Boote oft dürftig

78 Tote bei Überfahrten über Ärmelkanal im Vorjahr

Ausland
07.02.2025 14:25

Im vergangenen Jahr sind 78 Migranten bei versuchten Überfahrten über den Ärmelkanal von Frankreich nach Großbritannien ums Leben gekommen. Insgesamt hätten 600 Boote die Überfahrt geschafft, wodurch 36.000 Migranten nach Großbritannien gelangt seien, sagte der Chef der Behörde zur Bekämpfung von Migrantenschmuggel, Xavier Delrieu.

Die Anzahl der Migranten, die es auf die britische Insel über den Ärmelkanal geschafft hätten, sei um 24 Prozent mehr als im Jahr davor. 

Schlauchboote oft von schlechter Qualität
Die Boote – häufig Schlauchboote – kenterten häufig, weil sie von schlechter Qualität seien, sagte Delrieu. „Das Material wird in China gekauft und in Werkstätten in der Türkei geliefert. Die fertigen Boote, die oft schlampig zusammengebaut und mit einem Motor versehen sind, werden dann in Deutschland gelagert und je nach Bedarf dort geholt“, erklärte er. Dahinter steckten häufig irakisch-kurdische Schlepperbanden, an denen auch afghanische Schlepper beteiligt seien.

Flüchtlinge nach einer gescheiterten Überfahrt in einem Schlauchboot (Bild: APA/AFP)
Flüchtlinge nach einer gescheiterten Überfahrt in einem Schlauchboot

Häufig komme es auch zu Panik an Bord, weil die Boote überladen seien. „Die Schlepper lassen zuerst diejenigen einsteigen, die am meisten bezahlt haben, die übrigen Migranten müssen auf dem Rand sitzen“, sagte Delrieu. Der Preis für eine Überfahrt schwanke je nach der finanziellen Lage der Migranten. Menschen aus Afghanistan und dem Irak zahlten etwa 1500 Euro, Vietnamesen eher 3000 Euro.

Schlepper setzen Gewalt gegen Geflüchtete ein
Wenn das Wetter stürmisch sei und die Migranten Angst hätten, auf die Boote zu gehen, setzten die Schlepper Gewalt ein. „Manchmal schlagen sie mit Stöcken“, sagte Delrieu. Seit einer Gesetzesänderung im Jänner 2024 kann eine solche Gefährdung des Lebens mit Haftstrafen von bis zu 15 Jahren für die Schlepper und bis zu 20 Jahren für die Organisatoren bestraft werden.

Im vergangenen Jahr seien 22 Schlepperbanden zerschlagen worden, die Überfahrten über den Ärmelkanal organisierten. 180 Verdächtige seien in Polizeigewahrsam gekommen. Die Zahl der Überfahrten von Migranten in kleinen Booten über den Ärmelkanal nach Großbritannien hat seit 2018 stark zugenommen.

Insgesamt wurden ihm zufolge im vergangenen Jahr mehr als 4000 Schlepper in Frankreich festgenommen, darunter 500 in den französischen Überseegebieten. Darunter sind auch Schlepper, die einzelne Menschen etwa an der Grenze zu Italien für 100 bis 200 Euro in ihrem Auto mitnehmen.

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