Nach NSA-Enthüllung

Experten kritisieren Europas Position am IT-Sektor

Web
11.07.2013 12:04
Die Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden über das Spähprogramm der USA haben eines auch gezeigt: Europa hinkt im Bereich der Internetwirtschaft den USA hinterher. Dies müsse sich ändern, sagte Reinhard Posch, Chief Information Officer des Bundes, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien. So gebe es etwa im Bereich des Cloud Computing derzeit keinen europäischen Provider, auf den Firmen ihre Daten auslagern können.

Die Verwaltung sowie Klein- und Mittelbetriebe gerieten immer mehr unter Druck, ihre Daten allein aus Kostengründen in die sogenannte Cloud auszulagern. "Europa hat dabei ein Problem", so Posch. Aufgrund der US-Dominanz bestehe die Gefahr, in diesem Bereich ins Hintertreffen zu geraten. "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht nur den Bewusstseinsnachteil, sondern auch noch den wirtschaftlichen Nachteil haben." Zudem gehe es um Rechtssicherheit, da man bei europäischen Anbietern leichter auch die hier geltenden Gesetze anwenden könnte.

Nutzer gehen zu nachlässig mit privaten Daten um
Ein weiteres Problem sei allerdings nach wie vor der nachlässige Umgang der Bevölkerung mit den eigenen Daten. Hier soll der "Europäische Monat der Cyber-Sicherheit" ansetzen, der im Oktober unter Beteiligung von 21 Ländern, darunter Österreich, stattfindet. Daten seien mittlerweile eine eigene Währung, "es gibt kein kostenloses Geschäftsmodell", so Udo Helmbrecht von der European Network and Information Security Agency. Neben der Aufklärung gelte es auch Gesetze zu finden, welche die Privatsphäre schützen und zugleich nicht die Geschäftsmodelle zerstören.

Manfred Matzka, Leiter der Präsidialsektion im Bundeskanzleramt, schloss sich dieser Meinung an. "Wir haben eine neue Generation der 'Digital Natives'", sprach er auf den einerseits selbstverständlichen, andererseits fahrlässigen Umgang mit sozialen Medien an. "Der Staat kann hier nur begrenzt etwas tun - aber das soll er machen." Matzka verwies auf bereits laufende Maßnahmen des Bundes im Bereich der Bewusstseinsbildung, auch in Schulen gelte es, "bewundernswerte Initiativen singulärer Natur" flächendeckend zu etablieren.

"Uns ist jeder Anlass recht"
Dass der Fall Snowden etwas zur Bewusstseinsbildung in diesem Bereich beigetragen hat, glaubt Matzka durchaus. "Aus unserer Sicht ist jeder Anlass recht, um das Thema in eine positive Richtung zu mutieren." Teils skeptisch zeigte sich hingegen Helmbrecht, der an die Diskussion über das unter dem Namen Echelon bekannt gewordene globale Abhörsystem der USA erinnerte. Dieser Fall liege bereits knapp zehn Jahre zurück – getan hat sich seitdem offenbar wenig.

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