Früher reichte es, alle zehn Jahre den inneren Schweinehund zu überwinden. Dann ging man zum Arzt des Vertrauens, um seine Impfungen aufzufrischen. Doch weil die Infektionen in die Höhe schnellen, wurde der Impfplan geändert.
Hand aufs Herz: Wissen Sie, ob Ihre Impfungen noch passen oder ob Sie zur Auffrischung müssen, ohne in Ihren Impfpass zu schauen? Doch auch wenn Sie sich dann vergewissern, dass die zehn Jahre, die wir uns kollektiv eingeprägt haben, noch nicht vorbei sind, könnte für Sie ein Arztbesuch anstehen.
Neue Empfehlungen vom Ministerium
Kurz vor Weihnachten brachte das Gesundheitsministerium den Impfplan 2024/2025 heraus. Dort finden sich die neuen Empfehlungen. „Schutzimpfungen gehören zu den wichtigsten, wirksamsten präventiven Maßnahmen in der Medizin“, betont das Ministerium darin. „So sind derzeit vor allem wieder Anstrengungen zur Reduktion des Erkrankungsrisikos an Pertussis, Masern und Influenza notwendig.“
„Das Impfgremium legt einmal pro Jahr den Plan fest. Im Wassermonitoring hat sich gezeigt, dass sich die Antikörper nicht mehr so lange halten“, erklärt Steve-Oliver Müller-Muttonen, Primarius des Arbeitsmedizinischen Instituts Kärnten (AMI). „Für die Vierfach-Impfung Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Polio wird jetzt eine Auffrischung nach fünf Jahren empfohlen.“
Die Bedeutung von Impfungen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie sind eine der sichersten und wirksamsten Maßnahmen, um Infektionskrankheiten zu bekämpfen und langfristig auszurotten.
Steve-Oliver Müller-Muttonen, Primarius AMI
Bild: zVg
Ausgestorbene Krankheiten kehren zurück
Das gilt besonders für Berufsgruppen, die Kontakt mit vielen Menschen haben. „Ob im Tourismus, in Lehrberufen oder bei der Polizei ist die Auffrischung auf jeden Fall zu empfehlen. Wir schreiben die Betriebe, die wir betreuen, aktiv an“, betont der Primarius. „Wenn man aber bedenkt, dass Krankheiten wie Diphtherie oder Pertussis (Keuchhusten) zurückkommen, obwohl sie eigentlich ausgestorben waren, ist die Impfung grundsätzlich sinnvoll.“
Besonders eklatant ist die Lage beim Keuchhusten – 2024 gab es in Österreich über 15.000 gemeldete Fälle, 2014 waren es noch 370. „Wir haben derzeit Infektionszahlen wie in den Sechzigern, seit 2019 haben sich die Werte versechsfacht“, zeigt sich Müller-Muttonen erschüttert. „Die Zahlen sind wirklich besorgniserregend.“ Auch Diphtherie ist wieder im Vormarsch. „Diese meldepflichtige Krankheit war praktisch ausgestorben, bis es 2022 wieder erste Fälle gab“, so der Arbeitsmediziner.
Impfung schützt ganze Gesellschaft
Und was ist, wenn man sich schon lange keine Impfung mehr geholt hat? „Wenn die Grundimmunisierung vorhanden ist, reicht einfach eine Auffrischungsimpfung für diese vier Krankheiten. Die bekommt man bei vielen öffentlichen Stellen oder beim eigenen Hausarzt“, beruhigt Müller-Muttonen und appelliert an die Kärntner: „Die Impfung bietet Schutz für die ganze Gesellschaft. Die sogenannte Herdenimmunität sorgt dafür, dass auch jene Menschen, die nicht geimpft werden können, indirekt vor einer Infektion bewahrt werden.“
Eine besondere Empfehlung hat er noch für die jungen Kärntner: „Heuer gibt es, unterstützt vom Land Kärnten, noch die kostenlose HPV-Impfung für alle unter 30 Jahren. Damit kann Gebärmutterhalskrebs bei Frauen vermieden werden.“ Auch Männer sollten sich impfen lassen, da sie die Viren übertragen könnten.
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