Die Wiener Polizistin Stefanie J. spricht im „Krone“-Interview über soziale Verantwortung und den Unterschied zwischen Kriminalitätsstatistik und subjektivem Sicherheitsgefühl.
„Krone“: Sie sind in der Bundespolizeidirektion für Gemeinsam.Sicher in ganz Österreich zuständig. Was ist das?
Stefanie Jäger: Es ist eine Initiative des Bundesministeriums für Inneres, die im August 2016 in Wien startete und mittlerweile österreichweit umgesetzt wurde. Dadurch werden die Zusammenarbeit und der Dialog zwischen der Bevölkerung, der Polizei und den Behörden in Sicherheitsfragen verbessert. Am Bekanntesten sind unsere Grätzelpolizisten, es geht um Bürgerbeteiligung. Das große Feld das wir bearbeiten, ist das subjektive Sicherheitsgefühl, weil dieses bei manchen vermutlich weitaus schlechter ist, als es jede faktische Grundlage rechtfertigen ließe. Unser Themengebiet beginnt beim Mistkübel, der zu nah am Schulweg steht und die Sicht für herannahende Fahrzeuglenker auf Schulkinder verdeckt, bis zu verdächtigen Beobachtungen.
Die Kriminalitätsstatistik 2023 zeigt einen Rückgang der Straftaten, eine Steigerung der Aufklärungsquote. Warum fühlen sich die Wiener so unsicher
Ich kann für den 14. und 15. Bezirk sprechen, gerade der 15. entwickelt sich. Es wird viel gebaut und renoviert, das ergibt Leerstand. Alleine das führt zu einem schlechteren Gefühl, wenn man dort vorbei geht. Nimmt man das Beispiel Westbahnhof, ist man mit Gruppen konfrontiert, die man so vielleicht nicht überall sieht.
Bei Gewalttaten und Vergewaltigungen gibt es eine Steigerung. Sind Straftäter brutaler geworden?
Mein Gefühl ist das nicht. Aber die Sexualdelikte sind so ein sensibles Thema, für die jedoch in der Bevölkerung ein großes Bewusstsein geschaffen wurde. Gerade hier glaube ich, dass die Dunkelziffer gesunken ist aufgrund der steigenden Zahl der Anzeigen. Aber nicht weil die Welt so viel schlechter wird, sondern mehr Betroffene den Mut haben, zur Polizei zu gehen.
Man kommt mit Menschen zusammen, die extrem respektlos sind, aber auch mit jenen, die extrem dankbar sind.
Polizistin Stefanie J.
Hat sich das Verhalten einiger gegenüber der Polizei verschlechtert?
Das verspüre ich nicht wirklich. Man kommt mit Menschen zusammen, die extrem respektlos sind, aber auch mit jenen, die extrem dankbar sind. Wir versuchen unser Bestes, professionell einzuschreiten und für Menschen einen positiven Ausgang zu finden. Und wir wissen uns zu behaupten, wenn strafbares Verhalten vorliegt.
Sie haben in einem Podcast davon gesprochen, dass Polizisten Sozialarbeiter mit Waffen sind?
Aus meiner Sicht vereint der Beruf des Polizisten viele Bereiche, unter anderem den des Sozialarbeiters. Bei den Situationen zu denen wir gerufen werden, ist vorher immer etwas schief gelaufen. Auch im sozialen Kontext. Menschen, die nicht so viel Glück hatten. Da macht die Grätzelpolizei sehr viel, insbesondere in Hinblick auf ältere Personen, die vielleicht verwahrlosen und Angst haben. Dann versuchen wir, die Auffangnetze in Form verschiedener Institutionen zu vermitteln.
Thema Überstunden.
Das Schichtsystem ist so, dass Überstunden ein Teil sind. Es ist aber sehr unterschiedlich, je nachdem welche Einsätze zusätzlich anfallen.
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