Weil sogar in Mineralwasser Spuren von besonders bedenklichen Chemikalien gefunden wurde, übt GLOBAL 2000 Kritik an Politik und Agrarlobby! Verlangt wird eine rasche Filterung der Belastung.
Sauberes Trinkwasser – in Österreich eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Neue Untersuchungen trüben aber dieses Bild. Denn die bis auf den letzten Tropfen penibel erfolgte Probenentnahme offenbart eine alarmierende Belastung mit der hochgiftigen Chemikalie TFA (Trifluoracetat), einem Abbauprodukt von Pestiziden.
Die Fakten sind jedenfalls alarmierend: An offiziellen Messstellen wurde im Durchschnitt das Zehnfache des erlaubten EU-Grenzwerts für diese Art der Verseuchung festgestellt. Spitzenwerte wie jene aus dem Tullnerfeld (Niederösterreich) liegen sogar beim 300-Fachen! Generell besonders betroffen: landwirtschaftlich intensiv genutzte Regionen in der Steiermark, dem Burgenland sowie Ober- und Niederösterreich. Einzelne heimische Mineralwasser-Marken sind ebenso belastet – wenn auch in nicht bedrohlichen Ausmaßen.
Es gibt bis heute in Österreich keine einzige amtlich angeordnete Trinkwasseruntersuchung auf die TFA-Ewigkeitschemikalien.
GLOBAL-2000-Öko-Chemiker Helmut Burtscher-Schaden
Andere Länder haben strengere Werte
Was auch dem Öko-Urgestein Helmut Belanyecz Sorge macht: Niemand wisse, wie viele Wasserversorgungsanlagen ebenfalls massiv belastet seien. „Es gibt keinen flächendeckenden Überblick. Die Betreiber haben oft keine Ahnung, welche Mengen dieser Ewigkeitschemikalie durch ihre Leitungen fließen“, bestätigt Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker von GLOBAL 2000. Seine Sorge: Statt das Problem entschlossen zu bekämpfen, könnte Österreich bald einen Grenzwert übernehmen, der in Deutschland bereits 2020 festgelegt wurde – allerdings ohne Rücksicht auf die besonderen Risiken für Kinder und Säuglinge. Ein fataler Fehler. Denn in anderen Ländern wie den Niederlanden und Belgien gibt es längst strengere Werte, die tatsächlich schützen.
Der deutsche Grenzwert werde selbst die schlimmsten bisher in Österreich gemessenen Werte noch als ,unbedenklich‘ einstufen. Das sei absolut unverantwortlich, präzisiert Burtscher-Schaden seine Kritik.
Politisches Versagen und verschleppte Transparenz
Während renommierte Wissenschafter in glasklaren Worten umso deutlicher Alarm schlagen, versinkt die Politik offenbar in Untätigkeit. „Seit Jahren wird über eine dringend notwendige Pestizid-Ausbringungs-Datenbank diskutiert, die endlich Klarheit darüber schaffen könnte, wo, wann und in welchen Mengen giftige Chemikalien ausgebracht werden. Eine Machbarkeitsstudie wurde bereits erstellt – doch sie liegt ungenutzt in der Schublade“, schlägt denn auch Olga Voglauer, Landwirtschaftssprecherin der Grünen, Alarm!
Jedes noch so winzige Milligramm von in der Natur versprühtem Pestizid muss genau dokumentiert werden. Wir brauchen eine Datenbank.
Abgeordnete Olga Voglauer (Grüne)
Während also Pestizide unkontrolliert unser Nass vergiften, sterben immer mehr Arten. TFA bleibt im Wasserkreislauf bestehen – mit unbekannten Langzeitfolgen. Deutschland hat mittlerweile die Einstufung als „fortpflanzungsschädlich“ beantragt. GLOBAL 2000 fordert einen gesetzlichen Trinkwassergrenzwert, der wirklich schützt – insbesondere Kinder und Schwangere. Die letzte Chance, die Weichen richtig zu stellen, liege beim scheidenden Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Falls er untätig bleibe, müsse sein Nachfolger das sofort zur Priorität machen, so auch die Forderung von Greenpeace-Chef Alex Egit.
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