Gewerkschaftern geht es nicht nur um mehr Gehalt, sondern auch um bessere Arbeitsbedingungen. So werden stundenlange Pausen als Freizeit angesehen und wenn es ist auch oft kein stilles Örtchen vorhanden. Mit ordentlichen Bedingungen würde man auch genug Personal finden – denn die Mangelberufsliste würde nur ein Lohndumping stark begünstigen.
Die Zeit des Naserümpfens ist bei den zähen Kollektivvertragsverhandlungen von den Vertretern der 12.000 privaten Buslenker schon längst überschritten – man hat die Nase gestrichen voll. Seit Jahren fordert man dort eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Auch Blase ist voll
Die Gewerkschaft vida möchte zum Beispiel, dass Busfahrern bei ihren längeren Pausen die Möglichkeit gegeben wird, eine Toilette aufzusuchen. „Mitten am Feld ist das genauso schwierig, als wenn man am Bahnhof vor einer verschlossenen Toilettentür steht“, betont der Landesvorsitzende der Gewerkschaft vida Niederösterreich, Horst Pammer.
Viele unbezahlte Stunden
Für die zum Teil mehrstündige Pause gäbe es natürlich dann auch keinen Sozialraum. Ein Fünfzehnstundentag mit nur elf Stunden bezahlter Arbeitszeit sei keine Seltenheit. Der Heim„Ich fahre sehr gern mit dem Bus. Ich bin aber auch leidenschaftlicher Papa und sehe meinen Zehnjährigen nur zum Schlafengehen“, bemängelt Markus Ernst, Betriebsrat bei ÖBB Postbus.
Letzte Einsparungsmöglichkeit ist Personal
Mit diesen miserablen Arbeitsbedingungen nicht ausreichend Personal zu finden, wundert die Gewerkschafter nicht. Man öffnete 2024 sogar die Mangelberufsliste, so dürfen nun auch Nicht-EU-Bürger den Job ausüben. „Niemand glaubt, dass ein Inder eine größere Blase hat oder länger fahren kann – das dient einzig dem Lohndumping“, wettert Pammer.
Systemproblem mit öffentlicher Ausschreibung
Er kritisiert aber auch das öffentliche Ausschreibungssystem und die Politik dahinter: „Wegen der harten Konkurrenz sind die Unternehmer gezwungen, einzusparen. Sie können ja fast nur mehr beim Personal einsparen, bei allem anderen sind sie gleich. Und beim Personal wird man dann bei den Einsparungen äußerst kreativ!“
Der praxisferne Zugang der Ausschreiber – die öffentliche Hand, wie eben das Land Niederösterreich – und dass dort keine Qualitätskriterien beziehungsweise Mitarbeiterstandards mitberücksichtigt werden, stört die Gewerkschafter. Und es sei sicher auch nicht förderlich, dass Ausschreiber nicht mit bei den Kollektivvertags-Verhandlungen dabei sitzen. So bekämen sie einen besseren Eindruck der Branche. Eine Branche, in der immer weniger arbeiten wollen, denn alleine in Wien würden in den nächsten fünf Jahren 5000 Buslenker fehlen, zitieren die Gewerkschafter Prognosen.
Ab 20. Februar könnte gestreikt werden
Der nächste Verhandlungstermin zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern ist für den 17. Februar geplant. „Sollte dabei aber erneut eine Mogelpackung auf den Verhandlungstisch gelegt werden, dann könnten die Beschäftigten schon ab 20. Februar streiken“, teilt vida-Landeschef Pammer mit.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.