagnen.
Betroffene Frauen verdienen ein klares Bekenntnis der politischen Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen, dass sie in ihrer Situation nicht alleine gelassen werden.
SPÖ-Abgeordnete Petra Bayr
„Genitalverstümmelungen sind Ausdruck geschlechtsspezifischer Gewalt und eine schwere Menschenrechtsverletzung, die entschlossen bekämpft werden muss. Hier darf es keine Toleranz geben“, hielt auch Meri Disoski, Sprecherin der Grünen für Frauen- und Außenpolitik, in einer Aussendung fest.
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