Die islamistische Hamas hat vorerst die Freilassung weiterer israelischer Geiseln gestoppt. Das könnte mehrere Gründe haben, etwa die Verhandlungsposition bei den Gesprächen mit Israels Regierung zu verbessern. Es gibt Anzeichen, dass die Hamas noch einlenken könnte.
Um ihre Herrschaft zu sichern, will die Palästinenserorganisation zunächst eine Vereinbarung über ein dauerhaftes Ende des Krieges im Gazastreifen. Zuletzt entstand jedoch der Eindruck, dass Israels Regierung die Verhandlungen über die zweite Phase der Waffenruhe-Vereinbarung verzögert, die dies erreichen sollte. Viele Analystinnen und Analysten sehen die Ankündigung über den Stopp der Freilassung weiterer Entführter als Versuch, die Verhandlungsposition zu verbessern.
Ihnen nach wäre die Wiederaufnahme der Kämpfe eine Katastrophe für die Zivilpersonen im Gazastreifen. Viele von ihnen sind gerade erst in ihre weitgehend zerstörten Wohngebiete im Norden zurückgekehrt. Der israelische Experte Avi Melamed spricht von einem „Nervenkrieg“ zwischen Israel und der Hamas.
Netanyahu innenpolitisch unter Druck
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu könnte sich allerdings gezwungen sehen, den Krieg gegen die Hamas wieder aufzunehmen. Sollte er einer zweiten Phase der Waffenruhe-Vereinbarung zustimmen, würde seine rechtsreligiöse Koalition vermutlich zerbrechen. Die ultrarechten Partnerinnen und Partner fordern weitere Kämpfe.
Neuwahlen wären für Netanyahu ein Desaster. Die Öffentlichkeit mache ihn dafür verantwortlich, dass die Geiseln so lange in Gefangenenschaft geblieben seien, und dass der Zustand der letzten drei Freigelassenen so schlecht sei, sagte Melamed. Israels Regierung strebe mit der Zerstörung der Hamas und der Freilassung der Geiseln zwei Ziele an, die sich gegenseitig ausschließen würden.
Benjamin Netanyahu könnte sich aus innenpolitischen Erwägungen gezwungen sehen, den Krieg gegen die Hamas wieder aufzunehmen.
Nahost-Experte Avi Melamed
76 Geiseln sind noch in Gewalt der Hamas, davon laut Schätzungen höchstens noch 40 am Leben. Sie bleiben das wichtigste Druckmittel der Hamas gegenüber Israel.
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