34 Jahre hat Saalbach auf die zweite Ski-WM warten müssen. In Schladming dürfte es mindestens ebenso lange dauern (es wäre es bereits die dritte). Eine Studie zeigt, dass sich der lange Atem auszahlt: Das alpine Großevent 2013 wirkt wirtschaftlich auch nach mehr als einem Jahrzehnt noch nach.
„Was bringt die WM der Region wirtschaftlich?“, sei er damals oft gefragt worden, erzählt der örtliche Tourismus-Geschäftsführer Mathias Schattleitner. Mit der Antwort hat man sich zwölf Jahre Zeit gelassen – bewusst, denn man wollte sich ansehen, welche nachhaltigen Effekte das Großereignis in Sachen Wertschöpfung hat.
„Phänomenaler Wert hat uns selbst überrascht“
Nun liegen die Zahlen des Forschungsinstituts economixs vor. In den fünf Jahren von der Zusage 2008 bis zur Durchführung belief sich der Impuls auf 731 Millionen Euro. Dieser Wert verdoppelte sich bis zum heutigen Tag nahezu: Ende 2024 lag man der Studie zufolge bei 1,27 Milliarden Euro Wertschöpfung, die von der Ski-WM ausging und noch immer ausgeht. „Das ist ein phänomenaler Wert, der uns selbst überrascht hat“, meint Schladmings Cheftouristiker Andreas Keinprecht.
Beschäftigte verdienen mehr und lassen mehr Geld in Region
Darin enthalten sind nicht nur direkte Ausgaben der Touristen, sondern auch Investitionen der örtlichen Betriebe und nicht zuletzt „induzierte Effekte“, also die Rückwirkung höherer Einkommen in der Region durch den Wirtschafts-Turbo, den die WM gebracht hat, erklärt Studienautor Florian Schwillinsky. „Es gibt mehr Jobs, mehr Wertschöpfung, höhere Steuern.“
Die Gästebilanz hat sich seit der WM stark verändert. Die Betten-Zahl ist mit rund 30.000 konstant geblieben, gleichzeitig sind die Nächtigungen von 2,8 auf 3,9 Millionen rasant gestiegen. Für Schattleitner ist das ein Zeichen für Professionalität und den Wandel von der Winter- zur Ganzjahresdestination. Immerhin zwei Drittel der positiven WM-Effekte verbuche man im Sommer.
Qualitätsoffensive, aber nicht à la Kitzbühel
Hier will man weiter ansetzen und Schladming-Dachstein als „Premium-Region“ verankern. Qualitätstourismus stehe dabei laut Keinprecht im Fokus, die internationale Sichtbarkeit soll weiter erhöht werden. Das heiße aber nicht, den Kitzbüheler Weg zu gehen und sich im Luxus-Segment festzusetzen. „Wir sind nicht Kitzbühel, wir wollen auch nie Kitzbühel werden“, man konzentriere sich auf Sport, Familien, Spaß und Kulinarik. „Qualitätstourismus verstehen wir nicht im Sinne von Prestige und Luxus, sondern als Bodenständigkeit.“
Wenn irgendwann die Effekte von 2013 abebben, steht vielleicht die nächste WM vor der Tür. Das dürfte aber dauern, gibt man sich keinen Illusionen hin: „2001 war die WM in St. Anton, 2013 bei uns, heuer in Saalbach, für die Zukunft bringt sich St. Anton wieder in Stellung. Wenn man in Zwölf-Jahres-Schritten denkt, sind wir realistischerweise in den 2050er-Jahren“, rechnet Schattleitner vor. Den Saalbacher Kollegen, „die einen tollen Job machen“, greife man einstweilen mit der Wertschöpfungs-Studie unter die Arme. „Wir wollten darstellen, dass solche Events was bringen – auch dem Steuerzahler.“
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