Nach dem Halloween-Eklat im Jahr 2022 rief die Stadt Linz einen Programmier-Kurs für zehn beteiligte Jugendliche ins Leben. Nur einer der Teilnehmer fand bisher einen Job – und das, obwohl stolze 134.000 Euro in das Projekt investiert wurden.
Stolze 134.000 Euro investierte die Stadt Linz nach der Halloween-Randale 2022 in das Projekt „Code.Fusion“. Die Landespolizeidirektion, Hilfsorganisationen wie Rotes Kreuz und Volkshilfe waren beteiligt. Ziel war es, jungen Asylwerbern durch eine IT-Ausbildung zu „Junior Developern“ den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.
80 Bewerbungen
80 Jugendliche bewarben sich, drei Frauen und sieben Männer wurden ausgewählt. Begleitet wurde das Pilotprojekt vom pensionierten AMS-Chef Gerhard Straßer, der als Unternehmensberater dafür 24.000 Euro erhielt. Doch die Bilanz ist äußerst mager: Nur ein Teilnehmer fand seit Juli 2024 eine IT-Anstellung.
„Gescheitertes Experiment“
„Wir haben von Anfang an vor diesem fragwürdigen Projekt gewarnt. Die Mehrheit der Stadtregierung hat es durchgeboxt. Jetzt zeigt sich: Fast 140.000 Euro wurden für eine Maßnahme ausgegeben, die keinen erkennbaren Nutzen für Linz hat“, kritisiert Sicherheitsstadtrat Michael Raml von der FPÖ das aus seiner Sicht „gescheiterte ideologische Experiment“: „Es kann nicht sein, dass Personen, die durch Krawalle negativ aufgefallen sind, mit einer teuren Ausbildung belohnt werden, während unsere Jugendlichen sich ihre Chancen selbst erarbeiten müssen.“
Als das Projekt gestartet wurde, herrschte in der Wirtschaft noch große Nachfrage nach IT-Kräften. Das hat sich geändert.
Ex-AMS-Chef Gerhard Straßer nennt die Umstände schwierig.
Stecken in Bewerbungsprozess
Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) will das so nicht stehen lassen: „Der Einstieg in die IT-Branche braucht Zeit: Neben dem Teilnehmer, der bereits eine IT-Anstellung gefunden hat, befinden sich mehrere Absolventen aktuell in Bewerbungsprozessen – einige davon in der zweiten Interviewrunde. Eine Teilnehmerin hat sich entschieden, die Abend-Matura zu absolvieren, um dann eine IT-Lehre zu beginnen“, so sein Büro.
Ex-AMS-Chef Straßer sagt: „Die Kursteilnehmer haben das Pech gehabt, dass sie ihre Jobsuche dann startete, als die Rezession voll zu schlug.“
Ja, es gibt Projekte, die besser klappen. Betrachtet man den Input – 134.000 Euro – und den Output – ein Job -, liegt das auf der Hand. Natürlich kann man kritisieren, dass ausgerechnet jenen Jugendlichen geholfen wurde, die im Zuge der Halloween-Randale ungut aufgefallen waren.
Aber was ist die Alternative? Zuwarten, bis diese Problem-Jugendlichen endgültig kriminell sind? Und dann lauthals fordern, dass alle eingesperrt werden müssen und der Schlüssel gleich weggeworfen wird?
Wie eine Gesellschaft mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht, zeigt, wie stark sie tatsächlich ist. Ein „Geschmäckle“ bleibt freilich, wenn der ehemalige AMS-Chef in der Pension bei einem lobenswerten Projekt finanziell ordentlich mitschneidet.
Gut gemeint ist nicht immer gut getan. Den Halloween-Krawallmachern eine Beschäftigung anzubieten, ist mit Sicherheit der richtige Ansatz. Ob jemand, der auf der Straße grölend mit Steinen nach Polizisten wirft, dadurch besonders Talent als Programmierer offenbart, darf jedoch bezweifelt werden.
Sinnvoller wäre, dass jemand, der unserer Gesellschaft Schaden zufügt, lernt, sich positiv in dieser einzubringen. Warum nicht mit Aufgaben, die jenen des Zivildienstes ähneln? Warum sollte ein Asylwerber nicht lernen, Verletzte im Rettungswagen zu versorgen oder als Pflegekraft Kranken, Alten oder Beeinträchtigten zur Seite zu stehen. An einer wirtschaftlichen Rezession würden Bemühungen in diese Richtung kaum scheitern.
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