Schauspielhaus Graz

„Slippery Slope“: Übertreibung mit Unterboden

Steiermark
08.02.2025 13:32

Die israelische Dramatikerin Yael Ronen ist zurück am Schauspielhaus Graz: Felix Hafner inszeniert die österreichische Erstaufführung von „Slippery Slope“ als bunte Übertreibung, Sandy Lopičić liefert den musikalischen Untergrund des „Fast-Musicals“. In seiner Gesamtheit glückt das Experiment nur streckenweise.

Kulturelle Aneignung, #metoo, Cancel-Culture: Die israelische Dramatikerin Yael Ronen verpackte mit „Slippery Slope“ – 2021 am Gorki-Theater in Berlin uraufgeführt – all diese Themen in eine Show mit Musik von Shlomi Shaban, Yaniv Fridel und Ofer Shabi. Unter Anna Badoras Intendanz lernte das Grazer Publikum Ronen kennen, jetzt hat man ihr „Fast-Musical“ in die Hände von Felix Hafner und Sandy Lopičić gelegt – beide keine unbekannten Namen am Haus.

Gustav, ein schwedischer Sänger, bummelt durch die Welt und bedient sich am kulturellen Erbe von Beduinen, Sami und Roma. Željko Marović spielt und singt ihn als sprunghafte, zur Übertreibung neigende Nervensäge, die sich alsbald in eine junge Romni verliebt: Mit kurviger Silhouette und heller Stimme taucht Sky (Luiza Monteiro) in seinem Leben auf und wird zur Muse und Geliebten des Weltmusikers. Was ist wirklich passiert, als sie sich begegneten? War sie 18 oder 20? Zog sie ihn in die Garderobe oder war es umgekehrt? Kurzum, wer nutzt hier wen aus?

Das Ensemble in „Slippery Slope“ (Bild: Lex Karelly)
Das Ensemble in „Slippery Slope“

Grandios und/oder schwachsinnig
Von dort aus folgt ein wilder Ritt an (grandiosem) Schwachsinn, stets versehen mit einem Unterboden aus Diskursen über politische Korrektheit: Sky geht als kunterbunt-glänzender Synthie-Pop-Star viral. Sarah Sophie Meyer tritt als Gustavs Ehefrau und Chefredakteurin mit Leichen im Keller auf. Ihre gefeierte Journalistin Stanka (Anna Rausch) trifft auf eine (gar nicht so feministische) Porno-Darstellerin, die nach ihrer Enthüllung Suizid begeht, und zum Schluss versucht, Tim Breyvogel mit einem PR-Ballett zu retten, was übrig ist.

Musikalisch geht es genauso drunter und drüber wie szenisch: Revue-Nummern, TikTok-Pop und Balkan-Balladen geben Sandy Lopičić und seine Band gleichsam zum Besten. Das Ensemble schlägt sich stimmlich tapfer, ein Lichtblick ist Luiza Monteiro.

„Believe“, „Wake up“, „Truth“ stehen in riesigen Lettern auf der Bühne (Bild: lex Karelly)
„Believe“, „Wake up“, „Truth“ stehen in riesigen Lettern auf der Bühne

Es ist eine „Slippery Slope“
Auf diesem glitschigen Untergrund braucht man starke Nerven, um nicht auszurutschen: Felix Hafner, für seine hochpolitischen Stücke bekannt, inszeniert das „Fast-Musical“ an der Grenze zur Groteske und nicht selten auch an der Schmerzgrenze. Elisabeth Weiß kleidet das Ensemble einmal im Y2K-Style, einmal mit übergroßen Maschen und in Bettwäsche. Auf der Bühne wird das überdimensionale Ringlicht, wie es Influencer gerne verwenden, zu einem Heiligenschein: Algorithmus, weise uns den Weg!

Ja, das Genre Musical lebt von Übertreibung, vom Klischee, von einer gewissen Flachheit – die besten Momente sind jene, in denen Hafner das voll auskostet. An anderen Stellen übertönt der Klamauk ebenjenen Unterboden, um den es eigentlich geht.

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