Die Floristen rüsten sich für den wichtigsten Tag des Jahres. Am Freitag steht der Valentinstag im Kalender, für den die Steirer heuer rund 70 Euro pro Kopf ausgeben wollen.
Bei Flowerpower-Chef Christian Hofmann steht am Freitag die ganze Familie im Geschäft. Diese rückt Jahr für Jahr auch aus benachbarten Bundesländern an, um den Ansturm bewältigen zu können. „Es schoppt sich am 14. Februar, weil jeder natürlich frische Schnittblumen haben möchte.“ Heuer hat man das Glück, dass der Valentinstag auf einen Freitag fällt. In Jahren, wo das am Wochenende der Fall ist, rasselt der Umsatz erfahrungsgemäß um rund 50 Prozent nach unten.
Bis zu fünf Prozent des Jahresumsatzes an einem Tag
Und das tut richtig weh, ist der eine besondere Tag im Jahr doch für bis zu fünf Prozent des Jahresumsatzes in der Branche verantwortlich, sagt Gärtner- und Floristik-Landesinnungsmeister Johann Anton Obendrauf. „Es ist mit Abstand der stärkste Tag des Jahres und auch deswegen wichtig, weil es kalendarisch rundherum ja sehr ruhig ist.“ Das trübe Februar-Wetter kann aber auch ein Segen fürs Geschäft sein: „Die Leute brauchen einfach einen Farbtupfer“, sagt Obendrauf.
Das Durchschnitts-Budget der Blumenfreunde dürfte heuer pro Kopf bei etwa 70 Euro liegen, wie eine aktuelle Studie des Handelsverbands zeigt. Vor drei Jahren lag dieser Wert schon bei 84 Euro. Die Margen der Floristen schrumpfen, auch weil diese in Zeiten der allgemeinen Teuerung mit höheren Stückkosten zu kämpfen haben. Auch die fachfremde Konkurrenz ist groß: Blumen gibt es im Baumarkt oder auf der Tankstelle, von den rund zehn Blumenhandlungen im unmittelbaren Umfeld von Hofmanns Laden in den Anfangstagen sind heute „drei bis vier übrig geblieben“.
Bestellungen rund um die Welt, Botschaften nicht immer feierlich
Da ist Kreativität gefragt. Bei Hofmann ist neben Extras wie Schokolade, Sekt oder Teddys der Online-Verkauf ein wichtiges Standbein. Schon vor 20 Jahren hat er in seinem Geschäft in der Grazer Schönaugasse damit begonnen und galt als Pionier, jetzt bringt das digitale Geschäft rund 30 Prozent des Umsatzes und war vor allem in der Corona-Zeit lebenswichtig. „Die Bestellungen kommen von überall her, auch aus Amerika.“
Blumengrüße werden gemäß Kundenwunsch bearbeitet und übermittelt, auch wenn man manchmal ins Grübeln komme. „Man fragt sich oft schon, ob die Botschaft wirklich das auslöst, was sie auslösen soll“, schmunzelt Hofmann. Oft stehe wohl ein Insider-Witz hinter den Texten. „Vor einigen Jahren hat ein Mann drei gleiche Aufträge an drei verschiedene Adressen erteilt. Wir haben das einfach einmal geliefert und gewartet, ob eine Beschwerde kommt.“ Es kam keine, der Kunde war anscheinend gut organisiert.
Nützlinge statt Chemie
Das Ranking der beliebtesten Blumenarten zum Valentinstag ist seit jeher konstant: Tulpen, Nelken, Lilien oder Gerbera stehen ganz oben auf der Liste, der Dauerbrenner schlechthin bleiben rote Rosen. Stark im Steigen ist der Trend zu heimischen Lieferanten, was sich auch positiv auf die Haltbarkeit auswirkt. Darauf legt auch die Landwirtschaftskammer wert: Die steirischen Gartenbaubetriebe setzen auf naturnahe Produktion mit Nützlingen wie Marienkäfern, Raubmilben oder Schlupfwespen statt Chemie, wie Ferdinand Lienhart, Obmann der steirischen Gärtner und Baumschulen, betont.
Floristik bleibt weiblich
Daran, dass man im Geschäft in erster Linie von Frauen bedient wird, wird sich so bald wenig ändern. „Ich bin definitiv ein Exot in meinem Beruf“, sagt Innungsmeister Obendrauf, der in seinem Betrieb in Graz derzeit einen männlichen Lehrling hat. Bei den Lehrabschlussprüfungen treten Jahr für Jahr ein bis zwei Burschen an. „Viele haben einfach keine Ahnung, welche Möglichkeiten die Floristik bietet“, wirbt Obendrauf für seine Sparte, die wie viele andere nach Fachkräften sucht. Das sei zwar je nach Region unterschiedlich, aber „in Summe sind es schon eher zu wenige als zu viel“.
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