Er veränderte alles
Syriens Folterfotograf „Caesar“ offenbart sich
Seine beklemmenden Fotografien waren mitverantwortlich dafür, dass die Welt von den Schandtaten des Assad-Regimes in Syrien erfahren hatte. Unter dem Pseudonym „Caesar“ dokumentierte er die Gräueltaten in den Gefängnissen des gestürzten Diktators. Nun gab sich der Mann mit dem blauen Pullover zu erkennen.
Zwei Monate nach dem Sturz von Langzeit-Machthaber Bashar al-Assad in Syrien hat sich „Caesar“ zu erkennen gegeben. „Ich bin Oberleutnant Farid al-Madhan, der (ehemalige) Leiter der Abteilung für forensische Beweise bei der Militärpolizei in Damaskus, bekannt als Caesar“, sagte er am Donnerstag im Interview mit dem Sender Al-Jazeera.
Der syrische Militärfotograf war 2013 aus Syrien geflüchtet. Dabei schmuggelte er rund 55.000 Fotos aus den Jahren 2011 bis 2013 außer Landes, die massenhafte Folter und Tötungen in syrischen Gefängnissen dokumentierten. Seine Flucht hatte weitreichende Konsequenzen.
„Caesar“-Gesetz in den USA
Basierend auf seinen späteren Aussagen vor dem Kongress erließen die USA das sogenannte „Caesar“-Gesetz, auf dessen Grundlage Washington 2020 Sanktionen gegen den Assad, seine Frau Asma und dutzende Unterstützer verhängte. Auch in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich waren die „Caesar“-Fotos Grundlage für Urteile in Prozessen um Mord und Folter durch den syrischen Staat.
In dem Al-Jazeera-Interview bezeichnete sich Madhan, der sich nach eigenen Angaben derzeit in Frankreich aufhält, als Sohn eines freien Syriens. Nach eigenen Angaben stammt er aus der Stadt Daraa, „der Wiege der syrischen Revolution“.
USB-Stick offenbarte das Grauen
Nach dem Beginn des syrischen Bürgerkrieges 2011 sei er beauftragt worden, „Fotos von Opfern der Inhaftierung zu machen“, sagte er. Dazu gehörten ihm zufolge „alte Männer, Frauen und Kinder, die an Sicherheitskontrollpunkten in Damaskus und an Protestorten festgenommen“ worden seien.
„Sie wurden inhaftiert, gefoltert und auf brutale und systematische Weise getötet, und ihre Leichen wurden in Leichenhallen der Armee gebracht, um sie zu fotografieren und in Massengräber zu bringen“, sagte er.
Die Quittierung seines Dienstes und seine Flucht aus dem Land habe er nur deshalb aufgeschoben, weil er „die größtmögliche Anzahl von Bildern“ sammeln wollte, „die die Verbrechen gegen die Menschlichkeit dokumentieren und die syrischen Regierungsbehörden belasten“ sollten.
Die Fotos habe er auf einem USB-Stick aus Syrien herausgebracht. Um das Speichermedium an den Behörden vorbeizuschmuggeln, habe er es manchmal in seinen Socken oder einem Laib Brot versteckt.
Neue Führung in Syrien
Der syrische Bürgerkrieg brach 2011 aus, als Assad einen landesweiten Aufstand gegen seine Regierung brutal niederschlagen ließ. In 13 Jahren wurden mehr als 500.000 Menschen getötet. Am 8. Dezember stürmten Kämpfer unter Führung der islamistischen HTS-Miliz Damaskus, Assad floh nach Russland, das sein Regime militärisch gestützt hatte. Derzeit lenkt eine Übergangsregierung unter Führung der HTS die Geschicke des Landes.
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