Es war eine außergewöhnliche Predigt, die am Sonntag die Messgänger im Stephansdom zu hören bekamen. Er sei Priester und kein Politiker, sagte da Monsignore Michael Landau. Doch er sehe, was gerade vor sich gehe im Land. Was da an Demütigungsritualen, Machtfantasien und Unterwerfungsansprüchen in Form von Verhandlungen geboten werde. Das sei ein Vertreibungsprogramm für Wählerinnen und Wähler.
Michael Landau nannte FPÖ und ÖVP nicht ausdrücklich beim Namen. Doch allen im Dom war klar, wem der Europa-Präsident der Caritas die Leviten las. Landau zeigte sich angewidert vom Geschiebe und Gezerre um die Macht.
Landau wurde deutlich wie schon lange nicht. Österreich gehöre als Republik nicht zu Russland und dürfe nicht zum Geisterfahrer in der EU werden, sagte er. Nicht donnernd, nicht aufbrausend, sagte er es. Ganz ruhig sagte er es.
Es war eine ungewöhnliche Mahnung in einer besonderen Zeit. In einer politischen Lage, in der es unwahrscheinlich ist, dass noch viele Menschen große Erwartungen an eine Koalition zwischen FPÖ und ÖVP haben. Vielleicht glauben nicht einmal die verhandelnden Parteien noch ernsthaft daran. So fragt man sich mit zunehmendem Erstaunen, was das Ganze soll? Und was das denn überhaupt noch für eine politische Partnerschaft werden könne.
Es ist schwer zu vermessen, wer welchen Anteil an diesem Desaster hat. Aber dass es ein Desaster für das Land ist, das die Parteien hier anrichten, ist fix.
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