In Österreich leben derzeit ungefähr 78.000 Menschen aus der Ukraine. Weniger als jede dritte Person hat einen Arbeitsplatz. Das soll sich ändern, wenn es nach dem Verein „All for Ukraine“ geht, der ein Pflegeprojekt ins Leben gerufen hat.
„Ich verstehe nicht, warum Österreich Pflegekräfte in Indien oder auf den Philippinen sucht, obwohl viele gute potenzielle Arbeitskräfte schon im Land sind“, sagte Vereinspräsident Cornelius Granig am Dienstag in Wien. Mit dem Pflegeunternehmen Senecura sei es bereits gelungen, eine schrittweise Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Bevor Abschlüsse und Ausbildungen aus der Ukraine anerkannt seien, könnten die Vertriebenen als Hilfskräfte in Pflegeeinrichtungen eingesetzt werden. Während der Tätigkeit sei es dann leichter für sie, Auflagen wie ausreichende Deutschkenntnisse zu erfüllen. Nach der erfolgreichen Anerkennung seien die Pflegekräfte bereits eingearbeitet und könnten zum Beispiel in der Diplomkrankenpflege weiterarbeiten, sagte Granig.
Ich verstehe nicht, warum Österreich Pflegekräfte in Indien oder auf den Philippinen sucht, obwohl viele gute potenzielle Arbeitskräfte schon im Land sind.
Cornelius Granig, Verein „All for Ukraine“
„Pflege- und Gesundheitsausbildungen in der Ukraine haben hohes Niveau und die Ausbildung dauert mit vier Jahren sogar ein Jahr länger als bei uns“, sagte Senecura-Sprecher Johannes Wallner. „Arbeitskollegen helfen den Geflüchteten beim Deutschlernen und insbesondere beim Erwerb des medizinischen Fachvokabulars“.
Grundversorgung fällt mit Arbeit weg
Der Grund, warum viele ukrainische Flüchtlinge in Österreich nicht arbeiten, sah das Panel unter anderem in der Regelung der Grundversorgung. Der Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, Andreas Achrainer, sprach von einer „Inaktivitätsfalle“. Denn wer anfange zu arbeiten, verliere sofort Anspruch auf die finanzielle Unterstützung durch den Staat. Derzeit sind 37.000 Ukrainerinnen und Ukrainer hierzulande in der Grundversorgung. Die nächste Bundesregierung solle eine Rot-Weiß-Rot-Karte für Teilzeitarbeitende oder ein paralleles Weiterlaufen der Grundversorgung anstoßen.
„Unser Ziel ist es, in den nächsten Monaten weitere 20 Pflegepersonen aus der Ukraine auf dem Weg zu einem Arbeitsplatz in einem unserer Häuser zu begleiten“, sagte Wallner. Granig will das Projekt auch auf andere Unternehmen ausweiten. Bei den Vertriebenen handelt es sich vor allem um Frauen, Kinder und Pensionistinnen und Pensionisten. Männern ist die Ausreise verboten, weil sie wehrpflichtig sind.
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