Es ist ein Supergau, wenn Initiativen für Kunst & Kultur, Sport, Soziales, die ohnehin stets wenig Geld hatten, gar keines mehr bekommen. Diese Katastrophe bricht gerade über Klagenfurter herein, denn noch immer fehlt ein Stadtbudget. Mehr als 3000 Menschen fordern nun: „Klagenfurt, mach deinen Job!“
Nach der Demonstration am 31. Jänner, zu der Kabarettist und Musiker Christian Hölbling sowie die Initiativen Kärnten andas und die Interessensgemeinschaft der Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška (IG KIKK, die 85 Mitgliedsinitiativen vertritt) aufgerufen haben, wurden mehr als 3000 Unterschriften gesammelt. Am Mittwoch, 12. Februar (10.30 Uhr), soll diese gewichtige Petition am Neuen Platz an Bürgermeister Christian Scheider und Kulturreferent Stadtrat Franz Petritz sowie an Kulturamtsleiter Alexander Gerdanovits übergeben werden. Die klare Forderung lautet: „Wir brauchen einen Budgetbeschluss. Jetzt!“ Dazu erklingt – leider – einmal mehr der Protestsong von Marie & Luise: „Macht endlich euren Job und bringt den Laden hier auf Schiene! Eine Stadt ohne Kultur ist keine Stadt, sondern Ruine!“
„Ohne Budget gibt es keine freiwilligen Leistungen für die freie Szene. Das sind in Klagenfurt 800.000 Euro – mehr ist es gar nicht. Aber davon hängt ab, ob Kulturschaffende eine Arbeit haben und Aufträge an Firmen vergeben können, oder ob Existenzen zugrunde gehen“, so Elena Stoißer von der IG KIKK.
Jeder Euro für Kultur fließt dreimal zurück an den Standort. Die freie Szene zu unterstützen, wäre also auch Standortunterstützung.
Elena Stoißer von der IG KIKK
Langfristig würde das Ausdünnen der Kulturszene bedeuten, dass die gut ausgebildeten Künstler in andere Branchen wechseln, ihr Wissen und Können brach liegt, ihr Studium quasi umsonst Geld gekostet hat. Die Kultur würde als Standortfaktor verschwinden. „Die Frage lautet ja auch: Wohin will sich Klagenfurt entwickeln? Sollen die Menschen mit der Koralmbahn nach Graz fahren, um Kultur zu haben, oder sollen auch Steirer nach Kärnten fahren?“, so Stoißer.
„Die Forderungen sind berechtigt“
„Ich bin froh, dass es die Petition gibt“, so der Klagenfurter Kulturreferent Stadtrat Franz Petritz (SPÖ). „Ich werde sie nicht schubladisieren, sondern ernst nehmen und in den Gremien, also im Stadtsenat, im Gemeinderat und im Kulturausschuss, vorbringen, denn das Thema braucht Breite, es braucht eine große politische Diskussion.“ Die Forderungen der Kulturinitiativen seien berechtigt und müssten Niederschlag finden. „Gerade die Kultur ist eh immer unterfinanziert, von Fair Pay weit entfernt. Die Situation jetzt entzieht vielen top ausgebildeten Kulturschaffenden ihre Existenzgrundlage“, weiß Petritz.
Zudem bringe der Kulturbetrieb eine nicht zu unterschätzende Umwegrentabilität. Man sehe auch, wie die Kammerlichtspiele und das Ventil den Kardinalplatz beleben würden.
Alle bisher freiwilligen Leistungen für Kultur, Sport und Soziales belaufen sich auf 10 Millionen Euro. Der Betrag saniert das Budget nicht.
Stadtrat Franz Petritz will ein Budget, das kleine Initiativen leben lässt
„Ohne Kunst und Kultur wäre auch Klagenfurt eine tote und leere Stadt“
Seit Wochen bewegt das fehlende Stadtbudget die Klagenfurterinnen und Klagenfurter. In den letzten Wochen des Vorjahres gab es noch ein Quäntchen Hoffnung, die Politik könnte doch noch ein Budget beschließen und damit die Zwölftelregelung und das De-facto-Unterstützungsverbot abwenden. Doch das Drama nahm seinen Lauf. Und immer mehr Kulturschaffende müssen mahnende und flehende Worte finden. Unterstützung von den acht Intendantinnen und Intendanten der Bundesländer und Städtetheater in ganz Österreich bekam der Klagenfurter Stadttheaterchef Aron Stiehl: „Die kulturelle Diversität und Vielfalt Klagenfurts darf nicht vernichtet werden! An Kultur zu sparen, bedeutet gerade in Krisenzeiten, auch Bildung abzubauen, Demokratie zu untergraben, den Rechtsstaat zu schwächen und die Reflexion über das Verständnis dessen, was wir sind, zu unterbinden. Kulturabbau bedeutet Einschränkung des selbstständigen Denkens“, schreiben die Theatermacher in einem gemeinsamen Statement.
„Im Frühsommer haben wir ein Budget, davon gehe ich aus“, so Kulturstadtrat Petritz. Ob aber alle Vereine und Initiativen so lange durchhalten?
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