Eine Mädchengang forderte in einer Wiener U-Bahn-Station das Smartphone einer 13-Jährigen – dabei zückten die Mitglieder Messer und Pfefferspray, setzten auch ihre Fäuste ein. Nicht die einzige Tat der Teenagerinnen.
Geschminkt nach allen Regeln der TikTok-Kunst tauchen acht Mädchen im Wiener Landl auf. Sie sind großteils im schulpflichtigen Alter, sitzen aber nicht in ihren Klassen. Zwei aus der Bande – eine vorbestrafte 16-Jährige und eine 14-Jährige – sind angeklagt. Die Mädchen, die in Wohngemeinschaften leben und oft abgängig sind, sollen versucht haben, einer 13-Jährigen bei der U-Bahn-Station Handelskai mit Messer und Pfefferspray das Handy zu rauben. Als das Opfer sich wehrte, schlugen sie zu.
Isch war nicht Handelskai an diesem Tag. Isch war Prater.
Jugendsprache im Gerichtssaal
Opfer mit Zigarette verbrannt
Bei einer anderen U-Bahn-Station zogen sie einem Burschen das Kapperl vom Kopf. Als dieser es zurückforderte, verbrannten sie ihn mit einer Zigarette am Arm. „Isch war nicht Handelskai an diesem Tag. Isch war Prater“, sagt eine Zeugin, die von der geständigen 16-Jährigen belastet wird. Artikel und Präpositionen werden in den Sätzen der Mädchen grundsätzlich weggelassen.
Am schwersten scheint ihnen im Prozess zu fallen, dass sie ihr Handy nicht benützen dürfen. Vor dem Saal wurden noch rege Sprachnachrichten verschickt beziehungsweise laut abgehört. „Jetzt gib endlich mal dein Handy weg. Es geht heute um dein Leben“, platzt auch ihrem Verteidiger Philipp Winkler der Kragen.
Bedingte Haftstrafen
Seine zum Prozess von mehreren Sozialarbeiterinnen begleitete Mandantin kommt glimpflich davon: 18 Monate bedingt, nicht rechtskräftig. Sie hat das Haftübel bereits verspürt, war zwei Wochen in U-Haft: „Das hängt mir sehr nach. Sowas vergisst man nicht“, sagt sie zum vorsitzenden Richter, der auch einmal einschreiten muss, als die Freundinnen vor dem Saal mit dem Opfer und dessen Mutter lautstark zu streiten beginnen. Die 14-Jährige bekommt für die Kappenaktion sechs Monate bedingt.
Tragisch: Ihr obsorgeberechtigter Vater verbüßt gerade eine längere Haftstrafe in der Justizanstalt Josefstadt.
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