Geisel-Deal gestoppt

Israels Militär in höchster Alarmbereitschaft

Ausland
10.02.2025 19:56

Im Gazastreifen droht die Waffenruhe zu zerbrechen, nachdem die Hamas die Freilassung weiterer israelischer Geiseln ausgesetzt hat und Israel vorwirft, das Abkommen um die Waffenruhe zu brechen. Insider berichten von einem Misstrauen, das die Verhandlungen bestimme. Ein Grund sei unter anderem die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, die palästinensischen Bewohner umsiedeln zu wollen. 

Der Sprecher der Al-Qassam-Brigaden – des militärischen Flügels der Hamas, Abu Ubaida, warf am Montag Israel vor, die Rückkehr vertriebener Palästinenser in den nördlichen Gazastreifen verzögert, Einwohner bedroht und die Einfuhr von Hilfsgütern verhindert zu haben. Damit habe Israel die Waffenstillstandsvereinbarungen gebrochen.

Hamas fordert klare US-Stellungnahme zu Vereinbarungen
Die israelische Regierung pochte umgehend auf die Einhaltung der Vereinbarungen. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu habe das Sicherheitskabinett einberufen, um noch am Montag die Lage zu beurteilen, erklärte ein Regierungsmitarbeiter. Verteidigungsminister Israel Katz erklärte, die Hamas verstoße gegen das Waffenstillstandsabkommen und ordnete für das Militär im Gazastreifen die höchste Bereitschaftsstufe an.

Aus ägyptischen Sicherheitskreisen, die ebenfalls an den Verhandlungen zwischen Israel und Hamas beteiligt sind, ist zu hören, dass die Gespräche über die Umsetzung der Waffenruhe ausgesetzt würden, bis sich die USA eindeutig zu den Vereinbarungen bekennen. Die Vereinbarungen hätten an Gültigkeit verloren, seitdem US-Präsident Donald Trump die Umsiedlung der palästinensischen Bewohner des Gazastreifens ins Spiel gebracht habe.

Die Geisel Or Levy war am Samstag gemeinsam mit zwei anderen Männern im Rahmen einer Waffenruhe-Vereinbarung mit der Hamas freigekommen. Das werden vorerst die letzten Geiseln sein.  (Bild: APA-PictureDesk/BASHAR TALEB / AFP / picturedesk.com)
Die Geisel Or Levy war am Samstag gemeinsam mit zwei anderen Männern im Rahmen einer Waffenruhe-Vereinbarung mit der Hamas freigekommen. Das werden vorerst die letzten Geiseln sein. 

Hamas fordert Israel auf „nachzugeben“
Die Hamas werde keine weiteren Geiseln freilassen, bis Israel „nachgibt und für die vergangenen Wochen entschädigt“, sagte Ubaida. Ein weiterer Austausch von Geiseln und Gefangenen war ursprünglich für kommenden Samstag vorgesehen. Am vergangenen Samstag hatte die Hamas drei weitere Geiseln freigelassen. In den letzten drei Wochen wurde die Waffenruhe weitgehend eingehalten, obwohl einige Palästinenser durch israelischen Beschuss getötet wurden. Laut Hilfsorganisationen haben die Lieferungen von Hilfsgütern in den Gazastreifen zugenommen.

21 von insgesamt 33 Geiseln frei
Bisher sind 21 der 33 Geiseln, die in der ersten Phase des Abkommens freigelassen werden sollten, Israel übergeben worden. Zu den Freigelassenen zählen auch fünf Thailänder, die verschleppt worden waren. Im Gegenzug hat Israel Hunderte Gefangene und Häftlinge freigelassen. Israel hat der Hamas vorgeworfen, sich nicht an die Reihenfolge zu halten, in der die Geiseln freigelassen werden sollten. Zudem seien die Übergaben der Geiseln vor einer großen Menschenmenge inszeniert worden.

Die Verhandlungen über eine zweite Phase der Waffenruhe haben in der vergangenen Woche begonnen. Ihr Ziel ist die Freilassung der verbleibenden Geiseln sowie die Vereinbarung eines vollständigen Abzugs der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen als Vorbereitung auf ein endgültiges Ende des Krieges. Am Montag waren israelische Unterhändler aus Katar zurückgekehrt. Zunächst wurden keine Gründe für die Abreise vom Ort der Verhandlungen genannt. Ein Palästinenser, der mit den Gesprächen vertraut ist, sprach davon, dass Misstrauen Fortschritte verhindere. Beide Seiten würden sich gegenseitig beschuldigen, die Waffenstillstands-Vereinbarungen nicht einzuhalten.

Trumps Gaza-Aussagen belasten Verhandlungen
Belastet werden die Bemühungen um einen Waffenstillstand im Gazastreifen auch durch Äußerungen des US-Präsidenten. In einem am Montag auszugsweise veröffentlichten Interview mit dem Sender Fox News sagte Trump auf die Frage, ob die Palästinenser das Recht auf Rückkehr nach dem Wiederaufbau des Gazastreifens hätten: „Nein, das hätten sie nicht“. Er erneuerte seinen Vorschlag, Ägypten und Jordanien könnten die Palästinenser aufnehmen. Beide Staaten haben dies bereits abgelehnt. Netanyahu hatte den Vorstoß von Trump begrüßt.

Angehörige bitten Vermittler um Hilfe
Das israelische Forum der Angehörigen bittet die vermittelnden Länder in dem Konflikt um Unterstützung. Die Umsetzung des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas müsse sichergestellt werden, teilte die Organisation mit. „Wir stehen an der Seite der israelischen Regierung und setzen uns für die Wahrung der Bedingungen ein, die eine erfolgreiche Fortsetzung des Abkommens und die sichere Rückkehr unserer 76 Brüder und Schwestern garantieren“, hieß es. 35 der noch 76 Verschleppten sind nach israelischen Angaben nicht mehr am Leben. Auf der Liste der verbleibenden Geiseln, die noch freigelassen werden sollen, ist auch der österreichisch-israelische Doppelstaatsbürger Tal Shoham.

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